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Axel Plünnecke auf Welt online Gastbeitrag 9. März 2020

Erwerbstätigkeit: Was passieren muss, damit Frauen der Teilzeit-Falle entkommen

Deutschland liegt im europäischen Vergleich bei der Frauenerwerbstätigkeit mit an der Spitze – doch viele Frauen sind in Teilzeit tätig. Dabei gäbe es Möglichkeiten, die Situation zu verbessern und zugleich Familien zu stärken, schreibt IW-Bildungsökonom Axel Plünnecke in einem Gastbeitrag für Welt online.

In den letzten Jahrzehnten ist das Bildungsniveau der Frauen deutlich stärker gestiegen als der Bildungsstand der Männer. Dies hat auch in den Partnerschaften einiges verändert: Die Paare entscheiden sich im Durchschnitt dafür, die Aufgaben als Eltern und Erwerbstätige gleichmäßiger als früher zu teilen, auch wenn die Männer sich weiterhin deutlich weniger als Frauen an der Familienarbeit beteiligen. Aus ökonomischer Sicht ist die Erwerbstätigkeit beider Elternteile wichtig, um die Familie wirtschaftlich zu stärken und abzusichern.

Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen ist die Scheidungsrate bis zum Jahr 2004 deutlich angestiegen und nimmt seitdem nur langsam wieder ab. In etwa einem Fünftel der Haushalte mit Kindern lebt nur ein Elternteil. Alleinerziehende sind besonders armutsgefährdet, wenn sie nicht oder nur in geringem Maße am Arbeitsleben teilnehmen können.

Zum Zweiten befindet sich die Wirtschaft im Wandel: Digitalisierung und Dekarbonisierung führen dazu, dass sich Berufe und Arbeitswelt in den kommenden Jahren stark verändern dürften. Durch den möglichen Strukturwandel könnten Qualifikationen entwertet werden. Selbst stabilen Familien, in denen nur ein Elternteil arbeitet, drohen folglich ökonomische Risiken, wenn der Alleinverdiener seinen Job verliert.

„Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass viele Frauen in Deutschland in kleiner Teilzeit beschäftigt sind”

Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Erwerbstätigkeit von Frauen im Alter zwischen 20 und 64 in Deutschland von 2008 bis 2018 von 68 Prozent auf 76 Prozent stark zugenommen hat. In der EU liegt Deutschland hinter Schweden und Litauen inzwischen an dritter Stelle. Ein Grund für den starken Anstieg seit 2008 liegt auch in der Familienpolitik: Mit der Einführung des Kinderförderungsgesetzes im Jahr 2008 erhalten Kinder unter drei Jahren Anspruch auf einen Betreuungsplatz.

Zudem wurde der Ausbau von Ganztagsangeboten in Kita und Grundschulen vorangetrieben. Die Gesamtevaluation der ehe- und familienpolitischen Maßnahmen zeigt deutlich, dass dadurch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf deutlich gestärkt werden konnte.

Im europäischen Vergleich zeigt sich aber auch, dass viele Frauen in Deutschland Teilzeit - oft mit kleiner Stundenzahl - beschäftigt sind. Zur Ausweitung der Arbeitszeit bieten sich verschiedene Maßnahmen an. Es wird zum Beispiel unter Ökonomen diskutiert, ob eine Abschaffung der Steuerklasse V oder ein Übergang vom Ehegattensplitting zum Realsplitting Impulse setzen kann. Simulationsrechnungen zeigen, dass Effekte auf das Arbeitsangebot bestehen, diese aber eher gering sind.

Besonders wirksam ist ein weiterer Ausbau der Betreuungsangebote. Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigen, dass noch immer rund 320.000 Plätze für unter dreijährige Kinder fehlen. Zudem besteht ein Mangel an Ganztagsplätzen für Grundschulkinder. Auch eine veränderte Rollenteilung der Eltern könnte einen wichtigen Beitrag leisten: Untersuchungen zum Elterngeld zeigen, dass sich Väter langfristig stärker an der Betreuung von Kindern beteiligen, wenn sie sich aktiv in der Elternzeit engagieren. Eine Ausweitung der Partnermonate könnte folglich auch einen Beitrag leisten, Familien zu stärken.

Zum Gastbeitrag auf welt.de

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