1. Home
  2. Presse
  3. Pressemitteilungen
  4. Deutschland hat keinen Preisvorteil
Zeige Bild in Lightbox Deutschland hat keinen Preisvorteil
(© Foto: Sean Gallup/iStock)
Lohnstückkosten Pressemitteilung Nr. 3 25. Januar 2016

Deutschland hat keinen Preisvorteil

Kritiker werfen Deutschland immer wieder vor, durch seine hohe Wettbewerbsfähigkeit die Ungleichheit im Euroraum zu verstärken. Doch eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt: Seit 1991 sind die Lohnstückkosten hierzulande stärker gestiegen als in den meisten anderen Industrienationen.

Zuerst die gute Nachricht: Deutschlands Industrie ist deutlich produktiver pro Arbeitsstunde als die ausländische Konkurrenz. Durchschnittlich waren Norwegen, die USA, Japan, Kanada und die wichtigsten EU-Länder 12 Prozent weniger produktiv als die deutsche Industrie. Der Euroraum liegt sogar 14 Prozent zurück. Der Vorsprung reicht allerdings nicht aus, um den Nachteil der hohen Arbeitskosten wettzumachen. Die Lohnstückkosten – also der Verhältnis von Arbeitskosten zur Produktivität – waren 2014 bei der Konkurrenz durchschnittlich um 11 Prozent günstiger als in Deutschland.

Im Schnitt stiegen die Lohnstückkosten in Deutschland zwischen 1991 und 2014 jährlich um 0,5 Prozent. Bei der ausländischen Konkurrenz blieben die Lohnstückkosten dagegen – in heimischer Währung gerechnet – in etwa konstant, auf Euro-Basis gaben sie sogar leicht nach. Der Kostenanstieg im Euroausland war mit jährlich 0,5 Prozent genauso hoch wie hierzulande.

Wenn überhaupt von einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gesprochen werden kann, zeigt die IW-Studie, betrifft das lediglich den Zeitraum von 1999 bis 2007 – und nur im Vergleich zu den anderen Ländern des Euroraums. Die expansive Lohnpolitik der vergangenen Jahre hat diesen Kostenvorteil allerdings teilweise wieder aufgezehrt. „Die Tarifparteien sollten daher vorsichtig bei weiteren Lohnerhöhungen sein“, warnt IW-Direktor Michael Hüther. „Weitere Kostensteigerungen lassen sich bei weltweit eng umkämpften Gütermärkten nicht ohne Weiteres auf die Preise, also auf die Konsumenten überwälzen.“ Mehr noch: Zu hohe Lohnabschlüsse, die beschäftigungsfeindlich wirken, würden den Konsum und damit die Konjunktur in Deutschland schwächen. Und letztlich würde das auch dem Euroraum schaden, weil von dort viele Vorleistungen bezogen werden.

Lohnstückkostenniveau im Jahr 2014

Verarbeitendes Gewerbe Deutschlands = 100

<iframe frameborder="0" height="750px" marginheight="0" marginwidth="0" name="Ext" scrolling="auto" src="//datawrapper.dwcdn.net/waDZ3/1/" width="100%"></iframe>

Ihr Browser kann leider keine eingebetteten Frames anzeigen

Auf Basis der Wechselkurse und Preise von 2014. Euroraum: ohne Deutschland, Irland, Luxemburg, Malta und Zypern; einschließlich Litauen. Durchschnitt: Mittelwert der Länder ohne Deutschland; gewichtet mit deren Anteil am Weltexport im Zeitraum 2012 bis 2014. Quellen: Deutsche Bundesbank; Eurostat; nationale Quellen; OECD; Statistisches Bundesamt; U.S. Department of Labor; Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Datei herunterladen

Christoph Schröder: Lohnstückkosten im internationalen Vergleich – Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit erodiert

IW-Trends

Datei herunterladen

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Industrie schränkt Produktion ein
Hubertus Bardt / Edgar Schmitz IW-Kurzbericht Nr. 72 27. September 2023

Industrie schränkt Produktion ein

Drei Viertel der energieintensiven Unternehmen haben ihre Produktion bereits dauerhaft oder zeitweise reduziert, planen dies oder denken darüber nach.

IW

Artikel lesen
Hubertus Bardt bei ntv ntv 27. September 2023

Chemiebranche ruft nach Hilfen: Doppelt so hohe Verluste wie zu Corona

Im Gespräch mit ntv unterstreicht IW-Geschäftsführer und Energieexperte Hubertus Bardt die „massive Krise” energieintensiver Unternehmen. Vor allem in der Chemieindustrie seien staatliche Entlastungen unausweichlich.

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880