Die Bevölkerungsalterung lässt einen weiteren Anstieg der Pflegefallzahlen erwarten: Wird allein die Auswirkung des demografischen Wandels auf die Pflegefallzahlen simuliert, nimmt die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2035 auf gut vier Millionen zu.
Simulation bis 2035: Die Entwicklung der Pflegefallzahlen in den Bundesländern
IW-Report
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Die Bevölkerungsalterung lässt einen weiteren Anstieg der Pflegefallzahlen erwarten: Wird allein die Auswirkung des demografischen Wandels auf die Pflegefallzahlen simuliert, nimmt die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2035 auf gut vier Millionen zu.
Selbst wenn sich die Pflegebedürftigkeit mit zunehmender Lebenserwartung in höhere Lebensalter verschiebt, müsste noch mit knapp 3,9 Millionen Pflegebedürftigen gerechnet werden. Die Simulationsrechnungen verdeutlichen zudem, dass eine wirkliche Entspannung der Lage in keinem Bundesland zu erwarten ist, alle müssen sich auf einen Zuwachs der Zahl der Pflegebedürftige einstellen.
Vor diesem Hintergrund gilt es, die gegenwärtigen Strukturen bereits jetzt noch einmal kritisch dahingehend zu überprüfen, ob sie diesen künftigen Anforderungen gerecht werden. Denn zu erwarten, dass diese zusätzlichen Pflegebedürftigen alle „informell“, das heißt ausschließlich von Angehörigen gepflegt werden, ist bereits vor dem gegenwärtigen Hintergrund ein eher unrealistisches Szenario. Je nach Bundesland werden heute nur zwischen 40 und rund 55 Prozent der Pflegebedürftigen informell gepflegt (Kochskämper, 2018, 6), dieser Anteil hat sich in den letzten 15 Jahren nicht bedeutend verändert.
Deshalb ist schon heute darüber nachzudenken, wie dieser Anstieg an Pflegefallzahlen bewältigt werden kann. In der Pflicht sind dabei neben dem Bund noch weitere Akteure:
- Die Länder, da sie die Rahmenbedingungen für die Anbieter ambulanter und stationärer Versorgung gestalten, und somit maßgeblich dafür verantwortlich sind, ob sich und wie sich in diesem Bereich engagiert wird. In einigen Ländern werden die Anreize gegenwärtig zugunsten der ambulanten Pflege und auf Kosten der stationären Pflege gestärkt. Damit wird die Hoffnung auf eine kostengünstigere Versorgung verbunden, ist doch die Personalintensität im stationären Bereich bundesweit fast doppelt so hoch. Gleichzeitig scheint es dem Wunsch vieler zu entsprechen, möglichst lange im häuslichen Umfeld versorgt zu werden. Es ist jedoch problematisch, eine Versorgungsart gegen die andere auszuspielen. Denn es ist nicht klar, ob auch in Zukunft informeller Pflege im gleichen Umfang geleistet werden kann. Diese wird nach wie vor größtenteils von Angehörigen übernommen, selbst ambulant Versorgte werden in den meisten Fällen ergänzend betreut. Gefragt ist daher eine Regulierung, die offen gegenüber der Versorgungsform ist und gleichzeitig genug Freiraum für die verschiedenen Akteure schafft – seien es Pflegeanbieter, Kommunen, gemeinnützige Vereine und andere – Konzepte vor Ort zu entwickeln.
- Die Träger der Sozialhilfe, da sie über die Höhe der Vergütung der Anbieter professioneller Pflege mitentscheiden und deshalb mitverantwortlich sind, ob sich dieses Angebot rechnet.
- Die Kommunen, da sie die Lage vor Ort am besten einschätzen können und grundsätzlich in der Lage sind, innovative Konzepte sowohl in der Versorgung von Pflegebedürftigen als auch in der Prävention auszuprobieren, die für die jeweiligen Einwohner und ihre spezifisches Umfeld am besten geeignet sind. Auch kennen Sie die Akteure vor Ort und können sie am besten in die Entwicklung regionenspezifischer Modelle miteinbeziehen.
Susanna Kochskämper: Die Entwicklung der Pflegefallzahlen in den Bundesländern – Eine Simulation bis 2035
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