Die Corona-Pandemie hat die Welt fest im Griff. Neben dem menschlichen Leid stellen sich auch vielfältige Fragen nach den ökonomischen Auswirkungen. Der Blick auf die IW-Konjunkturampel liefert uns bislang noch keine Informationen über das aktuelle Ausmaß der Krise. Vielmehr signalisiert die Ampel, aus welcher wirtschaftlichen Situation heraus wir in diese Krise gleiten.
IW-Konjunkturampel: Unbefahrenes Gewässer
Das liegt daran, dass die Konjunkturdaten erst immer mit einer zeitlichen Verzögerung zur Verfügung stehen. So haben wir über die gegenwärtige Lage im März 2020 eine Reihe von statistischen Informationen erst im Mai zur Verfügung.
Derzeit ringen Ökonomen nur noch um Orientierung. Das was sich da aktuell zusammenbraut dürfte völlig neu für alle sein. Zunächst standen der Nachfrageeinbruch in China und ausbleibende Zulieferungen aus Asien im Vordergrund. Dann verschob sich der Fokus auf Italien und mehr und mehr auf die großen Länder in Europa. Mittlerweile wurde auch die USA von der Epidemie erfasst. Das soziale und wirtschaftliche Leben kommt in allen großen Volkswirtschaften mehr und mehr zum Erliegen. Das ist nicht zu vergleichen mit der globalen Finanzmarktkrise von 2009. Es zeigt sich Tag für Tag, dass es nicht mehr nur die Auslandsgeschäfte einschließlich der Zulieferungen in den internationalen Wertschöpfungsketten sind, die sich wie Mehltau auf das Wirtschaftsleben legen. Es kommen vielmehr auch die Binnenmärkte zum Erliegen. Die auch im Inland weit gespannten Verflechtungen kommen durch die eingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten und Verzögerungen unter große Anspannung. Das ist unbefahrenes Gewässer, und nicht vergleichbar mit den bislang bekannten spezifischen Angebots- und Nachfrageschocks. Vielmehr erleben wir die Entladung von Angebots- und Nachfrageschocks zur gleichen Zeit und in voller Breite.
Soweit man über die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung spekuliert, wird ein Einbruch der Weltwirtschaft in diesem Jahr unvermeidbar sein. Ab März dreht die deutsche Wirtschaft für ein paar Monate in die Rezession. Wie stark ist offen.
Die Maßnahmen der Bundesregierung sind richtig und wichtig. Es gibt keine ernsthafte Alternative zu den gegenwärtig vorgenommenen Stabilisierungsmaßnahmen. Das Gesundheitssystem muss jetzt funktionieren. Die Kurzarbeit stabilisiert Beschäftigung, Einkommen und Konsum. Die Maßnahmen zur Liquiditätssicherung sollen das Überleben von Unternehmen gewährleisten und damit auch die Erholungsschancen nach der unmittelbaren Krise. Diese Maßnahmen schaffen auch Vertrauen und verhindern sich selbst verstärkende Abwärtsspiralen. Sorge bereitet vielmehr, dass die Weltwirtschaft in den letzten Jahren vor allem durch den Protektionismus und Nationalismus sowieso schon geschwächt war. Hier liegen jetzt auch die große Chance und die Verantwortung, die Weichen für eine schnelle Erholung nach der unmittelbaren Corona-Krise neu zu stellen.
Eine Agenda für die neue Legislaturperiode: Wettbewerbsfähigkeit und Transformation
Das deutsche Geschäftsmodell, geprägt durch eine industriebasierte, dienstleistungsergänzte, exportorientierte und regional balancierte Struktur, steht unter erheblichem Druck. Seit 2018 schrumpft die Industrieproduktion, während die Bruttowertschöpfung zwar ...
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Ohne Schwung
In einem Gastbeitrag für die Fuldaer Zeitung rechnet IW-Konjunkturexperte Michael Grömling damit, dass die deutsche Wirtschaft angesichts hoher Kosten, politischer Unordnung und zahlreicher Unsicherheiten auch im neuen Jahr nicht aus der Krise kommt.
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