1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Ein Konzept gegen das Wachstum
Zeige Bild in Lightbox Ein Konzept gegen das Wachstum
(© Foto: senohrabek - Fotolia)
Luftverkehr IW-Nachricht 4. August 2015

Ein Konzept gegen das Wachstum

Einige Umwelt- und Entwicklungsverbände haben als Reaktion auf die Luftverkehrsstrategie der Bundesregierung ein eigenes Luftverkehrskonzept vorgelegt. Die darin enthaltenen Vorschläge werden der wirtschaftlichen Bedeutung der Branche jedoch nicht gerecht.

Die Hilfsorganisation Brot für die Welt, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und einige andere Verbände fordern in ihrem Luftverkehrskonzept unter anderem die Verlagerung von 200.000 Kurzstreckenflügen auf die Schiene, die Einführung einer Klimaabgabe und von Lärmobergrenzen. Das Konzept richtet sich damit gegen das Wachstum einer für den Standort Deutschland wichtigen Branche.

Global gesehen gehört die Luftfahrtbranche zu den am schnellsten wachsenden Sektoren, denn der zunehmende Wohlstand insbesondere in Asien ermöglicht es vielen Millionen Menschen, erstmals zu fliegen. Da sich der Markt für Mittel- und Langstreckenflugzeuge auf den europäischen Luftfahrtkonzern Airbus und seinen amerikanischen Konkurrenten Boeing aufteilt, profitiert Deutschland als wichtiger Airbus-Standort von dieser Entwicklung. Mit sparsameren und besonders leisen Modellen wie dem neuen A320neo reagiert die Industrie auf die Umweltfolgen des wachsenden Verkehrs. Darüber hinaus zeigen sich die Folgen des Wachstums auf den großen Flughäfen: Frankfurt, München, Berlin und Düsseldorf benötigen neue Kapazitäten, auch weil sich der Verkehr von den Regionalflughäfen dorthin verlagert. Der Ausbau ist umso wichtiger, als die beiden Low-cost-Marktführer aus Irland und Großbritannien, Ryanair und Easyjet, wieder stärker auf den deutschen Markt drängen und das Verkehrsaufkommen deshalb zusätzlich wachsen dürfte.

Die wirtschaftliche Rolle des Luftverkehrs beschränkt sich allerdings nicht allein auf Flugzeugbauer, Flughäfen und Airlines samt damit verbundener Arbeitsplätze. Auch die deutsche Exportwirtschaft ist auf eine gute internationale Anbindung angewiesen. Zwar werden mengenmäßig nur etwa 2 Prozent der Ausfuhren auf dem Luftweg abgewickelt. Wertmäßig macht die Luftfracht jedoch nahezu ein Drittel der Exporte aus. Und dieser Wert unterzeichnet noch die wirtschaftliche Bedeutung, weil zum Beispiel auch Ersatzteile per Flugzeug geliefert werden, ohne die die Produktion am Zielort stillstehen würde. Nicht zuletzt hängt die Ansiedlung ausländischer Konzerne vom Luftverkehr ab, denn nicht zufällig befinden sich viele Europa- und Deutschlandzentralen amerikanischer und asiatischer Unternehmen in der Rhein-Main-Region, München und Düsseldorf. Einschränkungen bei Nachtflugzeiten und bei der Kapazität der Flughäfen könnten die Wirtschaft in Deutschland deshalb empfindlich treffen – weit über die direkte ökonomische Bedeutung des Luftverkehrs hinaus.

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Dr. Thomas Puls, Senior Economist für Verkehr und Infrastruktur
Thomas Puls bei der Tagesschau ARD 4. Februar 2024

„Lange war die Infrastruktur ein Standortvorteil. Das hat sich in den vergangenen zehn Jahren spürbar verändert“

Die neue Rheinbrücke in Leverkusen wurde nach sechs Jahren Bauzeit eröffnet. Doch die marode Infrastruktur bleibt eine große Herausforderung für die deutsche Wirtschaft. Darüber spricht IW-Verkehrsexperte Thomas Puls im Interview mit der Tagesschau.

IW

Artikel lesen
Thomas Puls IW-Nachricht 9. Januar 2024

Der nächste Bahnstreik: Eine weitere Belastung für die Industrie

Gute Nachrichten für die Lokführergewerkschaft GDL, schlechte für die Bahn und Millionen Kunden: Die GDL darf streiken, tagelang. Das betrifft nicht nur den Personen-, sondern auch den Güterverkehr – und führt in der eh schon schlecht laufenden Industrie zu ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880