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(© Foto: iStock)
Michael Grömling in den VDI-Nachrichten Gastbeitrag 20. September 2019

IW-Konjunkturampel: Keine Trendwende in Sicht

Die wirtschaftliche Lage in allen Weltregionen trübt sich weiter ein, schreibt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling in einem Gastbeitrag für die VDI Nachrichten.

Die Rückwärtsbewegungen in der deutschen Industrie halten an. Im zweiten Quartal 2019 unterschritt die Industrieproduktion das entsprechende Vorjahresvolumen um 5 %. Wichtige Frühindikatoren in der IW-Konjunkturampel wie die industriellen Auftragseingänge und der Einkaufsmanagerindex verzeichnen bereits seit dem Jahreswechsel 2017/2018 einen mehr oder weniger durchgängigen und teils heftigen Rückgang.

Bislang ist eine unmittelbar anstehende Trendumkehr nicht sichtbar. In diesem Jahr dürfte die Produktion des verarbeitenden Gewerbes das Vorjahresvolumen in einer Größenordnung von 3 % bis 4 % unterschreiten. Mit Ausnahme des Krisenjahres 2009 wäre dies der stärkste Rückgang im vergangenen Vierteljahrhundert.

Zwei Erklärungen sind schnell bei der Hand: Zum einen finden im Automobilbereich Produktionsanpassungen statt. Die Produktion lag hier im zweiten Quartal 2019 um fast 14 % unter dem entsprechenden Vorjahreswert. Während im zweiten Halbjahr 2018 die Verzögerungen bei einem neuen weltweiten Zulassungsverfahren der Branche zusetzten, machen sich nunmehr strukturelle Anpassungen – verstärkt durch die Diesel- und Klimadebatte – bemerkbar. Zum anderen bekommt die deutsche Industrie insgesamt aufgrund ihrer globalen Ausrichtung die sich abkühlende Weltkonjunktur unmittelbar zu spüren. Geopolitische Verunsicherungen und offen ausgetragene Handelskonflikte belasten die Investitionsneigung rund um den Globus. Dies hat dem deutschen Exportgeschäft sichtlich den Schwung genommen.

„2019 dürfte die Produktion im verarbeitenden Gewerbe das Vorjahresvolumen um 3 % bis 4 % unterschreiten.“

Die Aussichten für die Weltkonjunktur haben sich zuletzt weiter eingetrübt, das zeigt die IW-Konjunkturampel sehr deutlich: Im Euroraum gibt es kein grünes Licht mehr. Vielmehr stehen derzeit alle Zeichen auf Stillstand. Die gesamte europäische Industrie ist mit der nachlassenden Nachfrage nach Investitionsgütern (einschließlich Fahrzeugen) konfrontiert. Und natürlich wird die Konjunktur durch die anhaltenden Unsicherheiten mit Blick auf das Vereinigte Königreich und Italien beeinträchtigt.

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Auch für die USA hat sich die Zuversicht zuletzt verflüchtigt. Allenfalls der Konsum konnte noch zu - legen, aber auch hier wurden die Verbraucher zuletzt skeptischer.

Die Zeiten des gewohnten Grüns in der China-Ampel sind derzeit wohl vorbei. Die Handelsauseinandersetzungen treffen die chinesischen Ausfuhren, die chinesische Industrie und die Zuversicht der Einkaufsmanager in den Betrieben. Die vielfältigen geopolitischen Verunsicherungen, die sich eintrübenden Weltwirtschaftsperspektiven, die starken Produktionsrückgänge in der Industrie und die gesamtwirtschaftliche Seitwärtsbewegung hierzulande bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die heimische Investitionstätigkeit. Diese wird zudem durch die Verunsicherung der Unternehmen im Hinblick auf wichtige Standortrahmenbedingungen gedämpft.

Auf fehlende Fachkräfte, verteilungspolitisch motivierte Kostenbelastungen, Verunsicherungen durch die Energie- und Klimapolitik reagieren die Firmen mit Vorsicht. Den großen Herausforderungen – etwa durch den Klimawandel – kann aber nur mit Investitionen und Innovationen wirksam begegnet werden.

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