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(© Foto: iStock)
Oliver Stettes IW-Nachricht 13. März 2020

Coronavirus als Katalysator von Home-Office?

Home-Office ist aktuell für viele Unternehmen das Mittel der Wahl, um trotz der Verbreitung des Coronavirus den Betrieb aufrecht zu erhalten. Das Virus könnte dazu führen, dass die Akzeptanz für Home-Office nun flächendeckend steigt.

Viele Unternehmen reagieren auf das Coronavirus, indem sie ihren Mitarbeitern anbieten, im Home-Office zu arbeiten, um so die Verbreitung einzudämmen. Gerade in Unternehmen, in denen sich Mitarbeiter nachweislich infiziert haben, können Kolleginnen und Kollegen aus dem Home-Office heraus die Arbeitsprozesse aufrechterhalten und einen Beitrag zur Steigerung der Resilienz von Unternehmen gegenüber Pandemien leisten.

Die spannende Frage aus arbeitsorganisatorischer Perspektive ist, ob die erzwungenen Erfahrungen mit Home-Office im Nachhinein zu größerer Verbreitung führen wird oder ob es eine Notfallmaßnahme bleibt. Bislang wurde im internationalen Maßstab hierzulande relativ selten im Home-Office oder mobil gearbeitet. Die Antwort hängt von drei Faktoren ab. Sie sind dafür entscheidend, ob mobiles Arbeiten, Home-Office oder Telearbeit aus Unternehmenssicht grundsätzlich sinnvoll, effektiv und effizient ist:

  • Home-Office oder mobiles Arbeiten scheidet dort aus, wo beispielsweise die Anwesenheit an einer Maschine, auf einer Pflegestation oder auf einer Baustelle zwingend erforderlich ist. Bislang erweist sich die Eignung der Tätigkeit sowohl für Unternehmen als auch die Beschäftigten als Haupthindernis für die räumliche und zeitliche Flexibilisierung. 
  • Es gibt aber viele Tätigkeiten, insbesondere administrative oder Bürotätigkeiten, bei denen man nicht zwingend an einem bestimmten Ort präsent sein muss. Hier hängt es von der Haltung und dem Verhalten der Menschen ab, ob und in welcher Form Home-Office oder mobiles Arbeiten sinnvoll ist. In Teams und Arbeitsgruppen haben sich Routinen in der Zusammenarbeit herausgebildet und bewährt, auch weil die Teammitglieder eine Präferenz für oder gegen eine bestimmte Arbeitsweise aufweisen. Mit anderen Worten: Wo Führungskräfte, Kolleginnen und Kollegen mehrheitlich vor Ort anwesend sein wollen und ihre Zusammenarbeit aus ihrer Sicht effektiver organisieren können, wird räumlich und zeitlich flexibles Arbeiten nicht als sinnvoll betrachtet, selbst wenn einzelne Teammitglieder sich dieses wünschen. 
  • Wer im Home-Office oder mobil arbeitet, nimmt zwangsläufig in Kauf, dass die klaren Grenzen zwischen beruflicher und privater Sphäre verschwimmen und die Eigenverantwortung ansteigt. Dies muss man zum einen wollen. Zum anderen muss man damit umgehen können. Führungskräfte und betroffene Beschäftigte müssen daher gemeinsam prüfen, wie die Balance zwischen privaten und beruflichen Anforderungen gewahrt bleibt – nicht zuletzt auch aus Sicht des Gesundheitsschutzes.  

An der grundsätzlichen Eignung einer Tätigkeit für das Arbeiten von zu Hause aus ändert auch das Coronavirus nichts. Wenn in den kommenden Wochen Unternehmen und Beschäftigte gute Erfahrungen mit dem Home-Office als Notfallmaßnahme machen, können sich Vorbehalte nachhaltig auflösen und neue, flexiblere Arbeitsroutinen herausbilden. Dann werden sicherlich in Zukunft mehr Menschen die Möglichkeiten nutzen können, mobil zu arbeiten. Wo dies während der Notmaßnahmen mehr schlecht als recht funktioniert, werden die Beteiligten vermutlich im Anschluss aber wieder zu den gewohnten Routinen und ihrem Büro zurückkehren.

Weitere Studien zum Thema: 

Andrea Hammermann / Oliver Stettes: Mobiles Arbeiten in Deutschland und Europa

Andrea Hammermann / Jörg Schmidt / Oliver Stettes: Zur Ambivalenz flexiblen Arbeitens: Der Einfluss betrieblicher Familienfreundlichkeit

Andrea Hammermann / Jörg Schmidt: Knapp die Hälfte wünscht sich eher eine klare Trennung von Familie und Beruf

Oliver Stettes: Mobiles Arbeiten und Vereinbarkeit von Familie und Beruf

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