Griechenlands neue Regierung lehnt eine Verlängerung des Rettungsprogramms und der Sparauflagen ab. Dabei zeigt eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW): Die Strukturreformen in Griechenland und den anderen Euro-Krisenländern tun zwar weh – aber sie wirken.

Reformen zeigen Wirkung
Bereits vor der Finanzkrise litten Griechenland, Spanien, Portugal und Italien unter einer sinkenden preislichen Wettbewerbsfähigkeit, hohen Leistungsbilanzdefiziten und starren Arbeits- und Produktmärkten. Aber erst durch die Krisen ab 2008 ist der Reformdruck so groß geworden, dass die einzelnen Regierungen gar nicht mehr anders konnten, als ihre Länder gründlich umzukrempeln. Das haben sie auf ihren Arbeits- und Produktmärkten umfassender getan als gemeinhin angenommen.
Portugal und Spanien haben beispielsweise ihre hohe Arbeitslosenunterstützung reduziert, und Griechenland hat unter anderem die festgeschriebenen Abfindungszahlungen der Unternehmen gekappt. Auch die Lohnverhandlungen sind deutlich flexibler und betriebsnäher geworden. Zugleich haben alle vier Länder ihren teils strengen Kündigungsschutz gelockert – und rangieren im OECD-Ranking zur Beschäftigungsregulierung mittlerweile vor Deutschland. Damit wird die Währungsunion funktionsfähiger. Denn durch die Strukturreformen werden die Löhne und Preise der Krisenländer flexibler und die Euroländer rücken ökonomisch näher zusammen. Das sind wichtige Voraussetzungen für Länder, die eine Währung teilen.
Der wohl beste Beleg für die Wirksamkeit der Reformen sind die Wachstumszahlen: So kam etwa Griechenland im ersten Quartal 2014 auf ein reales Plus gegenüber dem Vorquartal von 0,8 Prozent – es war das erste Quartalswachstum seit Ende 2009 – und schrieb auch im zweiten und dritten Quartal schwarze Zahlen. Vor allem Spanien, aber auch Portugal verzeichnen inzwischen ebenfalls wieder Zuwächse. In Portugal und Spanien sinkt die Arbeitslosigkeit erstaunlich rasch.
Eine Abkehr von den Reformen, wie von der griechischen Regierung gefordert, würde diese ersten wichtigen Fortschritte zunichte machen.
Arbeitsmarktregulierung
Skala von 0 (sehr flexibel) bis 6 (sehr rigide)
Quellen: OECD; Institut der deutschen Wirtschaft Köln
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Jürgen Matthes: Strukturreformen der Krisenländer – Bestandsaufnahme und Abschätzung der Relevanz für Wachstum und Währungsraum
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