Mehrere Podiumsdiskussionen des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Stuttgart widmen sich momentan dem Thema „Gesellschaft verantwortet Wirtschaft“. Auch Vertreter aus Wirtschaft und Unternehmen stellen sich dem kritischen Dialog unter der Losung des Kirchentags „damit wir klug werden“. Doch leider geht es bislang kaum darum, durch Dialog wirklich klug zu werden. Vielmehr beschwören viele Podiumsteilnehmer alte Feindbilder, um Applaus zu bekommen.
Bislang nur bedingt klug durch Dialog
Marktwirtschaft und Profitgier, heißt es in den Diskussionen, seien verantwortlich für Krisen und Armut; mit mehr Tugendhaftigkeit und mehr Umverteilung ließen sich die vielen Probleme wie die Schuldenkrise in Griechenland lösen. Doch mit solchen Urteilen und indem man die Fakten ausblendet, wird man selten klüger. Die positiven Folgen der Globalisierung, dazu gehört zum Beispiel die erfolgreiche Bekämpfung der extremen Armut, bleiben in Stuttgart viel zu oft ebenso unerwähnt wie der boomende deutsche Arbeitsmarkt oder die seit Jahrzehnten sehr stabile Mittelschicht in Deutschland, von der viele andere Länder nur träumen können. Genau dieser Mittelschicht dürften erfahrungsgemäß übrigens viele Kirchentagsbesucher angehören.
Bleibt zu hoffen, dass in anderen der 2.500 Kirchentags-Veranstaltungen mehr Raum für Klugheit bleibt. Eine ausgewogene individualethische, unternehmensethische und ordnungsethische Reflektion von Wirtschaft und Ethik wäre der Bedeutung des Themas jedenfalls angemessen.
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