1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Kapitaldeckung in der gesetzlichen Rente? Schwierig!
Jochen Pimpertz IW-Nachricht 20. Januar 2022

Kapitaldeckung in der gesetzlichen Rente? Schwierig!

Eine große Rentenreform bleibt auch mit der neuen Regierung aus. Stattdessen soll Kapitaldeckung in der Rentenversicherung helfen, den Beitragssatzanstieg zu bremsen. In Anbetracht der vielen hundert Milliarden Euro, die dafür notwendig sind, ist dieser Weg ambitioniert. Dennoch kann Kapitaldeckung helfen, die Balance zwischen den Generationen wiederherzustellen.

Wenn in den kommenden Jahren die geburtenstarken Jahrgänge, gemeinhin als Babyboomer bekannt, in Rente gehen, geraten der Beitragssatz- und die Sicherungsziele unter Druck. Der Steuerzuschuss zur gesetzlichen Rentenversicherung kratzt schon heute an der 100-Milliarden-Euro-Marke. Um die junge Generation nicht noch stärker zu belasten, will die Ampelregierung deshalb in dieser Legislaturperiode eine ergänzende, kapitalgedeckte Finanzierung in der gesetzlichen Rentenversicherung einführen. 

Kapitalerfordernisse riesig

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat in einem neuen Gutachten für die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft berechnet, wie groß der erforderliche Kapitalstock in der Rentenkasse sein müsste, um die angestrebte Generationengerechtigkeit zu erreichen. Dafür wird ein Gedankenexperiment angenommen: Das Problem entsteht in 2030er Jahren, wenn bei einem unterstellten Sicherungsniveau von 48 Prozent der Beitragssatz deutlich über 22 Prozent steigen muss. Bei der derzeitig gültigen Obergrenze sollen die Überschüsse aus der Kapitalanlage dann Einnahmen generieren, die einem Beitragssatzpunkt entspricht. Was wäre, wenn dieser Fall bereits 2021 eingetreten wäre? Dann wäre bei einer unterstellten Rendite von drei bis fünf Prozent ein Kapitalstock von knapp 400 bis 650 Milliarden Euro notwendig gewesen, um die Finanzierungslücke zu schließen. 

Das Rentensystem braucht eine Reform

Die Hoffnung, der gesetzlichen Rentenversicherung mit Kapitaldeckung zu mehr Generationengerechtigkeit zu verhelfen, ist angesichts dieser Größenordnungen begrenzt. Dennoch kann Kapitaldeckung helfen, die Last zwischen Beitragszahlern und Rentner gerechter zu verteilen – vor allem in der betrieblichen und privaten Vorsorge. Kapitaldeckung ersetzt aber nicht die Notwendigkeit, sich mit unangenehmen Fragen auseinanderzusetzen. Denn eine höhere Erwerbsbeteiligung und spätere Renteneintritte helfen, Beitragssatz und Sicherungsziele zu stabilisieren. Damit braucht es auch weniger Kapital, um die Generationenbalance zu wahren.
 

PDF herunterladen
Gutachten
Kapitaldeckung in der gesetzlichen Rente und privaten Altersvorsorge
Jochen Pimpertz / Ruth Maria Schüler Gutachten 20. Januar 2022

Kapitaldeckung in der gesetzlichen Rente und privaten Altersvorsorge

Gutachten im Auftrag der INSM - Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Kosten der Entgeltfortzahlung auf Rekordniveau – trotz Datenkorrektur
Jochen Pimpertz IW-Kurzbericht Nr. 70 22. September 2023

Kosten der Entgeltfortzahlung auf Rekordniveau – trotz Datenkorrektur

Im Jahr 2022 mussten die Arbeitgeber gut 70 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung ihrer erkrankten Beschäftigten aufbringen. Aufgrund einer Datenrevision fällt die Summe zwar geringer aus als bislang erwartet, aber sie liegt immer noch auf Rekordniveau. ...

IW

Artikel lesen
Dominik Enste / Christina Anger Pressemitteilung 17. September 2023

Haushalte: Neun von zehn lassen schwarz putzen

Weniger als zehn Prozent aller Haushalte, die eine Putz- oder Haushaltshilfe in Anspruch nehmen, melden diese auch an, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Haushaltshilfen sind kein Luxus, sondern enorm wichtig: Sie helfen ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880