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(© Foto: iStock)
Oliver Stettes IW-Nachricht 16. November 2020

Zu Unrecht in der Kritik: Zeitarbeit

Zeitarbeit verhindert Arbeitslosigkeit und ermöglicht langfristige Jobperspektiven, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), für die rund 8.300 Zeitarbeitskräfte befragt wurden.

Zeitarbeit stand in den vergangenen Jahren oft in der Kritik, sie steht es auch während der Corona-Pandemie wieder: Zeitarbeiter seien die Ersten, die in der Krise ihren Job verlieren, hieß es oft. Sie seien diejenigen, die in guten Zeiten Unternehmen unter die Arme greifen – in schlechten Zeiten verlören sie dagegen reihenweise ihren Job. Tatsächlich aber ist die Hoffnung berechtigt, dass Zeitarbeit eine wesentliche Stütze in der Pandemie sein kann. Dies zeigt nun eine neue IW-Studie: Diese Form der Beschäftigung stabilisiert den Arbeitsmarkt. Und sie ermöglicht eine schnelle Erholung, weil sie den Unternehmen in unsicheren Zeiten Sicherheit und Stabilität gibt.

Mit Zeitarbeit aus der Arbeitslosigkeit

Entgegen der landläufigen Meinung bietet Zeitarbeit langfristige Beschäftigungsperspektiven – und zwar auch denjenigen, die keine abgeschlossene Ausbildung haben. Sechs von zehn Beschäftigten in der Zeitarbeit gingen ein Arbeitsverhältnis bei ihrem aktuellen Zeitarbeitsunternehmen ein, um aus der Arbeitslosigkeit den Weg zurück in Arbeit zu finden oder eine drohende Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Mehr als vier von zehn Zeitarbeitskräften suchen dauerhaft eine Perspektive in der Arbeitnehmerüberlassungsbranche. Langfristig eröffnen sich dann Entwicklungs- und Einkommensperspektiven. Zum Beispiel erhalten gut zwei Drittel der befragten Zeitarbeitskräfte im laufenden Einsatz gleiches Gehalt beziehungsweise (Branchen-)Zuschläge. 

Höchstüberlassungsdauer zumindest temporär aussetzen

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Rolle der Zeitarbeit nicht nur in Corona-Zeiten, sondern auch institutionell gestärkt werden muss. Rund ein Drittel der Beschäftigten wird von Einsätzen abgezogen, obwohl sie den Einsatz gerne fortgesetzt hätten. In vier von zehn Fällen musste der Einsatz beendet werden, weil die Höchstüberlassungsdauer erreicht worden war. „Die Betroffenen müssen gezwungenermaßen ein vertrautes Umfeld mit gewachsenen sozialen Beziehungen verlassen. Die Höchstüberlassungsdauer droht manchen Zeitarbeiter direkt in die Arbeitslosigkeit zu schicken – obwohl sein aktueller Kundenbetrieb ihn weiter beschäftigen würde“, warnt IW-Arbeitsmarktexperte und Studienautor Oliver Stettes. Gerade während der Pandemie kann es passieren, dass Zeitarbeiter ihren aktuellen Einsatzort verlassen und ihr Zeitarbeitsunternehmen keine Anschlussbeschäftigung findet. Eine temporäre Aussetzung der Höchstüberlassungsdauer könnte daher die beschäftigungspolitische Funktion der Zeitarbeit in der schwierigen Zeit der Corona-Pandemie stärken.
 

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Holger Schäfer/ Thomas Schleiermacher / Oliver Stettes: IW-Zeitarbeiterbefragung 2019

IW-Report

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