1. Home
  2. Studien
  3. Stabil durch die Krise?: Verteilungsfolgen der Corona-Pandemie – eine Mikrosimulationsanalyse
Martin Beznoska / Judith Niehues / Maximilian Stockhausen IW-Report Nr. 65 10. Dezember 2020 Stabil durch die Krise?: Verteilungsfolgen der Corona-Pandemie – eine Mikrosimulationsanalyse

Die Corona-Pandemie hat das Jahr 2020 maßgeblich bestimmt und zumindest in jüngerer Zeit ungekannte (negative) Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft ausgeübt. Im Kern dieser Simulationsstudie steht deshalb die Frage, wie sich die Corona-Pandemie auf die Einkommenssituation und die soziale Ungleichheit in Deutschland ausgewirkt hat, und in welchem Umfang automatische Stabilisatoren des sozialen Sicherungssystems sowie zusätzliche Hilfsmaßnamen Verwerfungen durch die Krise abfedern konnten.

PDF herunterladen
Verteilungsfolgen der Corona-Pandemie – eine Mikrosimulationsanalyse
Martin Beznoska / Judith Niehues / Maximilian Stockhausen IW-Report Nr. 65 10. Dezember 2020

Stabil durch die Krise?: Verteilungsfolgen der Corona-Pandemie – eine Mikrosimulationsanalyse

IW-Report

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Die Corona-Pandemie hat das Jahr 2020 maßgeblich bestimmt und zumindest in jüngerer Zeit ungekannte (negative) Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft ausgeübt. Im Kern dieser Simulationsstudie steht deshalb die Frage, wie sich die Corona-Pandemie auf die Einkommenssituation und die soziale Ungleichheit in Deutschland ausgewirkt hat, und in welchem Umfang automatische Stabilisatoren des sozialen Sicherungssystems sowie zusätzliche Hilfsmaßnamen Verwerfungen durch die Krise abfedern konnten.

Dazu werden Haushaltsbefragungsdaten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahr 2018, die bis zum aktuellen Rand fortgeschrieben werden, mittels eines statistischen Matching-Verfahrens mit Umfragedaten des IW zu den finanziellen Folgen und subjektiven Einschätzungen der Corona-Krise aus dem August 2020 kombiniert. Mithilfe des Mikrosimulationsmodells IW-STATS werden aufgrund der sich ergebenden Einkommens- und Statusveränderungen in der Corona-Krise zu zahlende Steuern und Abgaben und erhaltene staatliche Transfers der Haushalte simuliert. Zudem werden bei der Analyse der Verteilungswirkungen die bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommen zugrunde gelegt, da aus der IW-Befragung hervorgeht, dass die Verteilung der Verluste bei individuellen Erwerbseinkommen bereits stark moderiert wird, wenn der Haushaltskontext berücksichtigt wird. Änderungen beim Kurzarbeitergeld, der einmalige Kinderbonus und andere Krisenhilfen werden dabei bestmöglich berücksichtigt.

In einem ersten Schritt kann so gezeigt werden, dass sich die Markteinkommen breiter Bevölkerungsschichten im Krisenjahr deutlich reduziert haben, wobei insbesondere Geringverdiener und Selbstständige verhältnismäßig stark betroffen sind. In einem zweiten Schritt zeigt sich die stabilisierende Wirkung der sozialstaatlichen Sicherungssysteme, die maßgeblich dazu beitragen, dass die Veränderungen in den verfügbaren Haushaltseinkommen deutlich geringer ausfallen. Der Effekt ist insbesondere in der unteren Einkommenshälfte ausgeprägt. Die Simulationsanalyse zeigt, dass die Ungleichheit in den Markteinkommen in der Krise zunimmt, aber nicht die Ungleichheit in den verfügbaren Haushaltseinkommen. Gleichzeitig zeigt der Vergleich zwischen 2019 und 2020 – wenn für beide Jahre dieselben krisenbedingten Einkommensverluste, aber nur im Jahr 2020 die Hilfsmaßnahmen modelliert werden –, dass die getroffenen Maßnahmen sowie unter anderem Reformen beim Kinderzuschlag (KIZ) und dem Wohngeld effektiv einem Anstieg der sozialen Ungleichheit im Krisenjahr entgegengewirkt haben. Welche langfristigen Folgen von der Corona-Pandemie auf die Verteilung der Einkommen vor und nach Steuern und Transferzahlungen ausgehen werden, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nicht vorhersagbar. Die Auswertung der bis zum Zeitpunkt der Analyse bekannten Verteilungseffekte legt jedoch nahe, dass das soziale Sicherungssystem – mit seinen bestehenden Elementen und durch das beherzte Eingreifen der Politik – einen wesentlichen Teil der Einkommensverluste abfedern konnte.

PDF herunterladen
Verteilungsfolgen der Corona-Pandemie – eine Mikrosimulationsanalyse
Martin Beznoska / Judith Niehues / Maximilian Stockhausen IW-Report Nr. 65 10. Dezember 2020

Martin Beznoska / Judith Niehues / Maximilian Stockhausen: Stabil durch die Krise? Verteilungsfolgen der Corona-Pandemie – eine Mikrosimulationsanalyse

IW-Report

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

PDF herunterladen
Martin Beznoska / Judith Niehues / Maximilian Stockhausen IW-Report Nr. 65 10. Dezember 2020

Michael Hüther: Stabil durch die Krise? Verteilungsfolgen der Corona-Pandemie

Statement

PDF herunterladen

PDF herunterladen
Martin Beznoska / Judith Niehues / Maximilian Stockhausen IW-Report Nr. 65 10. Dezember 2020

Stabil durch die Krise? Verteilungsfolgen der Corona-Pandemie

Materialien

PDF herunterladen

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Rentner nicht stärker betroffen als andere Haushalte
Martin Beznoska / Judith Niehues / Ruth Maria Schüler / Maximilian Stockhausen Pressemitteilung 3. April 2024

Inflation: Rentner nicht stärker betroffen als andere Haushalte

Die Kaufkraft von Rentnern der Gesetzlichen Rentenversicherung sank in den vergangenen Jahren nicht stärker als bei anderen Haushalten. Während die Coronapandemie Rentner nicht so stark getroffen hat, führten die Preissteigerungen spätestens seit 2022 zu ...

IW

Artikel lesen
Holger Schäfer / Christoph Schröder / Stefanie Seele IW-Kurzbericht Nr. 5 5. Februar 2024

Bürgergeld und Preisentwicklung

Die Preise stiegen zuletzt langsamer. Derzeit ist die Kaufkraft der Grundsicherung höher als vor vier Jahren. Regelbasiert bliebe die Grundsicherung im Wahljahr 2025 voraussichtlich unverändert. Die Politik sollte dennoch Ruhe bewahren und sich an die selbst ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880