Zypern sucht nun also auch Schutz unter dem europäischen Rettungsschirm. Das Novum: Voraussichtlich müssen sich auch Kleinsparer an der Rettung beteiligen. Das sorgt für Aufregung. Doch die Retter hatten nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Denn die Alternative wäre es gewesen, dass sich das Land überschuldet – oder gleich Bankrott anmelden muss.

Pest oder Cholera für die Insel
Rund 10 Milliarden Euro soll Zypern als Finanzhilfe vom europäischen Steuerzahler bekommen. Die damit verbundenen Reformauflagen enthalten sehr sinnvolle Elemente wie die Beteiligung nachgeordneter Bankgläubiger sowie Auflagen zur Bankenrestrukturierung und zur deutlichen Schrumpfung des Bankensektors.
Der heikelste Punkt der Zypern-Rettung ist, dass sich Kleinsparer durch eine prozentuale Zwangsabgabe auf ihre Einlagen an der Rettung beteiligen sollen. Einige Politiker und Ökonomen sehen darin einen Tabubruch und warnen vor europaweiten Ansteckungseffekten. Ihr Szenario: Einerseits könnten Sparer ihre Einlagen andernorts bei Anzeichen einer Krise sofort abziehen und so die Lage verschlimmern. Andererseits könnten Banken wegen der Gefahr solcher „Bank-Runs“ höhere Zinsen und Risikoprämien verlangen.
Das ist durchaus bedenkenswert. Doch die Diskussion über einen möglichen Tabubruch hilft nicht weiter. Denn der aktuelle Plan ist wohl das kleinere Übel – mit Alternativen wie einer Staatspleite. Denn das zypriotische Bankenwesen ist viel zu groß für das Land. Seine Schwäche könnte den Staat ohne eine Beteiligung der Sparer mit in den Abgrund reißen.
Damit liegt der entscheidende Grund der geplanten Sparer-Beteiligung in der andernfalls drohenden Überschuldung des Landes: Wenn das Rettungspaket ohne die Beteiligung der Sparer, die rund 5,8 Milliarden Euro betragen soll, zustande kommen soll, wären 17 Milliarden Euro an Krediten nötig. Doch nur mit den durch die Zwangsabgabe deutlich niedrigeren Schulden im Ausland besteht die realistische Chance, dass die zypriotische Staatsschuld bis 2020 auf 100 Prozent des BIP sinkt. Dann wäre Zypern – zumindest weitestgehend – stabilisiert. Und die Retter hätten zwischen Pest und Cholera die richtige Wahl getroffen.

Teuerung auf breiter Front: Das Risiko der Stagflation in der Eurozone
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat in Deutschland und in der Eurozone die Konsumentenpreisinflation historische Höhen erklommen. Diese Entwicklung gründete auf einen bereits seit dem Jahresanfang 2021 zu beobachtenden Prozess der ...
IW
Nach dem Brexit: Eine erste Einschätzung ökonomischer und politischer Folgen
Britische Hoffnungen auf eine hohe Brexit-Dividende durch den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union haben sich nicht erfüllt:
IW