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(© Foto: puthithon/iStock)
Thilo Schaefer auf n-tv.de Gastbeitrag 13. November 2017

Wo Ökostrom produzieren? Nationale Klimaziele abschaffen

Das Nationalstaatsdenken beim Klimaschutz ist alles andere als hilfreich. Standorte außerhalb Deutschlands sind viel besser, um Strom aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen, schreibt IW-Energieexperte Thilo Schaefer in einem Gastbeitrag auf n-tv.de.

Der ehemalige Klima-Musterschüler Deutschland wird seine selbst gesteckten CO2-Emissionsziele bis 2020 wahrscheinlich verfehlen. Während der Koalitionsverhandlungen in Berlin und des Weltklimagipfels in Bonn sorgt das für viel Kritik. Tatsächlich ist Deutschland als reiches Land in der Lage und in der Verantwortung, den Klimaschutz ambitioniert voranzutreiben und eine Vorreiterrolle einzunehmen.

Doch das enge Nationalstaatsdenken beim Klimaschutz ist wenig zielführend: Andere Standorte außerhalb Deutschlands eignen sich deutlich besser für eine effiziente und stabile Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen. Während eine Reihe von Ländern wie Schweden oder auch Österreich hohe Anteile bei der Wasserkraft erreichen, zieht Spanien mit Wind und Sonne an Deutschland vorbei. Insbesondere im Hinblick auf die Kapazitäten, die zum Antrieb von Elektrofahrzeugen und zur elektrischen Wärmeerzeugung erforderlich sind, stößt das Ausbaupotenzial in einem dicht besiedelten Land wie Deutschland an Grenzen. Das gilt auch für die Akzeptanz der Bevölkerung.

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Dennoch hat Deutschland einen großen Beitrag zum weltweiten Klimaschutz geleistet: Mit dem großangelegten Ausbau der erneuerbaren Energiequellen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sind die Kosten für Photovoltaik- und Windanlagen deutlich gesunken - und damit auch in anderen Teilen der Welt erschwinglich geworden. Das geschah jedoch auf Kosten der heimischen Stromverbraucher. Da die Förderzusagen im EEG für 20 Jahre gelten, wird der Kostenblock aus der Zeit des Solarbooms auch weiterhin für hohe Zahlungen der Stromverbraucher sorgen.

Faktisch unterhält Deutschland zurzeit doppelte Kapazitäten zur Stromerzeugung, einmal aus erneuerbaren und einmal aus konventionellen Energiequellen. Denn solange keine ausreichenden Speicherkapazitäten vorhanden sind, bleiben konventionelle Kraftwerke erforderlich, um die Nachfrage in Zeiten geringer Sonneneinstrahlung und von wenig Wind zu decken. Die wenig effiziente und kostenintensive Förderung der Erneuerbaren Energien in Deutschland taugt daher nicht zum Vorbild. Die enormen Summen, die deutsche Stromverbraucher für das Projekt Energiewende aufbringen müssen, schrecken potenzielle Nachahmer eher ab, als sie zu vergleichbaren Ansätzen zu motivieren.

All diese Gründe sprechen dagegen, weiterhin auf eine nationale Ausbau- und Förderstrategie zu setzen. Die Anhebung des Anteils der erneuerbaren Stromerzeugung kann wesentlich effizienter in einem europäischen oder gar globalen Kontext erfolgen als innerhalb der Landesgrenzen. Dabei geht es keineswegs darum, mögliche deutsche Standorte für weitere Windparks und Photovoltaikanlagen zu vernachlässigen oder gar zu benachteiligen. Sie müssen sich jedoch im Wettbewerb gegenüber anderen Standorten außerhalb Deutschlands behaupten können, so dass sich Wasser, Wind und Sonne jeweils dort durchsetzen, wo sie am meisten und verlässlichsten Energie liefern.

Andernfalls werden die Kosten für deutsche Stromverbraucher weiterhin steigen und gewerbliche Stromkunden dazu bringen, stärker an ausländischen Standorten zu investieren als hierzulande. Damit wäre dem Klima am wenigsten geholfen. Deshalb sollten alle klimapolitischen Bemühungen Deutschlands auf internationale Lösungen ausgerichtet sein, anstatt große Summen in das Erreichen nationaler Ziele zu investieren.

Zum Gastbeitrag auf n-tv.de

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