In Deutschland ist jeder Sechste armutsgefährdet. Das besagen die neuesten Daten der Europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC). Doch die Quote hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht geändert. Zudem geht es um die relative Einkommensarmut – und die bewegt sich selbst dann nicht, wenn es allen Bundesbürgern gleichermaßen besser ginge.
Kein Skandal in Sicht
Daraus, dass die relative Einkommensarmut binnen Jahresfrist nicht gesunken ist, einen Skandal zu machen, ist also nicht gerechtfertigt. Denn die relative Einkommensarmut ist als fester Prozentsatz des mittleren Einkommens definiert und wenn jenes mittlere Einkommen genauso zulegt wie jedes andere Einkommen, bleibt der Anteil der Gefährdeten gleich.
Dennoch sollte die Politik das jetzige Niveau der Armutsgefährdung nicht einfach hinnehmen, sondern systematisch überlegen, wie man es reduzieren kann. Ein Blick auf die besonders gefährdeten Gruppen zeigt, wo der Hebel anzusetzen wäre: Besonders häufig sind Alleinerziehende, Arbeitslose und Personen mit Migrationshintergrund von Armut bedroht. All diesen Gruppen ist ein erschwerter Zugang zum Arbeitsmarkt beziehungsweise zu einer Vollzeitstelle gemein.
Hilfreich wäre daher ein weiterer Ausbau der qualifizierten Ganztagsbetreuung ab dem Kleinkindalter, um Alleinerziehenden die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern und um die Startchancengerechtigkeit für Kinder mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Schichten zu erhöhen.
Erfolgversprechend wäre es zudem, wenn die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse verbessert und die gezielte Nachschulung ausgebaut würde. Mit Blick auf die Beschäftigungs- und Aufstiegschancen von Un- und Angelernten sind zertifizierte Teilqualifikationen die erste Wahl. Sie ließen sich – in der Regel berufsbegleitend – bis zu kompletten Berufsabschlüssen bündeln.
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