Zum dritten Mal wurde der Wissenschaftspreis Bürokratie vergeben. Die beiden ausgezeichneten Forscherteams untersuchten Verwaltungsdesaster wie die Loveparade und beschäftigten sich mit Behördenabläufen zum Thema Migration und Integration.
Für eine bessere Verwaltung und weniger Bürokratie
Der Wissenschaftspreis Bürokratie soll dabei helfen, etwas sehr Deutschem abzuhelfen: dem Hang zu Bürokratie. Verliehen wird er seit 2015, gestiftet wurde er von IW-Gründungsdirektor Fritz Hellwig. Die Jury prämiert Forschungsergebnisse, die untersuchen, wie „Regulierungs- und Verwaltungsvorschriften das Marktgeschehen überwuchern“, lautet das Ansinnen des 2017 verstorbenen Stifters, der ab 1967 Vizepräsident der Kommission der Europäischen Gemeinschaft war.
In diesem Jahr hat die fünfköpfige Jury zwei Forscherteams ausgezeichnet: Die Gemeinschaftsarbeit von Wolfgang Seibel, Kevin Klamann und Hannah Treis befasst sich anhand von praktischen Fällen mit den Ursachen von Verwaltungsversagen. Nicht bürokratische Regeln seien jeweils schuld an Unglücken wie der Loveparade 2010 oder den NSU-Ermittlungen gewesen, sondern bewusste Entscheidungen verantwortlicher Personen, die ihren eigenen Zielen Priorität gaben, schreiben die Wissenschaftler.
Die zweite ausgezeichnete Arbeit stammt von gleich sechs Autoren: Jörg Bogumil, Martin Burgi, Sabine Kuhlmann, Jonas Hafner, Moritz Heuberger und Christoph Krönke. Sie widmen sich der Verwaltung der Migrations- und Integrationspolitik. Laut der Jury leisten sie damit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Verwaltungsproblemen. Die Autoren kritisieren vor allem die ungleiche Verteilung von Kompetenzen zwischen Bund und Ländern sowie die mangelnde Kommunikation zwischen den verschiedenen Behörden. Zudem präsentieren die Forscher Reformvorschläge. Die Festrede hielt in diesem Jahr der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert: „So populär und zuweilen nachvollziehbar die Kritik an der Bürokratie einerseits ist, so unauflösbar ist andererseits der Zusammenhang zwischen einem demokratischen Rechtsstaat und einer verlässlichen Verwaltung.“
Die Jury des Wissenschaftspreis Bürokratie bestand in diesem Jahr aus Martin Hellwig, Sohn des Preisstifters und emeritierter Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern Bonn, Renate Mayntz, emeritierte Direktorin des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung Köln, Gabriele C. Klug, Stadtkämmerin a.D. der Stadt Köln, Daniel Zimmer, Direktor des Instituts für Handels- und Wirtschaftsrecht an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, und IW-Direktor Michael Hüther. Die Geschäftsführung für die Auszeichnung liegt beim IW, das sie gemeinsam mit der Stiftung Wissenschaftspreis Bürokratie vergibt.
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