Die Zuwanderung aus den Westbalkanländern nach Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark verändert. War sie in der ersten Hälfte des Jahrzehnts sehr stark von Asylsuchenden geprägt, die kaum eine Chance auf einen Flüchtlingsstatus in Deutschland hatten, spielen diese quantitativ heute kaum noch eine Rolle.
Zuwanderung aus den Westbalkanländern: Kaum noch Asylsuchende, dafür viele qualifizierte Erwerbszuwanderer
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Die Zuwanderung aus den Westbalkanländern nach Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark verändert. War sie in der ersten Hälfte des Jahrzehnts sehr stark von Asylsuchenden geprägt, die kaum eine Chance auf einen Flüchtlingsstatus in Deutschland hatten, spielen diese quantitativ heute kaum noch eine Rolle.
Die Gesamtzahl der Asylbewerber aus den sechs Ländern Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien war zwischen den Jahren 2010 und 2015 sehr stark von 13.000 auf 144.000 angestiegen, lag aber im Jahr 2017 mit rund 20.000 wieder deutlich niedriger. In den Monaten Januar bis August des Jahres 2018 waren es sogar insgesamt nur noch 6.600, sodass der Jahreswert etwa auf dem Niveau des Jahres 2010 liegen dürfte. Dafür ist die Zahl der Personen mit Aufenthaltstiteln zur Erwerbstätigkeit aus den Westbalkanländern zwischen den Jahren 2015 und 2017 um rund 30.000, von 12.000 auf 42.000, gestiegen.
Gleichzeitig hat auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Personen aus Albanien, Bosnien und Herzegowina, dem Kosovo, Mazedonien und Serbien sehr stark von 183.000 im März 2015 auf 268.000 im März 2018 zugenommen. Dabei handelt es sich zu bedeutenden Teilen um qualifizierte Fachkräfte. So übten 162.000 dieser Personen im März 2018 eine Tätigkeit aus, die in der Regel eine mindestens zwei- bis dreijährige Berufsausbildung erfordert. Auch der Beschäftigtenanteil an der Gesamtbevölkerung aus den Westbalkanländern im erwerbsfähigen Alter ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Allerdings ist eine Aussage zum Beschäftigungsniveau schwierig, da sich die Bevölkerungszahlen aus den Westbalkanländern zwischen den beiden amtlichen Statistiken der Bevölkerungsfortschreibung und der Ausländerstatistik stark unterscheiden.
Diese positive Entwicklung dürfte großenteils auf die Verschärfungen im Asylsystem für Personen aus den Westbalkanländern in der Mitte des Jahrzehnts und die Vereinfachung des Arbeitsmarktzugangs mit der sogenannten Westbalkanregelung (§ 26 Abs. 2 BeschV) im Oktober 2015 zurückzuführen sein. Allerdings ist davon auszugehen, dass mit der Westbalkanregelung, wie ursprünglich intendiert, im eigentlichen Sinn nicht nur eine Alternative zum Asylantrag geschaffen wurde. Die heutigen Erwerbsmigranten sind tendenziell nämlich viel höher qualifiziert als die früheren Asylsuchenden und gehören anderen Bevölkerungsschichten in den Herkunftsländern an. Vor diesem Hintergrund ist auch nicht davon auszugehen, dass mit einer Übertragung der Westbalkanregelung auf andere Flüchtlingsherkunftsländer ohne weitere Maßnahmen die Asylzugangszahlen maßgeblich reduziert werden könnten. Auch ist mit Blick auf die Qualifikationsstruktur der Erwerbszuwanderer zu beachten, dass das Wohlstandsgefälle zwischen Deutschland und Westbalkanländern zwar groß ist, die Bevölkerung dort aber dennoch ein im internationalen Vergleich relativ hohes Qualifikationsniveau aufweist.
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