Der heute erschiene IQB-Bildungsbericht offenbart seit 2016 große Bildungsrückschritte bei Viertklässlern. Besonders die Corona-Pandemie und familiäre Hintergründe sind daran schuld. Jetzt ist die Politik gefragt, um diese Defizite zu stoppen.
Bildungsdefizite: Grundschüler lesen, schreiben und rechnen immer schlechter
Der Kompetenzrückgang von Grundschülern im Lesen beträgt im Vergleich zum Jahr 2016 etwa ein Drittel eines Schuljahres. Beim Zuhören ist der Rückstand um ein halbes Schuljahr gewachsen, bei Rechtschreibung und Rechnen sind es jeweils ein Viertel eines Schuljahres. Gemessen an den Mindeststandards, die die Kultusministerkonferenz für das Ende der vierten Klasse eingeführt hat, scheitern immer mehr Schülerinnen und Schüler: Im Lesen und Zuhören schaffen gut 18 Prozent der Viertklässler diesen Lernstand nicht, in der Rechtschreibung 30 Prozent und beim Rechnen 22 Prozent. Für diese Schülerinnen und Schüler ist der Übergang in die weiterführende Schule besonders schwierig. Es zeigt sich darüber hinaus, dass der Zusammenhang zwischen der sozioökonomischen Herkunft und dem Bildungserfolg noch einmal zugenommen hat.
Bildungsrückstände bremsen die Transformation der Wirtschaft
Die deutsche Volkswirtschaft steht aktuell und in diesem Jahrzehnt vor gewaltigen Herausforderungen. Es wirken vier Veränderungen auf das Geschäftsmodell der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft: Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und De-Globalisierung. Der Mangel an Fachkräften bremst die Anpassung der Geschäftsmodelle, den Klimaschutz und die Energiewende sowie der Digitalisierung. Um die gewaltigen Transformationen in der Gesellschaft auch zukünftig bewältigen zu können, müssen wir die Chancen der Bildung bestmöglich nutzen. Dafür haben die MINT-Fächer eine zentrale Bedeutung: Schon jetzt fehlen hier mehr als 330.000 Fachkräfte. Der Verlust von mathematischen Fähigkeiten von 21 Punkten zwischen den Jahren 2016 und 2021 ist deshalb besonders kritisch.
Politik muss gegensteuern
Die Lernstandserhebung ist ein Weckruf für die Politik, die Bildungschancen jetzt zu verbessern. Mit der Digitalisierung der Schulen muss sichergestellt werden, dass im kommenden Winter ein umfassender Schulunterricht stattfinden kann. Dazu sollten sie weiterhin gezielte Corona-Aufholprogramme anbieten. Eine hochwertige Ganztagsinfrastruktur in Kindergarten und Schule kann ebenfalls dazu beitragen, Nachteile durch schwierige familiäre Hintergründe auszugleichen. Darüber hinaus sollen die Bildungseinrichtungen, die sich um besonders viele Kinder und Jugendliche mit besonderem Unterstützungsbedarf kümmern, mehr finanzielle Mittel und mehr Personal erhalten.
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