Das internationale Risikoumfeld für bayerische Unternehmen hat ein ernüchternd hohes Niveau erreicht, die Verunsicherung der Unternehmen steigt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage unter 300 bayerischen Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe und den industrienahen Dienstleistungen zu möglichen Geschäftsrisiken.
Internationale Risiken für bayerische Unternehmen 2024
Gutachten im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw)
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Das internationale Risikoumfeld für bayerische Unternehmen hat ein ernüchternd hohes Niveau erreicht, die Verunsicherung der Unternehmen steigt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage unter 300 bayerischen Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe und den industrienahen Dienstleistungen zu möglichen Geschäftsrisiken.
Verschärfte Risikolage erfordert agiles Risikomanagement und zeigt hohen Einfluss auf Standort- und Investitionsentscheidungen.
1.1 Risikolage auch im Jahr 2024 auf hohem Niveau
Bei 14 von 17 zum wiederholten Mal abgefragten Risikofaktoren blieb die Risikoeinschätzung der Firmen hoch oder verschärfte sich weiter. Ein klarer Rückgang der Risikoeinschätzung im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich nur bei den Themen Ausfall kritischer Infrastruktur, Klima-/Umweltpolitik Zielmärkte und Umbrüche durch Digitalisierung. Fachkräfte-Engpässe rangieren weiter ganz vorn. Strukturelle Kostensteigerungen (etwa hohe Energiepreise oder gestiegene Arbeitskosten) werden erneut als zweitgrößtes Risiko wahrgenommen. Auch Cyber-Kriminalität rangiert weiter unter den Top-3-Risikofaktoren. Zudem werden die Risiken Standortbedingungen sowie Protektionismus deutlich gravierender eingeschätzt als im Vorjahr. Sie wirken als zusätzliche Belastung in einem ohnehin schon sehr schwierigen Risikoumfeld.
1.2 Standortbedingungen werden zunehmend zum Problem
Die akuten Anpassungslasten infolge des Ukraine-Krieges haben etwas nachgelassen. Gleichzeitig werden die strukturellen Probleme Deutschlands immer stärker sichtbar. In der Gesamtschau zeichnet die Umfrage ein besorgniserregendes Bild der unternehmerischen Rahmenbedingungen. Der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern, perspektivisch verschärft durch die demografische Entwicklung in Deutschland, steht ganz vorn auf der Sorgenliste. Fast jedes zweite bayerische Unternehmen sieht hier ein hohes Risiko. Auch bei den strukturellen Kostensteigerungen und den Standortbedingungen in Deutschland, die etwa zwei von fünf Firmen als hohe Risiken einstufen, zeigen sich Verhärtungen.
1.3 Große und international tätige Unternehmen besonders risikosensibel
Wie in den Vorjahren zeigen sich Großunternehmen besonders risikosensibel, gefolgt von den stark internationalisierten Firmen. Hier ist allerdings eine aufgrund der Fallzahlen nur als Tendenz herauslesbare Differenzierung wichtig: Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Verarbeitenden Gewerbe sehen sich anscheinend sogar noch höheren Risiken ausgesetzt als Großunternehmen, was auch deshalb zur Sorge Anlass gibt, weil das Gegensteuern in dieser Gruppe besonders schwerfällt. Das Verhältnis zwischen dem Ausmaß an Gegenmaßnahmen und den Risiken fällt insgesamt etwas schlechter aus als im Vorjahr. Bei StudieJuli 2024 Internationale Risiken für bayerische Unternehmen 2024 Zusammenfassung 2 Gegenmaßnahmen wenig aktiv, allerdings auch besonders wenig risikosensibel sind nicht internationalisierte Unternehmen als Gesamtheit.
Alles in allem zeigt sich über alle Unternehmenstypen hinweg eine ansteigende Verunsicherung. Dabei sind Großunternehmen bei Gegenmaßnahmen wie im Vorjahr am aktivsten, gefolgt von stark internationalisierten Firmen. Generell gut vorbereitet sehen sich die bayerischen Unternehmen vor allem auf Cyber-Risiken. Das gilt überwiegend auch für die Digitalisierung, allerdings mit im Vergleich zum Vorjahr rückläufiger Tendenz. Für am wenigsten gewappnet halten sich die bayerischen Unternehmen bei den Risikofaktoren Standortbedingungen, Geopolitik und Finanzmarktkrise.
1.4 Wirtschaftspolitik gefordert Die Wirtschaftspolitik sollte diese
Unsicherheitsfaktoren ausräumen, betriebliche Anpassungsstrategien flankieren und nicht selbst zu weiterer Verunsicherung beitragen. Besonderes Augenmerk muss den Problemfaktoren gelten, bei denen die Unternehmen hohe Risiken sehen, die sich mit betrieblichen Maßnahmen aber nur begrenzt einhegen lassen: Geopolitik, Ausfall kritischer Infrastruktur sowie Klima-/Umweltpolitik. Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes sind besonders häufig von diesen und weiteren Risikofaktoren betroffen, was für den Industriestandort ein alarmierendes Ergebnis ist.
1.5 Teils hoher Einfluss auf Standort- und Investitionsentscheidungen
Für diese Studie wurden die Unternehmen zum zweiten Mal gefragt, ob die abgefragten Risiken ihr Geschäftsmodell gefährden, als Investitionshemmnis wirken oder Anlass für eine Auslandsverlagerung geben. Aus Sicht der bayerischen Firmen rangieren dabei strukturelle Kostensteigerungen, Fachkräfte-Engpässe, Standortbedingungen sowie Klima-/ Umweltpolitik, Standort als äußerst relevante Faktoren mit Antwortanteilen von knapp bis zu teilweise deutlich über einem Drittel ganz oben. Dass Geschäftsmodellrisiko und Investitionshemmnis oft ähnlich hoch bewertet werden, ist kritisch. Damit fallen notwendige Anpassungsschritte besonders schwer. Auch hier besteht hoher politischer Handlungsbedarf.
Die Reaktionsmöglichkeit „Auslandsverlagerung“ spielt für Großunternehmen und stark internationalisierte Firmen nach wie vor eine beachtliche Rolle. Fast jedes fünfte bayerische Großunternehmen und gut jedes siebte stark internationalisierte Unternehmen verfolgt wegen der schlechten Standortbedingungen und der Kostensteigerungen entsprechende Überlegungen. In die Tat umgesetzt würde dies den Standort Bayern empfindlich schwächen. Im Durchschnitt aller Industrieunternehmen werden Verlagerungspläne allerdings mittlerweile deutlich seltener genannt als im Vorjahr. Ob hier Möglichkeiten schon ausgereizt wurden oder Prüfungen ergeben haben, dass sie nicht erschließbar sind, beantwortet die Befragung nicht.
Internationale Risiken für bayerische Unternehmen 2024
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