In diesen Tagen jährt sich zum zehnten Mal der Gründungskongress der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Damals war der Zusammenschluss aus fünf Einzelgewerkschaften mit fast 3 Millionen Mitgliedern die größte Einzelgewerkschaft der Welt. Heute hat sie nur noch 2,1 Millionen Mitglieder und kämpft gegen weitere Abspaltungen von Berufsgruppen, die sich in der Großorganisation nicht ausreichend repräsentiert fühlen.

Verfall auf Raten
Mit dem damaligen Zusammenschluss wurden mehr als 1.000 Berufsgruppen in einer einzigen Multibranchengewerkschaft gebündelt. Ein Ziel der Großfusion war, rückläufige Mitgliederzahlen und sinkende Beitragseinnahmen aufzufangen. Außerdem sollten Rivalitäten zwischen fusionierenden Bünden beigelegt und Synergieeffekte ausgenutzt werden.
Eine erste Bilanz fällt indes nüchtern aus. Die Austritte haben sich nach der Gründung eher beschleunigt und im Gesundheits- und Flugsektor sind Berufsgruppen wie Fluglotsen, Piloten oder Ärzte tarifpolitisch eigene Wege gegangen. Die Organisationskraft ist in Branchen wie dem Einzelhandel überdies so gering, dass ver.di neue, höchst umstrittene Kampfmaßnahmen wie Flashmobs einsetzen muss, um Druck auf die Arbeitgeberseite auszuüben.

Die statistische Erfassung von Tarifbindung und Tarifgeltung
Unter Tarifbindung wird häufig einseitig allein die Mitgliedschaft des Betriebs in einem Arbeitgeberverband verstanden. Nach dem Tarifvertragsgesetz setzt Tarifbindung eine gleichzeitige Mitgliedschaft auf der Arbeitgeberseite und der Arbeitnehmerseite – und ...
IW
Tarifpolitischer Bericht 1. Halbjahr 2023: Inflation facht Tarifkonflikte an
Im ersten Halbjahr fanden in den zwanzig der im IW-Konfliktmonitoring einbezogenen Branchen 13 Tarifverhandlungen statt, unter anderem im Öffentlichen Dienst, im Einzelhandel, im Groß- und Außenhandel, bei der Deutschen Post und bei der Deutschen Bahn. Viele ...
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