Krieg, Diskriminierung, Inflation: Welche Schlüsse sollten Wirtschaftspolitik und Unternehmen aus den derzeitigen Großkrisen ziehen? Antworten gibt IW-Direktor Michael Hüther im Interview mit der Osnabrücker Zeitung.
„Die deutsche Wirtschaft wird international hoch vernetzt bleiben”
Herr Hüther, Deutschland hat lange vom globalen Handel profitiert. Nun legen ein Krieg in Europa mit seinen Folgen für die Energiemärkte sowie fragile Lieferketten Verwundbarkeiten offen. Muss Deutschland sein Geschäftsmodell überdenken?
Unser Geschäftsmodell beruht auf verantwortlichem unternehmerischen Handeln und der Haftung für die damit verbundenen Risiken. Dieses Handeln hatte auch bisher schon eine Wertekomponente in sich, das spüren Unternehmen nicht erst jetzt. Die derzeit geführten Debatten werden nicht das Ende, vielleicht aber eine partielle Neusortierung einer möglicherweise etwas erschöpften Globalisierung einleiten. Dabei werden neue Perspektiven und neue Partner eine Rolle spielen. Letztlich wird die deutsche Wirtschaft eine international hoch vernetzte Wirtschaft bleiben.
Zur Neusortierung gehört, dass Deutschland und Europa sich unabhängig machen vom russischen Energiemarkt. Wird uns dieser Weg über Jahre hinweg Wohlstand kosten?
Das wird der Fall sein. Ökologisch betrachtet und unter Kostengesichtspunkten war es in der Vergangenheit ja richtig, Gas aus Russland zu beziehen. Durch den jetzt politisch forcierten Kurswechsel infolge der russischen Aggression wird die Beschaffung von Ressourcen aus der Welt auf lange Sicht verteuert. Dies wird in einer Übergangsphase, bis die erneuerbaren Energien einen deutlich höheren Anteil am Angebotsmix erreicht haben, unseren Wohlstand tangieren.
Nach der Einführung des sogenannten Tankrabattes wird diskutiert, ob die Steuernachlässe bei Endkunden ankommen. Welche Möglichkeiten sähen Sie beim Kartellamt?
Ich halte die temporäre Senkung der Benzin- und Dieselsteuer für verteilungspolitisch ineffektiv, in erster Linie ging es hier um ein politisches Signal zur Beruhigung der Gemüter. Jetzt, nach der Umsetzung, hat die Wettbewerbspolitik aus meiner Sicht wenige Mittel der Sanktionierung in der Hand, da sich die Frage, ob Preisentwicklungen etwa auf abgestimmtem Anbieterverhalten oder auf Marktdruck beruhen, in einem derart engen Oligopol-Markt nicht leicht beantworten lässt. Letztlich sind die Anbieter auch nicht verpflichtet, den gewährten Steuerrabatt weiterzureichen, sie können ihn zur eigenen Ertragsstärkung nutzen.
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