Deutschland spielt im digitalen Europa nur im vorderen Mittelfeld mit. In einem Ranking der Europäischen Kommission landet Deutschland auf Platz 9 der 28 Mitgliedsstaaten. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Bundesrepublik jedoch aufgeholt: Vor allem Unternehmen nutzen die Digitalisierung.
Digitaler Wirtschaftsstandort: Aufholen mit Trippelschritten
Die Digitalisierung bietet viele Chancen für Bürger und Unternehmen – in Deutschland bleiben diese jedoch oft noch ungenutzt. Das zeigt der diesjährige Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI), den die Europäische Kommission veröffentlicht hat. Dänemark, die Niederlande und Schweden führen das Ranking an. Deutschland, die stärkste Wirtschaftskraft der EU, erreicht in der Rangliste nur Platz 9. Im Vorjahr war es allerdings noch Platz 10. Denn die gute Nachricht ist: Deutsche Unternehmen haben bei der Digitalisierung deutlich aufgeholt: Viele Unternehmen teilen Daten und Information zunehmend online – im Bereich „Electronic Information Sharing“ belegt Deutschland europaweit Platz 1. Auch E-Commerce spielt eine immer stärkere Rolle. Fast ein Viertel der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland verkaufen ihre Produkte und Dienstleistungen online – der EU-Durchschnitt liegt bei 16 Prozent.
Bei der digitalen Infrastruktur muss Deutschland jedoch deutliche Abstriche machen: Der Breitbandausbau liegt klar unter dem europäischen Durchschnitt. Auch die digitale Verwaltung hinkt hinterher. In diesem Bereich belegt Deutschland Rang 18 von 28. Dabei könnten vor allem Unternehmen massiv profitieren, wenn die bürokratischen Prozesse beschleunigt würden. In Estland, Vorreiter im Bereich der digitalen Verwaltung, dauert es rund 20 Minuten, bis ein neues Unternehmen registriert ist – der Vernetzung sei Dank. In Deutschland können dagegen Tage vergehen.
Der erstmals 2015 veröffentliche DESI-Index liefert Momentaufnahmen – zum Beispiel zur Frage, ob in einem Land schnelle und günstige Breitbandverbindungen verfügbar sind, die Bevölkerung mit dem Internet umgehen kann und wie stark Online-Angebote genutzt werden. Zusätzlich fließt der Entwicklungsstand der Digitaltechnik, zum Beispiel des E-Commerce und der Cloud-Dienste, ein sowie die digitale Verfügbarkeit öffentlicher Dienste. Insgesamt berücksichtigt der DESI mehr als 30 Indikatoren.
Der Index zeigt auch, dass zwischen den einzelnen EU-Staaten noch große digitale Lücken klaffen. Für einen digitalen Binnenmarkt müssen diese Lücken schnell geschlossen werden – auch, um endlich zu den führenden Digitalnationen USA, Japan und Südkorea aufzuschließen.

EU-Haushalt: Deutschland bleibt größter Nettozahler
Mehr als 237 Euro zahlte im Jahr 2022 jeder Deutscher netto an die EU, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) – kein anderes Land hat so tief in die Tasche gegriffen. Am meisten Geld geht an Deutschlands östlichen Nachbarn Polen.
IW
Wohin fließt das Geld aus dem EU-Haushalt?: Nettozahler und Nettoempfänger in der EU
Die deutsche Nettoposition ist im Jahr 2022 leicht gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, von 21,4 Milliarden Euro auf 19,7 Milliarden Euro. Sie liegt damit aber immer noch deutlich höher als in der Vor-Brexit-Zeit.
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