Die Herausforderung ist, den ländlichen Raum zu stärken und eine gute Lebensqualität zu sichern. Das bedeutet, dass Bund und Länder mehr Geld in die Hand nehmen müssen, schreibt IW-Immobilienexperte Ralph Henger in einem Gastbeitrag im Weser Kurier.
Vielen Regionen droht die Abkopplung vom Rest des Landes
Seit Jahren schwelt die Debatte über die Lage der Wohnungsmärkte: Sie wird vor allem unter Chiffren wie Mietexplosion, Wohnungsnot oder bezahlbaren Wohnraum geführt. In der Diskussion spielt es dagegen kaum eine Rolle, dass viele Regionen schrumpfen oder ganze Straßenzüge leer stehen. Das ist ein Fehler – schließlich haben weite Teile der Republik damit zu kämpfen. Fast 31 Millionen Menschen wohnen in einem der 192 Kreise, die bis zum Jahr 2030 voraussichtlich schrumpfen. 9,7 Millionen Menschen leben gar in einem der 72 Kreise, die im gleichen Zeitraum mehr als fünf Prozent ihrer Einwohner verlieren.
Leerstände sind ein großes Problem. Aktuell stehen rund zwei Millionen Wohnungen leer. Das Erschreckende: Trotz Wohnungsmangel und hoher Zuwanderung werden diese nicht weniger. Darüber wird allerdings kaum diskutiert – dabei sind der Umgang mit der Abwanderung sowie die Vermeidung und der Abbau von Leerständen die zentralen Zukunftsthemen. Der ländliche Raum in unserer Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft hat dauerhaft mit einem schwindenden Gewicht zu kämpfen. Vielen Regionen droht daher, dass sie von der sozialen und ökonomischen Entwicklung des restlichen Landes abgekoppelt werden. Die Folge: hohe Abwanderung in wirtschaftlich dynamische Ballungszentren.
Die Herausforderung ist daher, den ländlichen Raum zu stärken und eine gute Lebensqualität zu sichern. Das bedeutet, dass Bund und Länder wieder mehr Geld in die Hand nehmen müssen, um essenzielle Infrastrukturen vor Ort zu erhalten und auszubauen. Dazu gehören Breitband-Ausbau und ÖPNV-Anbindung, aber auch genügend Schulen und Ärzte. Diese Infrastruktur wiederum sorgt dafür, dass Arbeitsplätze fernab der Zentren entstehen können und die Abwanderung der jungen Landbevölkerung in die Metropolen abgeschwächt wird.
Es fehlt zudem eine vernünftige Siedlungspolitik. Alle Städte und Gemeinden mit konstanter oder schrumpfender Bevölkerung müssen ihre Siedlungsbestände genau beobachten und verhindern, dass neue Wohnungen und Wirtschaftsgebäude auf der grünen Wiese entstehen. Dafür muss der Grundsatz „Umbau vor Neubau“ gelten. Wenn sich Gemeinden entkernen und die Stadt- und Dorfzentren veröden, geht der Reiz für das Leben fernab der Metropolen verloren. Die Bürgermeister, Stadtplaner und Bauämter müssen daher verstärkt mit Nachbargemeinden kooperieren und auf die Menschen vor Ort zugehen, um Entwicklungen von Flächen auch dort zu ermöglichen, wo sie für den ländlichen Raum am sinnvollsten sind.
Zum Gastbeitrag im Weser Kurier
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