Die Corona-Krise macht der chinesischen Wirtschaft schwer zu schaffen. Der chinesische Außenhandel brach im Januar und Februar 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 11 Prozent ein. Die schwachen Handelszahlen Chinas haben auch Konsequenzen für Deutschland: Der Handel zwischen diesen beiden großen Handelspartnern hat sich im gleichen Zeitraum um 19,4 Prozent reduziert.
Corona-Krise und die chinesische Wirtschaft: Dramatische Auswirkungen
IW-Kurzbericht
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Die Corona-Krise macht der chinesischen Wirtschaft schwer zu schaffen. Der chinesische Außenhandel brach im Januar und Februar 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 11 Prozent ein. Die schwachen Handelszahlen Chinas haben auch Konsequenzen für Deutschland: Der Handel zwischen diesen beiden großen Handelspartnern hat sich im gleichen Zeitraum um 19,4 Prozent reduziert.
Das Corona-Virus ist erstmals im Dezember in Wuhan aufgetreten. Von dort aus hat es sich im Eiltempo weltweit ausgebreitet. Obwohl sich in den letzten Tagen die Situation in China spürbar verbessert hat (weniger Neuinfektionen, weniger Todesfälle), sind die Folgen für die Wirtschaft verheerend. Einerseits haben die konsequenten Maßnahmen der chinesischen Regierung dazu geführt, dass sich die Verbreitung des Virus erheblich verlangsamt hat. Andererseits haben diese notwendigen Maßnahmen zu einer Lähmung der chinesischen Wirtschaft geführt.
Chinesische Wirtschaft massiv einge-brochen
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie befindet sich die chinesische Wirtschaft in den betroffenen Regionen im Krisen-Modus: geschlossene Fabriken, unterbrochene Lieferketten – eine lahmgelegte Wirtschaft. Die jüngsten Konjunkturdaten des chinesischen Statistikamts zeigen, dass die chinesische Industrieproduktion im Januar und Februar um 13,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen ist. Dies entspricht dem größten Einbruch innerhalb der letzten drei Jahrzehnte. Beispielsweise gingen die Anlageinvestitionen um 24,5 Prozent zurück. Zum Vergleich: Im Dezember 2019 gab es noch ein Plus von 5,4 Prozent verglichen mit Dezember 2018. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe (Purchasing Manager Index Manufacturing) in China hat im Februar einen Wert von nur 35,7 Prozent erreicht, was einem Rückgang von 14,3 Prozentpunkten im Vergleich zum vorherigen Monat entspricht. Der Einkaufsmanagerindex von über 50 Prozent spiegelt wider, dass das Verarbeitende Gewerbe expandiert. Der Index von weniger als 50 Prozent wiederum ist der Indikator für eine schrumpfende Wirtschaft. Der Einkaufsmanagerindex im Dienstleistungssektor hat einen noch geringeren Wert von 29,6 Prozent erzielt (24,5 Prozentpunkte geringer als im Januar). Chinas Dienstleistungssektor fällt damit aufgrund des jüngsten Ausbruchs von Covid-19 auf ein Allzeittief. Die Corona-Pandemie macht der chinesischen Wirtschaft schwer zu schaffen.
Chinesische Handelszahlen im Sinkflug
Die Tabelle zeigt die chinesischen Handelsdaten des Zollamts für Januar und Februar in diesem Jahr sowie ihre prozentuale Veränderung gegenüber Januar und Februar 2019. Laut der Pekinger Zollverwaltung ist der chinesische Außenhandel im Januar und Februar stark zurückgegangen – 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Januar und Februar 2020 wurden insgesamt Waren im Wert von rund 292,4 Milliarden US-Dollar aus der Volksrepublik China exportiert. Gleichzeitig importierte China Waren im Wert von 299,5 Milliarden US-Dollar, was auch dazu beitrug, dass China im Januar und Februar ein erhebliches Handelsbilanzdefizit von rund 7,1 Milliarden US-Dollar verbuchen musste (das erste Defizit seit März 2018). Die Exporte reduzierten sich massiv um 17,2 Prozent. Diese Entwicklung hatte auch Implikationen für die wichtigsten Handelspartner Chinas. Vor allem war der Außenhandel mit der Europäischen Union stark beeinträchtigt. Dies spiegelte sich durch ein Minus von 15,5 Prozent im Vergleich zum Januar und Februar im Vorjahr wider. China importierte 15,8 Prozent weniger Waren aus Deutschland in den ersten zwei Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig reduzierten sich die Exporte noch mehr. Hier war ein Einbruch in Höhe von 24,1 Prozent festzustellen. Somit erreichte der Handel zwischen beiden Ländern nur noch einen Wert von insgesamt 23,5 Milliarden US-Dollar.
Frachtverkehr stark eingeschränkt
Aufgrund der Corona-Pandemie sind laut den chinesischen Zollbehörden die gesamten Ein- und Ausfahrten im Januar und Februar 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stark eingebrochen: Schiffsverkehr um –20 Prozent, Kraftverkehr um –45 Prozent, Flugverkehr um –28 Prozent und Schienenverkehr um rund –2 Prozent. Der internationale Handel verläuft größtenteils über die Seewege. Demnach ist deutlich erkennbar, dass auch der internationale Handelsschifffahrtsverkehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Corona-Pandemie sorgt weltweit für wesentliche Einschränkungen und verschärft die Regeln. Viele Transportfahrten werden ersatzlos gestrichen und eine große Anzahl von eintreffenden Schiffen kann nicht einmal in chinesischen Häfen anlegen. Diese Entwicklung wird zukünftig erhebliche Konsequenzen mit sich bringen, was wiederum einen starken negativen Einfluss auf die Versorgung mit Gütern haben könnte.
Wirtschaftliche Herausforderungenbleiben groß
Die Anzahl der Neuinfizierten und Todesfälle sinkt, Geschäfte in den betroffenen Regionen werden langsam wieder geöffnet und diverse Unternehmen nehmen ihre Produktion wieder auf. Die chinesische Wirtschaft ist von einer Normalität jedoch noch weit entfernt. Die wirtschaftlichen Schäden sind enorm und die Wirtschaft wieder zu beleben, wird kein einfaches Unterfangen sein. Viele Unternehmen sind zahlungsunfähig, Lieferanten sind nicht mehr lieferfähig, zahlreiche Beschäftigte müssen (un)bezahlten Urlaub nehmen, die Konsumnachfrage ist gering und Mobilitätsrestriktionen gibt es immer noch. Die weltweite Corona-Pandemie wird gleichzeitig dazu führen, dass sich die Nachfrage anderer Länder nach chinesischen Exporten reduzieren wird. Darüber hinaus wird kritisiert, dass die fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen der chinesischen Regierung nicht ausreichen, um die negativen wirtschaftlichen Konsequenzen abzumildern (FAZ, 2020). Die OECD-Ökonomen (2020) beispielsweise rechnen in China mit einer Wachstumsrate von nur noch 4,9 Prozent (oder sogar weniger) im Jahr 2020. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 betrug die Wachstumsrate 6,1 Prozent.
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