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Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Bündnis90/Die Grünen) setzt Grenzen. (© Andreas Gora / GettyImages)
Martin Beznoska / Wido Geis-Thöne IW-Nachricht 5. Juli 2023

Elterngeld: Neue Grenze ist zu knapp bemessen

Eltern mit einem zu versteuernden Einkommen von über 150.000 Euro sollen ab 2024 keinen Anspruch mehr auf Elterngeld haben. Laut Familienministerium betrifft das 60.000 Familien. Doch was ist mit Partnern, die in Zukunft Kinder haben wollen? IW-Berechnungen zeigen: Im Zweifel sind rund 435.000 Paare in Deutschland betroffen.

Im Familienministerium muss gespart werden: Ab 2024 sollen nur noch Paare mit einem zu versteuernden Jahreseinkommen von bis zu 150.000 Euro Anspruch auf Elterngeld haben. Bislang lag die Grenze bei 300.000 Euro. Dadurch würden laut Ministerium die Ausgaben für das Elterngeld um rund 290 Millionen Euro niedriger ausfallen – das sind 3,5 Prozent weniger als bisher. Laut Familienministerin Paus hätten ab dem kommenden Jahr 60.000 Familien mit Kindern keinen Anspruch mehr auf das Elterngeld.  

Männer verdienen mehr als das doppelte  

Blickt man jedoch nicht nur auf die Paare, die bereits Kinder haben, sondern auch auf diejenigen, die potenziell noch Kinder bekommen könnten, wächst der Kreis der Betroffenen. So zeigt eine Auswertung des IW auf Basis des SOEP (Datenstand 2020, die Einkommen fortgeschrieben auf 2024): Im Jahr 2020 lebten in Deutschland 435.000 Paare unter 50 Jahre, die gemeinsam mehr als 150.000 zu versteuerndes Jahreseinkommen hatten. Davon waren 125.000 unverheiratet und 310.000 in einer Ehe. Insgesamt sind damit etwas weniger als fünf Prozent der Paare unter 50 Jahren potenziell betroffen. Ein tieferer Blick in die Einkommensverteilung der Paare mit einem zu versteuernden Einkommen von über 150.000 Euro macht deutlich: Häufig sind es die Männer, die mehr verdienen als die Frauen. Im Schnitt verdienen die Frauen 65.000 Euro, die Männer etwa 140.000 Euro im Jahr – ihr Gehalt ist mehr als doppelt so hoch. 

Über das Ziel hinausgeschossen 

Dazu sagt IW-Experte Wido Geis-Thöne: „Die Idee, die Grenze für das Elterngeld zu reduzieren, ist grundsätzlich nicht verkehrt. Allerdings ist sie mit 150.000 Euro eher niedrig – das erreichen zwei Akademiker in Vollzeit auch ohne Spitzenpositionen. Hier sollte die Regierung sich fragen, ob sie nicht über ihr Ziel hinausschießt.“ Zudem muss die Regierung die Inflation im Blick behalten: Ähnlich zur kalten Progression bei der Einkommensteuer dürften in den nächsten Jahren mehr Paare über die 150.000 Euro Grenze rutschen. Die Inflation bewirkt außerdem, dass der Elterngeldhöchstsatz von 1.800 Euro an Wert verliert – Eltern können sich von dem Geld immer weniger leisten.  

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