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Breitbandausbau IW-Nachricht 23. November 2015

Ein Kompromiss für den Wettbewerb

Die Deutsche Telekom darf den Takt beim Breitbandausbau in Deutschland angeben, aber auch Wettbewerber dürfen mitreden. So sieht es die Bundesnetzagentur vor. Das ist die wichtigste Regulierungsentscheidung für den deutschen Telekommunikationsmarkt in den vergangenen Jahren – sie dürfte den Netzausbau endlich vorantreiben.

Mit Spannung ist der heute vorgelegte Entscheidungsentwurf der Bundesnetzagentur über den Breitbandausbau erwartet worden: Soll dieser einseitig durch die Telekom oder wettbewerblich betrieben werden? Herausgekommen ist nun ein Kompromiss: Die Netzagentur hat das Angebot der Telekom, eine Milliarde Euro in den Netzausbau zu investieren, in ihrer Entscheidung berücksichtigt, aber auch den Wettbewerbern Zugeständnisse gemacht. Damit wird die Telekom nach eigenen Angaben bis 2018 5,9 Millionen Haushalte mit schnellem Internet von bis zu 100 Megabit pro Sekunde versorgen – das Ziel der Bundesregierung ist ein flächendeckender Ausbau mit 50 Megabit pro Sekunde.

Die Telekom bekommt einen vorrangigen Zugang zu den 7.900 Hauptverteilern im Nahbereich, um die bisherigen Kupferleitungen per Vectoring-Technologie zu beschleunigen. Allerdings können Wettbewerber auch künftig in einem Nahbereich auf die „letzte Meile“ zugreifen, wenn sie sich dort bisher in stärkerem Maße als die Telekom bei der VDSL-Erschließung von Kabelverzweigern engagiert haben. Da die Telekom mehrheitlich den Nahbereich der städtischen Hauptverteiler bedient, wird sie sich vermutlich die Filetstücke abgreifen können.

Wettbewerber müssen entschädigt werden, wo sie bereits investiert haben, der Hauptverteiler aber der Telekom zugeschlagen wird. Außerdem sollte die Telekom ihren Konkurrenten nur wettbewerbsfähige Preise für die Nutzung ihres Netzes berechnen dürfen. Diese Punkte greift auch der Entscheidungsentwurf der Netzagentur auf.

Besonders dort, wo bislang kein schnelles Internet verfügbar ist – also vor allem in ländlichen Regionen –, ist Vectoring sinnvoll, um rasch höhere Bandbreiten anbieten zu können. Tatsächlich stehen die meisten Hauptverteiler in dicht besiedelten Gebieten, in denen es bereits eine relativ schnelle Übertragungsrate, etwa über Fernsehkabel, gibt. Konkret sind lediglich 443 von 7.904 Hauptverteilern, also gerade einmal 5,6 Prozent, noch nicht mit schneller VDSL-Technik erschlossen. Damit dürfte die Vectoring-Entscheidung für maximal 330.000 Haushalte eine direkte Verbesserung bringen.

Als günstige Brückentechnologie verdrängt Vectoring zunächst die teure langfristige Lösung, den Glasfaserausbau. Dieser jedoch ist unumgänglich, um Bandbreiten bis in den Gigabit-Bereich zu gewährleisten.

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