Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels kann Zuwanderung einen zentralen Beitrag zur langfristigen Sicherung des Wohlstands in Deutschland leisten. Berechnungen des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage (SVR, 2011) zufolge könnte eine jährliche Nettozuwanderung von 200.000 Personen die Potenzialwachstumsrate gegen-über einem Basisszenario mit 100.000 Nettozuwanderern langfristig um bis zu 0,4 Prozentpunkte erhöhen. Dabei dürfte der Effekt noch positiver sein, wenn in Zukunft verstärkt gut qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland zuwandern, die Engpassqualifikationen mitbringen oder in Deutschland erwerben. Diese Stärkung der Wirtschaftsleistung kommt langfristig nicht nur den Unternehmen zugute, sondern verbessert auch die Einkommens- und Beschäftigungsperspektiven von Arbeitnehmern in Deutschland und stärkt die finanzielle Basis der öffentlichen Hand. So kann langfristig auch die Abgabenlast für Arbeitnehmer und Arbeitgeber sinken.
Derzeit gelingt es Deutschland sehr gut, Personen aus dem Ausland für den hiesigen Arbeitsmarkt zu gewinnen. So dürfte die Nettozuwanderung im Jahr 2014 deutlich über 450.000 Personen gelegen haben. Vor diesem Hintergrund erscheint es auf den ersten Blick nicht notwendig, die Zuwanderung durch gezielte Maßnahmen weiter zu fördern. Allerdings ist die starke Zuwanderung der Jahre 2013 und 2014 zu großen Teilen auf besondere Umstände wie die Wirtschaftskrise in Südeuropa zurückzuführen, sodass in den nächsten Jahren mit einem deutlichen Rückgang zu rechnen ist. Daher sollten bereits heute Schritte unternommen werden, um in Zukunft verstärkt Fachkräfte aus demografiestarken Ländern zu gewinnen, die auch langfristig ein großes Arbeitskräftepotenzial bieten. Hierzu sollte Deutschland den zuwanderungsrechtlichen Rahmen weiterentwickeln, gezielt Fachkräfte aus dem Ausland ansprechen und eine Willkommenskultur leben, die Zuwanderern an ihren Bedarfen und Wünschen orientierte Integrationsangebote macht.