1. Home
  2. Presse
  3. Pressemitteilungen
  4. Verteilung: Die Mär von der stetig steigenden Vermögensungleichheit
Zeige Bild in Lightbox
(© Foto: iStock)
Teilen Sie diesen Artikel:

oder kopieren Sie den folgenden Link:

Der Link wurde zu Ihrer Zwischenablage hinzugefügt!

Maximilian Stockhausen Pressemitteilung 17. Dezember 2019

Verteilung: Die Mär von der stetig steigenden Vermögensungleichheit

Glaubt man der öffentlichen Debatte, nimmt die Vermögensungleichheit in Deutschland seit Jahren ungebremst zu. Doch ein genauer Blick auf die Daten zeigt: Seit Beginn der 2000er Jahre ist sie nicht mehr gestiegen – und in den vergangenen Jahren ist sie eher gesunken als gestiegen, wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt.

Teilen Sie diesen Artikel:

oder kopieren Sie den folgenden Link:

Der Link wurde zu Ihrer Zwischenablage hinzugefügt!

Knapp zwei Drittel der Bundesbürger glaubten 2017, dass die Vermögensungleichheit in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Zugleich werden in der öffentlichen Debatte die Rufe nach einer Wiedereinführung der Vermögenssteuer lauter, um diesem vermeintlichen Trend entgegenzuwirken. Jüngst hat sich die SPD aus Gerechtigkeitsgründen dafür ausgesprochen. IW-Forscher haben nun Ergebnisse verschiedener Datensätze analysiert, darunter Daten des sozio-oekonomischen Panels (SOEP), einer Langzeitbefragung von rund 30.000 Personen. Das Bild ist eindeutig: Seit Anfang der 2000er Jahre ist die Vermögensungleichheit nicht gewachsen. 

Vermögenskonzentration stabil bis rückläufig

Das belegt unter anderem die Entwicklung des Gini-Koeffizienten der individuellen Nettovermögen im SOEP. Dieses Maß für Ungleichheit hat sich seit Anfang der 2000er kaum verändert. Seit 2002, also seit dem das SOEP Vermögensdaten erfasst, schwankt der Gini-Koeffizient zwischen 0,78 und 0,80 Punkten. Nach einem Anstieg zwischen 2002 und 2007 ist er heute wieder auf das Niveau von 2002 gesunken. Zur Erklärung: Ein Gini-Koeffizient von 0 bedeutet, dass alle Haushalte das gleiche Nettovermögen besitzen. Je größer also der Wert, desto höher die Ungleichheit. Zum Nettovermögen zählen Finanzvermögen wie Bargeld, Spareinlagen, Guthaben in Versicherungen und Aktien, aber auch Sachvermögen wie Häuser, Fahrzeuge und Grundstücke abzüglich aller Schulden. Vergleichbare Daten wie die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamts deuten auf eine ähnliche Entwicklung hin wie das SOEP.
Im Gegensatz zu den Einkommen sind die Vermögen allerdings ungleicher verteilt: Das liegt unter anderem daran, dass Vermögen erst später im Leben aufgebaut wird und somit stark vom Alter abhängt. 

Bevölkerung wird verunsichert

Die Aussage, dass die Vermögensungleichheit in Deutschland ungebremst zunehme, entbehrt somit einer empirischen Grundlage. „Durch die wiederholte Behauptung verfestigt sich das falsche Bild einer stetig steigenden Vermögensungleichheit“, sagt Studienautor Maximilian Stockhausen. Dies könne unnötige Sorgen in der Bevölkerung wecken oder zu einer Neiddebatte und damit zur gesellschaftlichen Spaltung beitragen. „Ein sinnvoller Grund für die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer, wie es die SPD momentan fordert, ist jedenfalls nicht erkennbar“, so Stockhausen. 
 

Datei herunterladen

Maximilian Stockhausen / Judith Niehues: Vermögensverteilung – Bemerkenswerte Stabilität

IW-Kurzbericht

Datei herunterladen

Teilen Sie diesen Artikel:

oder kopieren Sie den folgenden Link:

Der Link wurde zu Ihrer Zwischenablage hinzugefügt!

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Matthias Diermeier / Madeleine F. Fischer / Judith Niehues in SOEP papers Externe Veröffentlichung 20. März 2023

Punching up or Punching down?: How Stereotyping the Rich and the Poor Impacts Redistributive Preferences in Germany

Redistribution and the welfare state have been linked by academic discourse to narratives that portray specific societal groups as ‘deserving’ or ‘undeserving’. The present analysis contributes to this scholarship in a twofold manner.

IW

Artikel lesen
Kaufkraft iwd 1. März 2023

Big-Mac-Index: Der etwas andere Wechselkurs

Ökonomiestudenten lieben den Big-Mac-Index, weil er das Zusammenspiel von Wechselkurs und Preisniveau so anschaulich macht. Seine Aussagekraft ist allerdings eingeschränkt.

iwd

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880