Die deutsche Wirtschaft kommt nicht aus der Spur – obwohl sich die weltpolitischen Rahmenbedingungen verschlechtert haben, schreibt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling in einem Gastbeitrag für die vdi-Nachrichten.
IW-Konjunkturampel: Der Optimismus dominiert
Die protektionistische Tonart der US-Administration provoziert einen globalen Handelskonflikt. Dies kann weitere Problemlagen wie eine Finanzmarktkrise in China oder in Europa nach sich ziehen.Nicht zuletzt gefährden die politische und ökonomische Lage in Italien und die nach wie vor bestehenden Unsicherheiten über die Gestaltung des Brexits die wirtschaftliche Erholung und Stabilität in Europa. Eine Reihe von geopolitischen Anspannungen sorgt für weitere ökonomische Unsicherheit. Die Weltwirtschaft erscheint derzeit robust, sie ist aber anfällig.
Bislang zeigt die deutsche Wirtschaft eine hohe Widerstandskraft. Diese resultiert auch aus dem breiten binnenwirtschaftlich getragenen Aufschwung, der weiterhin anhält. Gemäß der aktuellen Frühjahrsprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft wird das reale Bruttoinlandsprodukt 2018 in Deutschland um gut 2 Prozent zulegen. Dabei werden anhaltend gute, aber keine sich weiter aufhellenden Außenwirtschaftsperspektiven unterstellt. Das zeigt die aktuelle IW-Konjunkturumfrage, an der sich über 2.800 Firmen beteiligt haben. Die Investitionstätigkeit in Deutschland bleibt demnach deutlich nach oben gerichtet: 45 Prozent der Betriebe erwarten höhere Investitionen als im Vorjahr, nur 11 Prozent niedrigere. Der Saldo aus positiven und negativen Meldungen liegt nahe an den Rekordwerten früherer Aufschwungsphasen. Auch die Beschäftigungspläne haben ein Rekordhoch erreicht. Damit wird der Private Konsum weiterhin hohe Wachstumsschübe leisten. Die gute Arbeitsmarktentwicklung zeigt sich nach wie vor in der IW-Konjunkturampel. Die Beschäftigung steigt und die Arbeitslosigkeit sinkt. Die Arbeitslosenquote blieb zuletzt zwar konstant, aber auf dem niedrigen Niveau von 5,7 Prozent.
Mit Blick auf die vergangenen Monate waren die Konjunkturindikatoren für die deutsche Industrie eher moderat. Die IW-Konjunkturampel weist für die Industrieproduktion sogar ein rotes Signal auf, also einen Rückgang. Dabei gilt aber zu beachten, dass die vorhergehenden Monate ein hohes Ausgangsniveau bieten und sich offensichtlich in den ersten Monaten dieses Jahres auch krankheitsbedingte Produktionsausfälle bemerkbar machten.
Gleichwohl sind die Produktionsperspektiven der Industrieunternehmen für das gesamte Jahr 2018 als optimistisch zu bewerten. Im Rahmen der IW-Konjunkturumfrage haben die Industriefirmen die besten Geschäftsperspektiven für das Jahr 2018: Gut 59 Prozent rechnen mit einem Produktionsplus und 9 Prozent mit einem Minus. Innerhalb der Industrie strotzen die Investitions-güterfirmen vor Optimismus. Während 64 Prozent von einem Zuwachs ausgehen, sehen nur gut 6 Prozent einen Rückgang. Im Baugewerbe erwarten ebenfalls nur 6 Prozent eine gerin-gere Wertschöpfung und 41 Prozent einen Anstieg in 2018. Unter den Dienstleistungsfirmen sind 47 Prozent optimistisch und knapp 8 Prozent pessimistisch gestimmt.
Eine Eskalation der aktuellen Handelsauseinandersetzungen mit weitergehenden globalen negativen Auswirkungen kann diesen Optimismus aber brechen – und die handelsoffene deutsche Industrie empfindlich treffen.
Schrumpfen statt wachsen: Deutschlands Wirtschaft in der Krise
Deutschland steckt weiter in einer Wirtschaftskrise. Die Wirtschaftszahlen verheißen nichts Gutes, Stagnation oder gar Rezession. Muss sich Deutschland ökonomisch und technologisch neu erfinden? Darüber diskutieren IW-Direktor Michael Hüther, die ...
IW
Herbstprojektion 2024: „Prognosen sind keine Glaskugeln”
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck präsentierte die Konjunkturprognose 2024 der Bundesregierung. Eine Einschätzung dazu gibt IW-Geschäftsführer Hubertus Bardt im Gespräch mit phoenix.
IW