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(© Foto: Getty Images)
Galina Kolev auf Focus Online Interview 4. April 2018

Trumps Schlag gegen China trifft alle – und ganz besonders Deutschland

Mit der erneuten Reaktion Chinas auf die neuen US-Strafzölle nimmt der Handelskrieg an Fahrt auf. Deutschland scheint bisher nicht betroffen - doch diese Annahme ist falsch, erklärt IW-Handelsökonomin Galina Kolev im Interview mit Focus Online. Und schon am 1. Mai endet eine wichtige Frist.

China reagiert mit voller Wucht auf die Strafzölle der Trump-Regierung. Von Zurückhaltung ist jetzt keine Spur mehr zu sehen – stattdessen gilt nun: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ist die Grenze zum Handelskrieg jetzt überschritten?

Die Ausweitung der Zölle auf Produkte aus den USA von Seiten Chinas ist sicher die nächste Eskalationsstufe des Handelskonflikts. Ganz überraschend kam sie jedoch nicht - die chinesische Regierung hatte angekündigt, mit Gegenmaßnahmen reagieren zu wollen, sollten die USA weitere Importeinschränkungen für chinesische Produkte einführen.

Warum ist das ein Problem?

Sollte diese Spirale nicht gestoppt werden, dürfte der amerikanisch-chinesischer Handel stark eingeschränkt werden. Diese Entwicklung hätte weitreichende Folgen für wirtschaftliche Entwicklung in den betroffenen Ländern - und somit auch für den gesamten Welthandel. Die USA sind umsatzmäßig der wichtigste Handelspartner Chinas und auch für die USA ist China das Land, mit dem am meisten gehandelt wird, auch wenn der Wert der US-Importe diesen der US-Exporte um 375 Milliarden US-Dollar übersteigt.

Wie sieht es mit Deutschland und Europa aus?

Länder wie Deutschland könnten zwar kurzfristig davon profitieren, da sie günstigere chinesische Produkte importieren oder selber mehr in den USA absetzen können. Trotzdem sind mittel- bis langfristig negative Effekte zu erwarten – wenn sich die Wirtschaftslage des umsatzmäßig wichtigsten deutschen Exportlands – den USA – und im drittwichtigsten Exportzielland – China - aufgrund des Handelskonflikts und der damit verbundenen Unsicherheit verschlechtert. Denn dann wird in beiden Ländern auch die Nachfrage nach deutschen Exportgütern zurückgehen.

Außerdem läuft am 1. Mai die Ausnahmeregelung von den verhängten Zöllen auf Stahl und Aluminium für die EU aus. Es ist keinesfalls sicher, dass diese Ausnahme verlängert wird, denn es bleibt unklar, mit welchen Absichten Donald Trump genau unterwegs ist. Auch der deutsche Exportüberschuss wurde von Trump oft kritisiert, auch wenn das Defizit der USA gegenüber China, Mexiko und Japan höher ist.

Selbst Experten haben Schwierigkeiten nachzuvollziehen, was der US-Präsident wirklich will. Was könnte denn als nächstes folgen?

Beim eingeschlagenen protektionistischen Kurs ist nicht abzusehen, welche Maßnahmen als nächstes kommen. Am Ende verlieren alle Handelsnationen – und Deutschland insbesondere, wenn die Welthandelsordnung geschwächt wird und die Regeln der WTO in Frage gestellt werden. Selbst die Welthandelsorganisation wird gelähmt, zumal die USA derzeit die Nachbesetzung von drei Richterstellen in der Berufungsinstanz blockieren.

Was genau meinen Sie?

Ab dem Herbst sind in der WTO nur noch drei Richterposten besetzt, von denen einer aus den USA kommt und somit keine Fälle behandeln darf, an denen die USA selbst beteiligt sind. Womöglich ist es Trumps Ziel, die von ihm kritisierte Welthandelsordnung neu aufzustellen, und die Regeln der WTO neu zu verhandeln. Es ist allerdings unklar, ob die Handelspartner bei einer Neuverhandlung mitmachen. Oder ob sogar eine Neuauflage der WTO ohne die Beteiligung der USA denkbar ist.

Zum Interview auf Focus Online.

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