Keine Zinsen, steigende Mieten und künftig nur noch Mini-Renten: Millionen Bundesbürger haben Angst, dass sie im Ruhestand völlig verarmen. Die Bild-Zeitung fragte IW-Direktor Michael Hüther: Müssen wir nun alle Angst vor Altersarmut haben?

Sind wir im Alter alle arm?
Natürlich nicht alle. Aber viele von uns werden im Alter mit deutlich weniger auskommen müssen, wenn sie jetzt nicht mehr auf die hohe Kante legen.
Was ist mit denen, die keine Jobs haben oder nur wenig arbeiten und das nicht können?
Arbeitslose oder Alleinerziehende sind in der Tat sehr gefährdet, weil sie nicht ausreichend Geld für den Ruhestand ansparen können. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Bundesregierung alles unterlässt, was die Arbeitsaufnahme dieser Personen noch schwieriger macht. Der Mindestlohn ist in diesem Zusammenhang genau der falsche Weg, weil er es z. B. für viele schlecht ausgebildete Arbeitslose noch schwerer macht, einen Job zu finden.
Aber trotz Beschäftigungsrekord nimmt Altersarmut doch heute schon zu!
Der Anstieg ist vergleichsweise moderat. Aktuell sind rund 2,5 Prozent der Rentner von Altersarmut betroffen. In anderen EU-Ländern sind es deutlich mehr.
Was sollen die Beschäftigten konkret tun?
Wer kann, sollte sein Geld nicht nur in Sparbücher und Lebensversicherungen stecken, sondern auch in etwas risikoreichere Anlagen, beispielsweise Investmentfonds.
Und Immobilien?
Natürlich ist ein Eigenheim ein guter Schutz gegen Altersarmut. Und generell lässt sich sagen: Viele von uns werden auch über 67 Jahre hinaus noch arbeiten, um ein auskömmliches Leben zu führen.
Also Rente erst mit 70 oder 75 wegen Zinstief?
Da die Deutschen zum Glück immer älter werden, muss auch das Renteneintrittsalter über 67 hinaus steigen. Aber darüber hinaus wird es darum gehen, auch im Ruhestand noch weiterzuarbeiten, unter anderem in einem Teilzeitjob. Die Bundesregierung sollte deutlich mehr Anreize für Rentner schaffen, weiterzuarbeiten, z. B. durch Verzicht auf Sozialbeiträge.
Zum Interview auf bild.de

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