Die deutsche Volkswirtschaft müht sich gerade erfolgreich aus der schwersten Krise der Nachkriegszeit heraus und schon werden wieder Stimmen laut, die einen kräftigen Lohnnachschlag fordern. Ver.di-Chef Bsirske möchte den Unternehmen sogar erklären, dass höhere Löhne keine Kosten, sondern Nachfrage sind. Er wird die Betriebe davon kaum überzeugen können.
Kaufkraftargument zieht nicht
Natürlich sind Löhne beides: Einkommen und Kosten. Aber ausgerechnet im beginnenden Aufschwung über kräftige Lohnsteigerungen zu philosophieren und dabei mal wieder das Kaufkraftargument zu bemühen, greift ökonomisch zu kurz. Nach einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um 4,7 Prozent befindet sich Deutschland zwar wieder auf Wachstumskurs. Doch noch immer liegt die Pro-Kopf-Wertschöpfung deutlich unter dem Vor-Krisenniveau. Erst wenn die Kurzarbeit vollständig beseitigt ist, die Kapazitäten wieder normal ausgelastet sind und damit das Vor-Krisenniveau erreicht ist, steht auch wieder das Thema „Lohnerhöhungen“ auf der Agenda.
Den Exportbranchen beschert eine kräftige Lohnerhöhung überdies im Inland kaum eine höhere Nachfrage, auch nicht der Stahlindustrie, wo demnächst Lohnverhandlungen stattfinden. Steigende Löhne belasten vielmehr die Kostenkalkulation und gefährden damit auch die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte im Ausland.

Kaufkraft: Teures Eis für Kurzentschlossene
Sommer, Sonne, Eiscreme: Die heißeste Zeit des Jahres hat begonnen. Abkühlung kommt aus der Gefriertruhe, eine neue Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt aber: Für das kalte Vergnügen müssen die Deutschen in diesem Jahr länger arbeiten.
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Motive für Tarifbindung: Tariflöhne als Mittel zur Fachkräftesicherung?
Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Tarifbindung rückläufig. Es wird kontrovers darüber diskutiert, ob und mit welchen Instrumenten diesem Trend entgegengewirkt werden kann. Die Politik hat bereits 2014 ein „Tarifautonomiestärkungsgesetz” verabschiedet.
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