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(© Foto: gettyimages)
Axel Plünnecke in der Fuldaer Zeitung Gastbeitrag 31. August 2021

Spürbare Bildungsimpulse sind nötig

Anhand des INSM-Bildungsmonitors 2021 analysiert IW-Bildungsexperte Axel Plünnecke in der Fuldaer Zeitung die Folgen der Schulschließungen während der Coronakrise und fordert eine Stärkung der Bildungschancen.

Seit vielen Jahren gibt es kaum noch Fortschritte im Bildungssystem. Dies zeigt der INSM-Bildungsmonitor des Instituts der deutschen Wirtschaft. Die besten Ergebnisse im Durchschnitt der quantitativ bewerteten zwölf Handlungsfelder erreichen 2021 Sachsen und Bayern. Mit etwas Ab stand folgen Hamburg, Thüringen, das Saarland und Baden-Württemberg. Das Mittelfeld reicht von Hessen auf Platz 7 bis Brandenburg auf Platz 15. Mit Abstand folgt auf dem letzten Platz Bremen.

Hessen weist in den Handlungsfeldern Integration, Förderinfrastruktur und Bildungsarmut Stärken auf. In Hessen verlässt beispielsweise mit 11,3 Prozent der niedrigste Anteil ausländischer Jugendlicher die Schule ohne Abschluss. Im Bundesdurchschnitt sind es 17,6 Prozent. An den Kitas ist der Anteil des Personals mit akademischem Abschluss mit 12,9 Prozent der höchste in Deutschland. Auch erzielte Hessen im Jahr 2019 mit einem Wert von 5,1 Prozent die geringste Schulabbrecherquote aller Bundesländer (Bundes durchschnitt: 6,6 Prozent).

Verbesserungspotenzial besteht in Hessen vor allem in den Handlungsfeldern Internationalisierung, Schulqualität und Forschungsorientierung. So ist der Anteil der Bildungsausländer an allen Studierenden vergleichsweise gering und der Anteil der Berufsschüler, die in Fremdsprachen unterrichtet werden, liegt ebenso unter dem Bundesdurchschnitt. In der letzten Kompetenzerhebung für die Neuntklässler aus dem Jahr 2018 erreicht Hessen in den Naturwissenschaften nur unterdurch schnittliche Kompetenzen. Ge messen an der Wirtschaftskraft des Landes sind vergleichsweise wenige Forscher im Bundesland tätig und je Professor werden wenig Drittmittel eingeworben.

Die sich bereits in den letzten Jahren verschlechterten bundesweiten und hessischen Bewertungen in den Handlungsfeldern Schulqualität, Bildungsarmut und Integration (Bildungschancen) drohen sich im Zuge der Coronakrise weiter zu verschärfen. Studien zeigen deutlich, dass durch längere Schulschließungen negative Effekte auf den Kompetenzerwerb eintreten und vor allem leistungsschwächere Kinder und Jugendliche und solche aus bildungsfernen Haushalten stärker betroffen sind. Für diesen Befund spricht auch die Einschätzung von Eltern und Lehrkräften, die das Meinungsforschungsinstitut Civey von Mitte Juni bis Mitte August 2021 für den Bildungsmonitor befragt hat: Knapp 56 Prozent der Eltern waren im Schuljahr 2020/2021 bundesweit mit den Lernangeboten der Schulen eher oder sehr unzufrieden, gut 30 Prozent eher zufrieden oder sehr zufrieden. In Hessen lagen die Ergebnisse nah am Bundesdurchschnitt. Die Unzufriedenheit war höher, wenn Eltern einen niedrigeren Bildungsabschluss aufweisen oder in kaufkraftschwächeren Regionen leben. Knapp die Hälfte der befragten Lehrkräfte in Deutschland geben an, dass bei der Mehrheit der Schülerinnen und Schüler gravierende Lernrückstände durch die besondere Situation im letzten Schuljahr aufgetreten sind. In Hessen sind die Bewertungen dabei leicht besser als im Bundesdurchschnitt.

Damit sich die Bildungsungleichheit nicht weiter verschärft, sind spürbarere Bildungsimpulse notwendig. Die pandemiebedingten Lernlücken sollten durch Vergleichsarbeiten an allen Schulen und Jahrgängen systematisch erfasst und dann durch gezielte Nachqualifizierungsprogramme geschlossen werden. Darüber hinaus braucht es einen weiteren Ausbau der Ganztagsinfrastruktur an Kitas und Schulen. Die Einrichtungen sollten auch qualitativ ge stärkt werden – zum Beispiel durch mehr multiprofessionelle Teams und eine Weiterentwicklung auch der Grundschulen zu Familigrenzen.

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