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Thomas Puls IW-Nachricht 17. November 2020

Autogipfel: Deutschland muss mehr Ladesäulen bauen

Auf dem Autogipfel heute soll die Kaufprämie für Elektroautos verlängert werden. Das macht zwar Sinn, denn die Prämie macht Elektroautos eher konkurrenzfähig. Aber für E-Autofahrer, die keinen eigenen Park- und Ladeplatz haben, bleibt die fehlende Ladeinfrastruktur eine gewaltige Hürde. Will der Bund an seinen Zulassungszielen festhalten, sollte er eine konzertierte Aktion zum Ausbau der Ladeinfrastruktur anstoßen.

Am heutigen Dienstagabend ist wieder Autogipfel im Kanzleramt. Die bislang bekannten Vorlagen offenbaren einen breiten Konsens darüber, die Kaufprämie für Elektroautos bis 2025 zu verlängern. Zudem liegen weitere Vorschläge auf dem Tisch, wie etwa ein Abwrackprogramm für ältere Lkw. Weniger konkret bleiben allerdings die Pläne für den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Das ist ein Problem.

Kaufprämie befeuert Absatz von Elektroautos

Der Absatz von Elektroautos in Deutschland boomt entgegen dem Markttrend. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres hat sich dieses Marktsegment im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Rund 250.000 Elektroautos wurden zugelassen, etwa die Hälfte davon Plug-In-Hybride. Ein wesentlicher Grund dafür ist die deutlich erhöhte Kaufprämie, mit der die Anschaffungsmehrkosten von Elektroautos zum Großteil vom Steuerzahler übernommen werden. Damit verringert sich der Betrag, ab dem sich ein Elektroauto für den Fahrer rechnet, und die Kunden, für die ein Elektroauto einen ausreichenden Nutzen verspricht, greifen zu. Doch alle verfügbaren Daten legen nahe, dass der Kundenkreis sich bislang weitgehend auf Besitzer von eigenen Lademöglichkeiten und auf Firmen beschränkt. Soll das Elektroauto aus dieser Nische herauskommen, muss es für die Kunden schlichtweg nützlicher werden. Das gelingt nur, wenn das öffentliche Ladenetz ausgebaut wird – in Deutschland, aber auch in der EU.

Europäische Absatzkrise im Blick behalten

Etwa 75 Prozent der deutschen Autos werden exportiert, der Großteil davon in europäische Länder. Wer die deutschen Produktionsstandorte erhalten will, muss auch diesen Markt im Blick behalten. Doch der europäische Automarkt befindet sich in der Krise. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden nur sieben Millionen Pkw in der EU 27 verkauft, etwa 29 Prozent weniger als im Vorjahr. Dieser Einbruch stürzte die Produktion am Standort Deutschland endgültig in die Krise. Entgegen dem allgemeinen Markttrend boomte aber der Absatz von batterieelektrischen Autos und Plug-In-Hybriden. Befeuert durch Förderprogramme in Nord- und Westeuropa stieg der Absatz dieser Fahrzeuge um gut 120 Prozent auf rund 570.000 Einheiten in der EU 27.

Der europäische Markt ist aber sehr unterschiedlich. So wurden in den osteuropäischen Ländern lediglich 15.000 Elektroautos zugelassen. Auch bei der Ladeinfrastruktur gibt es keinen europäischen Trend. 75 Prozent aller öffentlichen Ladestationen befinden sich allein in den Niederlanden, in Deutschland, Frankreich und Irland. Will man den Absatz der europäischen Autoindustrie sichern und zugleich die E-Mobilität fördern, wäre eine europäische Initiative zum Ausbau der Ladesäulen angebracht.

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