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Sarah Berger / Oliver Koppel IW-Kurzbericht Nr. 82 28. November 2017 Breitband-Internet: Ländliche Regionen holen zu langsam auf

Trotz aller Schwierigkeiten kommt der Breitband-Netzausbau in Deutschland voran: In den zurückliegenden zwei Jahren haben vier Millionen zusätzliche Haushalte eine Zugangsmöglichkeit erhalten. Doch ländliche Regionen weisen nach wie vor einen großen Rückstand auf.

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Ländliche Regionen holen zu langsam auf
Sarah Berger / Oliver Koppel IW-Kurzbericht Nr. 82 28. November 2017

Breitband-Internet: Ländliche Regionen holen zu langsam auf

IW-Kurzbericht

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Trotz aller Schwierigkeiten kommt der Breitband-Netzausbau in Deutschland voran: In den zurückliegenden zwei Jahren haben vier Millionen zusätzliche Haushalte eine Zugangsmöglichkeit erhalten. Doch ländliche Regionen weisen nach wie vor einen großen Rückstand auf.

Die Verfügbarkeit von Breitband-Internet ist entscheidend, um die Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich meistern zu können. Deutschlandweit stand Mitte 2017 bereits 31,3 Millionen oder 76,9 Prozent aller Haushalte ein Zugang zum Breitband-Internet zur Verfügung, also eine Internetverbindung mit mindestens 50 Mbit/s. Im Vergleich zur Situation Mitte 2015 haben damit rund 4 Millionen zusätzliche Haushalte einen Breitbandzugang erhalten (Tabelle). Ein Teil dieser Entwicklung ist allerdings auf rein demografische Effekte zurückzuführen. Bedingt durch Zuwanderung und den Trend zu Single-Haushalten ist die Anzahl der Haushalte in Deutschland in den zurückliegenden 2 Jahren um 1,06 Millionen gestiegen (GfK GeoMarketing, v.J.). Und so entfallen von den 4 Millionen zusätzlichen Breitband-Haushalten 18 Prozenz oder rund 0,7 Millionen auf solche Haushalte, die bereits existierende Strukturen zusätzlich nutzen. Unbenommen dessen beläuft sich der ausbaubedingte Zuwachs auf stattliche 3,3 Millionen Haushalte oder 82 Prozent der 4 Millionen.

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In kreisfreien Großstädten, die im Vergleichszeitraum eine besonders starke allgemeine Zunahme an Haushalten zu verzeichnen hatten, überwiegt sogar der rein demografische Effekt: hier steht insgesamt rund 680.000 zusätzlichen Haushalten Breitbandinternet zur Verfügung, 53 Prozent davon nutzen jedoch bereits seit 2015 bestehende Strukturen und nur 47 Prozent sind Resultat des Netzausbaus. In städtischen Kreisen können dagegen 87 Prozent der zusätzlichen Breitband-Haushalte durch echten Netzausbau erklärt werden, in ländlichen Kreisen mit Verdichtungsansätzen 89 Prozent und in dünn besiedelten ländlichen Kreisen sogar 93 Prozent. In Absolutwerten betrachtet erweisen sich städtische Kreise als Gewinner des Netzausbaus. Rund 1,7 von 3,3 Millionen der durch Netzausbau hinzugekommenen Breitband-Haushalte – und damit mehr als 50 Prozent - sind in einem städtischen Kreis entstanden, dabei entfallen lediglich 38 Prozent aller Haushalte insgesamt auf diesen Kreistyp (GfK GeoMarketing, 2017).

