1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Am Tropf des ausländischen Geldes
Zeige Bild in Lightbox Am Tropf des ausländischen Geldes
(© Foto: sudok1 - Fotolia)
Brasilien IW-Nachricht 6. Oktober 2014

Am Tropf des ausländischen Geldes

Trotz Protesten und einer dramatisch schlechten Wirtschaftslage erzielte Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff am Sonntag erstaunlich gute Ergebnisse bei der Präsidentschaftswahl. In drei Wochen geht sie nun gegen den wirtschaftsfreundlichen Sozialdemokraten Aécio Neves in die Stichwahl. Der Sieger muss Brasilien dringend reformieren, damit das Land nicht endgültig den Anschluss verliert.

Seit Anfang dieses Jahres steckt die brasilianische Wirtschaft in der Rezession. In den beiden ersten Quartalen 2014 schrumpfte die reale Wirtschaftsleistung, und auch die Investitionen lagen im zweiten Quartal um 11 Prozent unter dem Vorjahreswert. Privates Kapital verlässt zunehmend das Land, und die Wachstumsaussichten haben sich eingetrübt.

Viel zu lange Zeit hat Präsidentin Rousseff die Misere auf die globale Wirtschaftskrise geschoben und die Kapitalabflüsse als Reaktion auf die geldpolitische Wende in den USA dargestellt. Doch die wahren Gründe liegen im Land selbst: Das Land ist zu sehr auf ausländisches Kapital angewiesen, weil eine Finanzierung im Inland kaum möglich ist. Die private Sparquote ist wegen der Inflation und des hohen Rentenniveaus extrem niedrig. Auch der Staat hat kaum Luft für Investitionen: Die Neuverschuldung lag im Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre bei mehr als 3 Prozent. Unter dem Strich betrug die Investitionsquote 2013 gerade mal 18 Prozent des Bruttoinlandsproduktes – Indien und China beispielsweise kommen auf mehr als 30 Prozent.

Damit die brasilianische Wirtschaft wieder Tritt fassen kann, muss deshalb nun der Reformprozess in Gang kommen. Das Gesundheitssystem ist unterentwickelt, und auch das Bildungssystem macht zu wenig Fortschritte. Dennoch haben die Brasilianer das Vertrauen in die jetzige Präsidentin offenbar noch nicht komplett verloren. Sollte sie die Stichwahl gewinnen, bekommt sie noch eine Chance, das stolze Brasilien vor dem Abstieg zu bewahren.

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Deutschlands Wirtschaft in der Krise
Michael Hüther in der phoenix runde ARD 10. Oktober 2024

Schrumpfen statt wachsen: Deutschlands Wirtschaft in der Krise

Deutschland steckt weiter in einer Wirtschaftskrise. Die Wirtschaftszahlen verheißen nichts Gutes, Stagnation oder gar Rezession. Muss sich Deutschland ökonomisch und technologisch neu erfinden? Darüber diskutieren IW-Direktor Michael Hüther, die ...

IW

Artikel lesen
Hubertus Bardt bei phoenix Video 9. Oktober 2024

Herbstprojektion 2024: „Prognosen sind keine Glaskugeln”

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck präsentierte die Konjunkturprognose 2024 der Bundesregierung. Eine Einschätzung dazu gibt IW-Geschäftsführer Hubertus Bardt im Gespräch mit phoenix.

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880