Die IW-Konjunkturampel zeigt eine zunehmende Zahl an Aufträgen und eine steigende Produktion, schreibt IW-Konjunkturforscher Michael Grömling in den VDI-Nachrichten.
Die Konjunktur am Limit
Bei allen Produktionsindikatoren waren zuletzt signifikante Verbesserungen gegenüber den vorhergehenden drei Monaten zu beobachten – die Ampel leuchtet Grün.
Die Industrie, die für Deutschland nach wie vor der konjunkturelle Taktgeber ist, verzeichnete in jüngster Zeit eine zunehmende Zahl an Aufträgen und eine steigende Produktion. Damit dürfte nach einer längeren Stagnationsphase endlich wieder ein relativ gutes Wachstumsjahr in den Büchern der deutschen Industrie festgehalten werden.
Auch der Konsum sorgt weiterhin für eine gute Stimmung. Nicht zuletzt haben auch die Investitionen wieder zugelegt. Die Exporte bewegen sich stabil auf einem hohen Niveau.
Deutschland befindet sich somit im fünften Aufschwungsjahr. Die Wende wurde nach dem ersten Quartal 2013 vollzogen. Seitdem legt die gesamtwirtschaftliche Produktion zu. Die Beschäftigung hat hierzulande mit knapp 44,5 Millionen Erwerbstätigen ein Rekordniveau erreicht. Das sind gut 4 Millionen Personen mehr als vor zehn Jahren. Aller Voraussicht nach wird die deutsche Wirtschaft auch im kommenden Jahr stetig zulegen und dann ihr sechstes Wachstumsjahr in Folge absolvieren. Eine vergleichbar lange Phase stetigen Wachstums gab es allenfalls in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre.
„Deutlich werden die gesamtwirtschaftlichen Überlastungen bei der Arbeitsmarktentwicklung.“
Nicht nur der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) warnt vor diesem Hintergrund in seinem aktuellen Jahresgutachten vor einer zunehmenden Überhitzung der deutschen Wirtschaft. Die Kapazitätsauslastung liegt deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Insbesondere in der Bauwirtschaft trifft eine hohe Nachfrage auf kaum noch ausdehnbare Produktionsmöglichkeiten.
Deutlich werden die gesamtwirtschaftlichen Überlastungen bei der Arbeitsmarktentwicklung. Sie liefert handfeste Hinweise auf nahezu erschöpfte Potenziale, was auch die IW-Konjunkturampel signalisiert: Bei der Beschäftigung und bei der Arbeitslosigkeit gibt es seit geraumer Zeit meist nur gelbe Felder – sprich: es bewegt sich nichts. Zum einen kommt der Abbau der Arbeitslosigkeit kaum noch voran.
Die vorhandenen Qualifikationen von Arbeitslosen und die erforderlichen Profile scheinen oftmals nicht zusammenzupassen. Dies spiegelt auch die gleichzeitig hohe Anzahl an offenen Stellen wider. Zuletzt waren in Deutschland gut 750 000 Vakanzen gemeldet.
Zum anderen stockt der Beschäftigungsaufbau hierzulande wegen fehlender Fachkräfte. Das wesentliche Problem bei der aktuellen Diskussion über eine überbeanspruchte Volkswirtschaft sind offensichtlich fehlende qualifizierte Arbeitskräfte.
Strukturelle Probleme deckeln also die konjunkturelle Dynamik – und das obwohl die demografischen Anpassungslasten erst noch anstehen.
Trotz schwacher Konjunktur: Betriebe möchten teils mehr Personal einstellen
Jeder achte Betrieb plant, die Beschäftigung auszubauen, obwohl ein gleichbleibendes oder sogar sinkendes Produktionsniveau erwartet wird. Das offenbart die IW-Konjunkturumfrage im Frühjahr 2024.
IW
Determinanten der Personalplanung in Deutschland
Der deutsche Arbeitsmarkt ist seit dem Jahr 2005 auf Wachstumskurs. Eine Ausnahme bildet die Corona-Delle zwischen 2020 und 2022. Schon im Jahr 2023 erreichte der deutsche Arbeitsmarkt die neue Rekordmarke von fast 46 Millionen Erwerbstätigen.
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