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(© Foto: NolanBerg11/iStock)
Alexander Burstedde auf focus.de Gastbeitrag 27. November 2017

Bei der Digitalisierung wird es Verlierer geben: doch am Ende nutzt sie uns allen

Jeder sechste Arbeitnehmer sorgt sich wegen der Digitalisierung um den eigenen Arbeitsplatz, zeigt eine aktuelle Umfrage der Beratungsgesellschaft EY. Dabei gibt es gute Gründe, die Digitalisierung optimistisch anzugehen. Ein Gastbeitrag von IW-Ökonom Alexander Burstedde auf Focus Online.

Die Digitalisierung wird für große Umbrüche am Arbeitsmarkt sorgen. Gerne wird dies genutzt, um Ängste zu beschwören – vor einer unsicheren Zukunft und wegfallenden Arbeitsplätzen. Dabei ist die Digitalisierung vor allem eines: eine Chance auf mehr Wohlstand.

Natürlich ist die Umstellung der Arbeitswelt eine große gesellschaftliche Gestaltungsaufgabe, für die Politik und Unternehmen die richtigen Entscheidungen treffen müssen. Und klar ist auch: Wie bei den meisten Veränderungen wird es am Anfang auch Verlierer geben. Langfristig werden wir aber profitieren.

Digitalisierung ist nur eine Spielart des Fortschritts

Schon immer hat der technologische Fortschritt Berufe verändert und sie manchmal ersetzt. So haben die Erntemaschinen in den 50er-Jahren viele Erntehelfer arbeitslos gemacht. Doch fanden diese später andere Jobs, die neu entstanden waren – bald herrschte Vollbeschäftigung. Veränderungen wie diese haben uns den Wohlstand gebracht, in dem wir heute leben. Die Digitalisierung ist nur eine neue Spielart des Fortschritts, der Prozess ist aber der gleiche. Alles was wir brauchen, ist der Mut zur Veränderung und die Bereitschaft zur Anpassung.

Wie wir solchen Neuerungen begegnen ist vor allem eine Frage der inneren Haltung. Es gilt, die Chancen zu erkennen und darauf zu vertrauen, dass aus Veränderung etwas Gutes entstehen kann. Wer hätte sich schon das Internet vorstellen können, bevor es entstanden ist? Heute wollen wir es nicht mehr missen, allerdings setzt es auch viele klassische Geschäftsmodelle unter Druck, etwa im Einzelhandel. Gleichsam entstehen jedoch neue Unternehmen und mit ihnen neue Jobs.

Berufe verschwinden, neue entstehen

Trotz all der Berufe, die bereits verschwunden sind, gibt es heute so viel Arbeit wie noch nie. Wir eilen von einem Beschäftigungsrekord zum nächsten, und doch reichen die Arbeitskräfte nicht aus. Eine neue Prognos-Studie sagt drei Millionen fehlende Fachkräfte bis 2030 voraus. Doch auch diesen Engpass könnte die Digitalisierung abmildern, indem Arbeitsprozesse automatisiert werden – ein wichtiger Beitrag zur Sicherung unseres Wohlstandes.

Gerade Geringqualifizierten wird mit fortschreitender Digitalisierung eine höhere Arbeitslosigkeit vorausgesagt. Davon sind auch diejenigen betroffen, deren Qualifikation veraltet ist. So hat sich etwa der Beruf des Kfz-Mechanikers zum Kfz-Mechatroniker gewandelt – auch in diesem Jahr wieder der beliebteste Ausbildungsberuf unter jungen Männern. Heutzutage muss ein Auto nur selten groß zerlegen werden, um einen Fehler zu finden – denn das Auto kann einem die Fehler zeigen. Doch dafür muss man seine Sprache gelernt haben.

Zukünftig wird es also noch wichtiger, in die eigene Qualifikation zu investieren, um mit den aktuellen technischen Entwicklungen Schritt zu halten – aufhalten lassen sie sich nicht. Und das betrifft fast alle Branchen. Genau hier gilt es anzusetzen, wenn wir die Digitalisierung meistern wollen.

Digitalisierung als Chance

Wir müssen die Digitalisierung endlich als Chance begreifen. Wie können wir unsere neuen Möglichkeiten nutzen, um noch besser zu werden und mehr Wohlstand zu schaffen? Die Technik erlaubt es uns die Arbeit von festen Orten und Zeiten zu entkoppeln. Dadurch könnten viele Menschen ein selbstbestimmteres Leben führen und Beruf und Familie besser vereinbaren. Dafür braucht es moderne Arbeitsgesetze. Assistenzsysteme können uns schwierige Aufgaben abnehmen und körperliche Schwächen ausgleichen. Das bietet neue Potenziale in der Inklusion. Gedanken wie diese gilt es zu entwickeln und Realität werden zu lassen. Denn eines sollte auch klar sein: Die Digitalisierung ist in vollem Gange, ob wir wollen oder nicht. Was bleibt ist, sie zu gestalten.

Zum Gastbeitrag auf focus.de

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