1. Home
  2. Studien
  3. Einkommensungleichheit: Wahrgenommene Ungleichheit und der Einfluss der Medien
Tobias Thomas / Matthias Diermeier / Henry Goecke / Judith Niehues in Wirtschaftspolitische Blätter Externe Veröffentlichung 23. April 2018 Einkommensungleichheit: Wahrgenommene Ungleichheit und der Einfluss der Medien

In vielen Ländern unterscheidet sich die wahrgenommene Ungleichheit von den tatsächlichen Verteilungsstatistiken. So vermuten 44 Prozent der Österreicher und 54 Prozent der Deutschen die meisten ihrer Mitbürger in der untersten Gesellschaftsschicht, obwohl tatsächlich in den beiden Ländern die Mittelschicht die größte Gruppe der Bevölkerung stellt.

Datei herunterladen
Externe Veröffentlichung
Wahrgenommene Ungleichheit und der Einfluss der Medien
Tobias Thomas / Matthias Diermeier / Henry Goecke / Judith Niehues in Wirtschaftspolitische Blätter Externe Veröffentlichung 23. April 2018

Einkommensungleichheit: Wahrgenommene Ungleichheit und der Einfluss der Medien

Artikel in Wirtschaftspolitische Blätter

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

In vielen Ländern unterscheidet sich die wahrgenommene Ungleichheit von den tatsächlichen Verteilungsstatistiken. So vermuten 44 Prozent der Österreicher und 54 Prozent der Deutschen die meisten ihrer Mitbürger in der untersten Gesellschaftsschicht, obwohl tatsächlich in den beiden Ländern die Mittelschicht die größte Gruppe der Bevölkerung stellt.

Zudem werden die Einkommensverhältnisse als zunehmend ungleicher wahrgenommen, obwohl die Einkommensverteilung nach Steuern und Transfers in Österreich und Deutschland nach verschiedenen Verteilungsmaßen, wie dem Gini-Koeffizient, dem P90/P10- und dem S80/S20-Verteilungsmaß, in den letzten zehn Jahren weitgehend unverändert geblieben ist. In Österreich hat die Ungleichheit sogar eher eine leicht rückläufige Tendenz.

Hinzu kommt, dass in Österreich und Deutschland durch Steuern und staatliche Transfers wesentlich kräftiger umverteilt wird als zum Beispiel in den Vereinigten Staaten. Während der Gini-Koeffizient vor staatlicher Umverteilung in allen drei Ländern sehr ähnlich und in den letzten Jahren kaum verändert um einen Wert von 0,5 liegt, führt staatliche Umverteilung in den Vereinigten Staaten dazu, dass die Einkommensungleichheit bezogen auf das Jahr 2015 von etwa 0,5 auf 0,39 gesenkt wird. In Deutschland hingegen wird die Einkommensungleichheit durch Steuern und staatliche Transfers auf knapp 0,29 reduziert, in Österreich sogar noch etwas mehr.

Die ähnliche Höhe der Ungleichheit vor staatlicher Umverteilung ergibt sich dabei nicht nur durch vergleichbare Ergebnisse der Marktprozesse in den drei Ländern. Die unterschiedliche Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme ist ein entscheidender Einflussfaktor auf die Einkommensverteilung auch vor staatlicher Umverteilung: Während viele Österreicher und Deutsche im Alter bereits eine gesetzliche Pension oder Rente beziehen, arbeiten US-Amerikaner in der Regel länger und erzielen noch Einkommen am Markt. Das wirkt sich egalisierend auf die Verteilung der Markteinkommen aus. Die tatsächliche Lohnspreizung vor Umverteilung fällt in den Vereinigten Staaten wesentlich höher aus als in Österreich oder Deutschland. Die Mittelschicht stellt dort keineswegs eindeutig die größte Gruppe der Gesellschaft. Trotzdem glauben mehr US-Amerikaner als Österreicher oder auch Deutsche, in einer idealtypischen Mittelschichtsgesellschaft zu leben. Insgesamt besteht über Ländergrenzen hinweg kein Zusammenhang zwischen wahrgenommener Ungleichheit und tatsächlicher Einkommensungleichheit. Zur Ungleichheit der Vermögensverteilung zeigt sich sogar eher ein entgegengesetzter Zusammenhang.

Datei herunterladen
Externe Veröffentlichung
Wahrgenommene Ungleichheit und der Einfluss der Medien
Tobias Thomas / Matthias Diermeier / Henry Goecke / Judith Niehues in Wirtschaftspolitische Blätter Externe Veröffentlichung 23. April 2018

Tobias Thomas / Matthias Diermeier / Henry Goecke / Judith Niehues: Einkommensungleichheit, wahrgenommene Ungleichheit und der Einfluss der Medien

Artikel in Wirtschaftspolitische Blätter

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Wer im Alter arbeitet, ist zufriedener
Ruth Maria Schüler in der Fuldaer Zeitung Gastbeitrag 20. April 2024

Wer im Alter arbeitet, ist zufriedener

IW-Expertin für soziale Sicherung und Verteilung, Ruth Maria Schüler, geht in einem Gastbeitrag für die Fuldaer Zeitung der Frage nach, warum der frühe Ausstieg aus dem Erwerbsleben kein Garant für das Lebensglück ist.

IW

Artikel lesen
Martin Beznoska / Judith Niehues / Ruth Maria Schüler / Maximilian Stockhausen Pressemitteilung 3. April 2024

Inflation: Rentner nicht stärker betroffen als andere Haushalte

Die Kaufkraft von Rentnern der Gesetzlichen Rentenversicherung sank in den vergangenen Jahren nicht stärker als bei anderen Haushalten. Während die Coronapandemie Rentner nicht so stark getroffen hat, führten die Preissteigerungen spätestens seit 2022 zu ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880