Apropos Netzausbau: In den zurückliegenden zwei Jahren konnte die Breitband-Versorgungsquote, also der Anteil aller Haushalte, denen Breitband-Internet zur Verfügung steht, deutschlandweit um 8,1 Prozentpunkte gesteigert werden. Die Tatsache, dass der entsprechende Anstieg in Großstädten gerade einmal 2,5 Prozentpunkte betrug, sollte angesichts der dort bereits sehr hohen Versorgungsquote nicht verwundern. Interessanter ist der Vergleich zwischen Regionen, in denen noch große Ausbaupotenziale vorhanden sind. Hierbei weisen dünn besiedelte ländliche sowie städtische Kreise mit einem Plus von jeweils rund 11 Prozentpunkten ein ordentliches jedoch identisches Ausbautempo auf. In ländlichen Kreisen mit Verdichtungsansätzen lag das Ausbautempo mit 9,9 Prozentpunkten sogar unterhalb des Vergleichswerts städtischer Kreise. Fazit: Im Vergleich zu städtischen Kreisen holen ländliche Regionen nicht auf. Und in der Konsequenz steigt auch die Breitband-Versorgungsquote noch immer deutlich mit dem regionalen Verdichtungsgrad an - von aktuell 59 Prozent in dünn besiedelten ländlichen Kreise auf knapp 91 Prozent in Großstädten.

Die Tatsache, dass die Versorgungsquote und das Ausbautempo in ländlichen Regionen zurückliegen, ist nicht zuletzt auch den Kosten des Leitungsbaus geschuldet. Der Großteil der Breitbandversorgung läuft kabelgebunden und je niedriger die Einwohnerdichte, desto weniger Haushalte können pro Meile Glasfaserkabel mit Breitbandinternet versorgt werden (vgl. Berger et al., 2017).

Insbesondere in Ostdeutschland (ohne Berlin) kommt der Netzausbau gut voran. Hier ist die Versorgungsquote um 12,1 Prozentpunkte auf 59,5 Prozent gestiegen, in Westdeutschland (ohne Berlin) um lediglich 7,8 Prozentpunkte auf 79,6 Prozent. Wenngleich zwar noch immer deutliche Unterschiede beim Versorgungsgrad existieren, so sind diese zumindest zurückgegangen. Und ein Großteil des Unterschieds zwischen Ost und West ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass Ostdeutschland deutlich stärker ländlich geprägt ist, was die Erschließung mit Breitband-Internet aus besagten Gründen erschwert.

Wie in vielen Großstädten – dort jedoch in der Regel auf höherem Niveau - stagniert auch der Ausbau in der Hauptstadt selbst. Mit einem Versorgungsgrad von 91 Prozent und einer Ausbaudynamik von gerade einmal einem Prozentpunkt während der zurückliegenden zwei Jahre erreicht Berlin in puncto Breitband-Internet lediglich Platz 40 von 67 im Vergleich aller kreisfreien Großstädte Deutschlands. Ein Ranking des aktuellen Versorgungsgrads gibt zusätzlich darüber Auskunft, welchen Platz ein bestimmter Kreis in einem Vergleich aller deutschen Landkreise und kreisfreien Großstädte belegt - und welchen er im direkten Vergleich mit anderen Kreisen seines eigenen Kreistyps belegt. Auch werden Versorgungsquote und Ausbaudynamik in einer digitalen Landkarte visualisiert. Die Regionen mit besonders hoher Ausbaudynamik finden sich dabei nahezu flächendeckend in Thüringen und im südlichen Brandenburg, vermehrt im Westen von Rheinland-Pfalz und im niederrheinischen Grenzgebiet Nordrhein-Westfalens sowie sporadisch im Osten Bayerns und im südlichen Teil Hessens. In 11 Landkreisen und kreisfreien Städten Deutschlands ist der Versorgungsgrad zwischen 2015 und 2017 übrigens sogar leicht gesunken. Ursachen hierfür können beispielsweise noch nicht erschlossene Neubaugebiete oder starker Zuzug in nur unterdurchschnittlich gut erschlossene Gemeinden innerhalb des betroffenen Kreises sein. Letzteres wiederum gilt verstärkt für Flüchtlinge, auf die ein Großteil der Zuwanderung und mithin auch der Gesamtzunahme bei der Haushaltsanzahl in den zurückliegenden zwei Jahren zurückzuführen ist.

Ralph Henger gilt ein herzlicher Dank für die Bereitstellung der Haushaltsdaten.

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