Ob Berliner Flughafen oder U-Bahn in Köln: Öffentlich geplante Großbauprojekte werden oft viel teurer und dauern länger als geplant. Eine gute Alternative ist die Beteiligung privater Investoren, zeigt ein Gutachten des IW Köln und des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Vorteile der privaten Beteiligung
Es ist ein Riesen-Stau und er wird immer größer: Rund 135 Milliarden Euro müssten die Kommunen in den kommenden Jahren in ihre Infrastruktur investieren, unter anderem in Straßen und Schulen (siehe Grafik) – und der Betrag steigt. Die Beteiligung privater Investoren an Infrastrukturprojekten kann die Politik dabei entlasten. So liegen beispielsweise die Projektkosten beim Autobahnbau über einen Zeitraum von 30 Jahren bei Öffentlich Privaten Partnerschaften (ÖPP) selbst bei vorsichtigen Annahmen um rund zehn Prozent niedriger als bei konventioneller Beschaffung. Dabei plant, baut und betreibt ein privater Investor die Infrastruktur und erhält dafür vom Staat eine Vergütung. „Das sorgt für mehr Effizienz, da alles aus einer Hand kommt“, erklärt IW-Experte Thilo Schaefer.
Die Schätzung basiert auf 14 Autobahn-Projekten im Wert von insgesamt 3 Milliarden Euro, die seit 2007 in Deutschland als ÖPP realisiert wurden. Dabei zeigt sich: Durchschnittlich sinken die Kosten für Bauprojekte, zudem wurde bei allen ÖPP auch die vertraglich vereinbarte Bauzeit eingehalten. „Viele ÖPP-Projekte wurden sogar schneller fertig als geplant“, sagt Schaefer.
Dabei gleichen die Einsparungen durch kürzere Bauzeiten und seltenere Reparaturen die höheren Finanzierungskosten des privaten Investors aus. „Bei einer ganzheitlichen Kosten-Nutzen-Betrachtung verkehrt sich der Finanzierungsvorteil der öffentlichen Hand ins Gegenteil“, sagt GDV-Chefvolkswirt Klaus Wiener. Bislang sind 3,6 Prozent aller deutschen Autobahnen als ÖPP realisiert worden. Allerdings könnte die Zahl in den nächsten Jahren auf mehr als zehn Prozent steigen, schätzen die IW-Ökonomen.
Der Investitionsrückstand der Kommunen
Insgesamt hatten die deutschen Kommunen 2015 einen Investitionsrückstand von rund 135 Milliarden Euro. So viel Prozent davon entfielen auf …
Die Grafik können Sie kostenlos auf Ihrer Webseite einbetten. Schreiben Sie onlineredaktion@iwkoeln.de
Tim Ockenga / Thomas Puls / Thilo Schaefer / Klaus Wiener: Volkswirtschaftlicher Nutzen privater Infrastrukturbeteiligungen – Analyse der Beteiligung Privater an der Infrastrukturfinanzierung
Gutachten mit dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft
„Mit einer Sparschwein-Mentalität kommen wir nicht weiter”
Im Interview mit ZEIT Online fordert IW-Direktor Michael Hüther milliardenschwere Investitionen in Straßen, Bahn und Bildung. Der Sparkurs von Finanzminister Christian Lindner sei ideologisch.
IW
Verkehrsminsterkonferenz: Sechs Zahlen, die zeigen, wie schlecht es um die Infrastruktur steht
Kaputte Straßen, verspätete Züge – und jetzt auch einstürzende Brücken. Die deutschen Verkehrswege sind in der Krise. Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen, wie ernst es um die Infrastruktur bestellt ist.
IW