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(© Foto: anastasios71 - Fotolia)
Michael Hüther im Express Interview 30. Juni 2015

Kann uns die Griechen: Pleite egal sein?

Was würde eine Pleite der Griechen für unsere Geldbörsen bedeuten? Wird es den Deutschen schlechter gehen, wenn Hellas sich aus der Euro-Zone verabschiedet? Oder kann uns der Ausgang des Schulden-Gezerres egal sein? IW-Direktor Michael Hüther gibt im Interview mit dem Express Antworten.

Was bedeutet eine Griechen-Pleite für die Steuerzahler in Deutschland?

Zunächst nichts, da die Tilgungsverpflichtungen an die europäischen Partner über die entsprechende Hilfspakte und Fonds eher erst nach 2020 beginnen. Im November 2012 sind diese Schulden auf 30 Jahre Laufzeit verlängert und der Zinssatz reduziert worden. Das sollte Griechenland mittelfristig eigentlich bedienen können.

Wäre eine Pleite Griechenlands konkret für uns im Alltag spürbar?

Kurzfristig an den Aktienkursen, mittelfristig kaum, da die Weltwirtschaft in ihrem Grundtakt robust ist und Griechenland realwirtschaftlich unbedeutend ist. Weniger als 3 Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts können weder Deutschland noch die EU auf Dauer belasten.

Kann also Otto-Normalverbraucher eine mögliche Griechen-Pleite egal?

Egal vielleicht nicht, weil es natürlich letztlich um die Verfassung und Zukunft Europas geht. Aber für Panik gibt es keinen Grund und in jeder Krise liegt auch die Chance für neue Lösungen. Insofern kann man das Ganze, so misslich es vor allem für die Griechen ist, auch als gebotene Reinigungskrise verstehen.

Muss die deutsche Wirtschaft Angst vor einer Insolvenz haben?

Griechenland ist kein bedeutsamer Handelspartner für die deutsche Wirtschaft, jedenfalls kann das leicht ausgeglichen werden. Ein Halten Griechenlands in der Eurozone um jeden Preis hätte wegen der Vertrauensverluste in die europäischen Krisenpolitik möglicherweise gravierende Wirkungen.

Wie lange würde ein Austritt Griechenlands aus dem Euro dauern?

Schwer zu sagen. Ein solcher Austritt – zumal bei diesen Umständen – ist als fundamentales Politikversagen in Griechenland über Vertrauensverluste sehr nachhaltig. Glaubwürdigkeit entsteht nur langsam und erst recht nicht mit den Politikern, die den Vertrauensbruch zu verantworten haben. Griechenland könnte als „gescheiterter Staat“ (failed state) gelten. Dann wird es ein langer Gang ins Verderben. Sicherlich würde Europa das nicht ignorieren können.

Wären soziale Unruhen in Griechenland zu befürchten?

Das ist vor allem dann nicht auszuschließen, wenn die elementaren staatlichen Funktionen nicht mehr gesichert werden können. Bei einem Zusammenbruch des Geldkreislaufes ist das durchaus wahrscheinlich.

Gibt es noch eine Rettungschance für die Griechen?

Nur wenn die griechische Regierung zu einer Kooperationsstrategie zurückkehrt, alle Schuld bei den anderen zu suchen und aufhört, die Partner in Europa „hinter die Fichte zu führen“.

Das Interview auf express.de

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