Von einer oftmals behaupteten übermächtigen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie kann nach einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) keine Rede sein. Danach hat Deutschland im Vergleich mit 26 anderen Ländern immer noch die siebthöchsten Lohnstückkosten.

Krisenländer machen Boden gut
Der Kostenvorteil der Konkurrenz beträgt im Schnitt 8 Prozent. Zwar kann Deutschland mit Platz sechs im Produktivitäts-Ranking punkten. Dies macht jedoch das große Arbeitskosten-Handicap nicht wett. Denn im Durchschnitt haben die anderen Industrieländer um 23 Prozent niedrigere Arbeitskosten.
Auch bei der Entwicklung der Lohnstückkosten hat die vergangene Wirtschaftskrise ihre Spuren hinterlassen. Sie erhöhten sich zwischen 2007 und 2011 um jahresdurchschnittlich 2,1 Prozent. Dies liegt freilich nicht an übermäßigen Lohnerhöhungen. Vielmehr ging während des Nachfrageeinbruchs 2008/2009 die Produktivität deutlich zurück, weil die Betriebe trotz schlechter Geschäfte ihr Personal weitgehend hielten. Die allseits gelobte Beschäftigungssicherung musste also über mehrere Jahre mit einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit bezahlt werden.
Einen Lichtblick vermeldet die Studie für verschiedene Euro-Krisenstaaten. Demnach haben Spanien und Griechenland ihre Lohnstückkosten allein im vergangenen Jahr um 4 bzw. 3 Prozent senken können.
Christoph Schröder
Produktivität und Lohnstückkosten der Industrie im internationalen Vergleich
IW-Trends 4/2012

Industriepolitik in der Zeitenwende
Die aktuelle Debatte zur Industriepolitik schwankt zwischen den Extrempositionen einer Orthodoxie der Ablehnung staatlichen Handels und dem naiven Glauben an die Steuerungsfähigkeit des Strukturwandels durch den Staat.
IW
CO2-Preis steigert Kosten für die Industrie
Die deutlich gestiegenen Preise im europäischen Emissionshandel für Treibhausgase führen zu spürbaren Zusatzkosten für die Industrie. Beim schrittweisen Wegfall der bisher freien Zuteilung von Emissionsrechten drohen zudem weitere Kostenbelastungen in ...
IW