Der digitale Wandel ist ein laufender realer Experimentierraum für Unternehmen und Beschäftigte, schreibt IW-Wissenschaftsleiter Hans-Peter Klös auf der Informationsplattform Arbeiten 4.0 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.
„Die Arbeitswelt 4.0 bietet mehr Chancen als Risiken”
Die Digitalisierung der Arbeitswelt verlangt von den Beschäftigten mehr Flexibilität und Veränderungsbereitschaft. Wie kann ein fairer Interessenausgleich zwischen betrieblichen Bedarfen an Flexibilität und den Wünschen der Beschäftigten nach Stabilität und Verlässlichkeit gelingen?
Die "Arbeitswelt 4.0" bietet mehr Chancen als Risiken. Stark digitalisierte Unternehmen zeigen sich bereits heute gut vorbereitet und können als Leitbild fungieren. Eine gute Zeitpolitik in einem modernisierten Arbeitszeitrahmen, eine lernförderliche Arbeitsumgebung, altersgemischte Teams und Wissenstransfersysteme bieten die Gewähr, dass die Beschäftigten in einem digitalisierten Umfeld das erforderliche berufliche und betriebliche Erfahrungswissen aufbauen, erhalten, weiterentwickeln und auch an andere weitergeben können.
Was bedeutet zunehmend digitalisiertes und flexibles Arbeiten für das Thema Führung und die Führungskräfte?
Gute Personalführung ist ein "business case" für Unternehmen bei der Gestaltung des digitalen Wandels. Da internetfähige mobile Geräte (Smartphones, Tablets oder Notebooks) zunehmend zur Standardausstattung von Führungskräften zählen, wird naturgemäß auch stärker digital geführt. Gerade in einer digitalen und weniger präsenzgestützten Arbeitswelt ist deshalb stets auch auf eine gute Bindung zwischen Beschäftigten und Betrieben zu achten, damit keine "digitale Distanz" entsteht.
Welche Möglichkeiten bieten Experimentierräume Unternehmern und Beschäftigten?
Die betriebliche Personalpolitik gewinnt mit der Ausbreitung der Wissensarbeit und der zunehmenden Digitalisierung von Wertschöpfungsprozessen weiter an strategischer Bedeutung für die Unternehmensentwicklung. Der digitale Wandel ist naturgemäß ein laufender realer Experimentierraum für Unternehmen und Beschäftigte und eine unternehmerische Kernaufgabe. Gute Beispiele – etwa im Wege der Experimentierräume – können dabei helfen und unterstützen. Außerdem macht es Unternehmen immer neugierig, was mögliche Wettbewerber so machen.
Was erwarten Sie sich von der Förderung von Experimentierräumen?
Experimentierräume in Unternehmen können neben ihrer praktischen Relevanz für die beteiligten Unternehmen und Beschäftigten auch wertvoll für die zukünftige Gestaltung von politischen Rahmenbedingungen sein – schließlich handelt es sich um kleine "soziale Experimente". Wichtig für eine mögliche Übertragbarkeit ist dann aber auch eine saubere Evaluation dieses Experimentes.
Welche betrieblichen Beispiele innovativer Gestaltung der neuen Arbeitswelt haben Sie in letzter Zeit beeindruckt?
Besonders interessant ist die Entwicklung des "Street Scooters" bei der DHL Group, bei dem neue Formen der Elektromobilität mit dem Ziel der Verbesserung der Arbeitsergonomie in der Produktion von neuen Fahrzeugtypen für den regulären Zustellbetrieb der DHL Group zusammenflossen. Im Scooter werden zudem zusätzliche Potenziale für autonomes Fahren und den roboterunterstützten Logistikbetrieb gesehen.
Zum Interview auf arbeitenviernull.de
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