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Selbstkontrolle Wirtschaft und Ethik 10. Dezember 2015 Wie das Auge den Bauch betrügt

Fast Food macht nicht dick – wenn man es in Maßen genießt, wie Just und Wansink (2015) vor kurzem herausgefunden haben. Aber wie schafft man es, sich beim Essen zurückzuhalten? Zum Beispiel mit Tipps aus der verhaltensökonomischen Forschung.

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Wie das Auge den Bauch betrügt
Selbstkontrolle Wirtschaft und Ethik 10. Dezember 2015

Wie das Auge den Bauch betrügt

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Fast Food macht nicht dick – wenn man es in Maßen genießt, wie Just und Wansink (2015) vor kurzem herausgefunden haben. Aber wie schafft man es, sich beim Essen zurückzuhalten? Zum Beispiel mit Tipps aus der verhaltensökonomischen Forschung.

An Weihnachten gibt es nicht nur Geschenke, sondern auch gutes Essen, und davon reichlich. Wie immer nehmen sich viele Menschen vor, zum Fest nicht ganz so viel zu essen und zu trinken – erfolgreich sind sie meist nicht. Denn der Wille allein reicht nicht aus. Das menschliche Gehirn kann die Größe konsumierter Mengen nur schwer einschätzen. So verleitet ein größerer Teller dazu, eine größere Portion zu essen (Wansink und Van Ittersum, 2013). Ein größerer Kontrast zwischen der Farbe des Essens und der Farbe des Tellers führt dazu, dass die Portion größer wahrgenommen und weniger gegessen wird (Van Ittersum und Wansink, 2012). Das Volumen von Gläsern ist besonders schwer einzuschätzen; die Form eines Glases kann Menschen schnell täuschen. Einblicke in die tatsächliche Wahrnehmung von Volumen könnten daher Möglichkeiten aufzeigen, den eigenen Konsum besser zu kontrollieren.

Wansink und Van Ittersum haben in ihren früheren Experimenten die Diskrepanz zwischen wahrgenommener und tatsächlich konsumierter Menge in unterschiedlich großen Gläsern untersucht. Dazu haben die Versuchspersonen entweder ein niedriges und kurzes oder ein hohes und schmales Glas erhalten, das sie mit Saft füllen sollten. Nach dem Verzehr wurden sie gefragt, wie viel sie glaubten, eingegossen zu haben. Versuchsteilnehmer mit niedrigen, breiten Gläsern hatten fast 20 Prozent mehr eingegossen und konsumiert als Personen, die ein hohes, schmales Glas hatten. Mit der empfundenen Füllmenge verhielt es sich genau umgekehrt. Die Personen mit niedrigen, breiten Gläsern gaben an, weniger eingegossen zu haben. Die Personen mit hohen, schmalen Gläsern meinten, mehr eingegossen zu haben (siehe Abbildung).

Die Begründung: Menschen neigen dazu, die vertikale Dimension zu überschätzen. Dementsprechend wird die Menge in einem hohen, schmalen Glas überschätzt und die Menge in einem niedrigen, breiten Glas unterschätzt. Fast alle Personen hatten ihr Glas am Ende vollständig geleert, sodass man aus einem niedrigen, breiten Glas offensichtlich mehr konsumieren muss, bis ein Sättigungsgefühl eintritt. Das gleiche Experiment mit Kindern zeigt noch drastischere Auswirkungen: Kinder tranken aus niedrigen, breiten Gläsern 80 Prozent mehr als Kinder, die hohe, schmale Gläser erhielten.

Mit einfachen Tricks können also Eltern ihre Kinder dazu bringen, weniger zuckerhaltige Getränke zu konsumieren. Ältere Menschen können dieses Wissen nutzen, um beispielsweise mehr Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Und in Bezug auf Alkohol haben die Ergebnisse einen weiteren nützlichen Wert für alle, die den Konsum alkoholischer Getränke besser kontrollieren möchten – zum Beispiel am Weihnachtsabend.

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