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Markus Demary / Cornelius Kruse / Jonas Zdrzalek IW-Report Nr. 46 10. Dezember 2021 Welche Inflationsunterschiede bestehen in der Bevölkerung?

Inflationssorgen sind zunehmend wieder ein Thema in der Öffentlichkeit. Nach einer ausgedehnten Phase der Niedriginflation sind die Inflationsraten nun, teils auch durch gleichzeitig auftretende Sondereffekte, wieder angestiegen. Dies wirft vor allem Fragen danach auf, welche gesellschaftlichen Gruppen besonders von den Preisanstiegen betroffen sind.

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Welche Inflationsunterschiede bestehen in der Bevölkerung?
Markus Demary / Cornelius Kruse / Jonas Zdrzalek IW-Report Nr. 46 10. Dezember 2021

Welche Inflationsunterschiede bestehen in der Bevölkerung?

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Inflationssorgen sind zunehmend wieder ein Thema in der Öffentlichkeit. Nach einer ausgedehnten Phase der Niedriginflation sind die Inflationsraten nun, teils auch durch gleichzeitig auftretende Sondereffekte, wieder angestiegen. Dies wirft vor allem Fragen danach auf, welche gesellschaftlichen Gruppen besonders von den Preisanstiegen betroffen sind.

Als empirische Grundlage der vorliegenden Untersuchung dienen die Preisindizes des Statistischen Bundesamtes und Daten über das Konsumverhalten von Haushalten aus der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS).

Aus den berechneten individualisierten Preisindizes und Inflationsraten zeigt sich, dass ärmere Haushalte einer stärkeren Steigerung ihrer Lebenshaltungskosten gegenüberstehen als reichere Haushalte. Während die Lebenshaltungskosten der einkommensärmsten Haushalte langfristig, d.h. seit 1995, um 33,9 Prozent gestiegen sind, haben sich die Lebenshaltungskosten der einkommensreichsten Haushalte nur um 28,0 Prozent erhöht. Ein Grund hierfür ist, dass die ärmeren Haushalte einen größeren Anteil ihres Einkommens für Wohnen und Lebensmittel ausgeben, die recht stark im Preis gestiegen sind, während die einkommensreicheren Haushalte stärker Elektronikgeräte konsumieren, die qualitätsbereinigt im Preis gefallen sind.  

Zudem zeigt sich, dass sich ältere Haushalte einer höheren Steigerung der Lebenshaltungskosten gegenüberstehen als jüngere Haushalte. Während die Lebenshaltungskosten basierend auf dem Konsummuster eines 80-jährigen Haushalts langfristig um 42,6 Prozent gestiegen sind, haben sich die Lebenshaltungskosten basierend auf dem Konsummuster eines Haushalts im Alter von 18 bis 24 Jahren nur um 18,7 Prozent erhöht. Ein großer Unterschied liegt hier im Beitrag von Elektronikgeräten zur Inflationsentwicklung, die von den jüngeren stärker konsumiert werden als von älteren Haushalten.

Während sich nur geringe Inflationsunterschiede zwischen Mietern und Wohneigentümern zeigen, sind deutlichere Unterschiede hinsichtlich der Arbeitsmarktpartizipation erkennbar. Angestellte weisen geringere Steigerungen ihrer Lebenshaltungskosten auf als Rentner, was auch auf die unterschiedlichen Konsummuster nach Alter zurückgeführt werden kann. Während die Lebenshaltungskosten basierend auf dem Konsummuster der Angestellten langfristig um 27,5 Prozent angestiegen sind, so haben sich die Lebenshaltungskosten basierend auf dem Konsummuster der Rentner um 37,9 Prozent erhöht.

Bei den Lebenshaltungskosten von Single-Frauen finden sich langfristig höhere Inflationsraten als bei Single-Männern. Während die Lebenshaltungskosten der Frauen langfristig um 37,2 Prozent gestiegen sind, haben sich die Lebenshaltungskosten der Männer nur um 31,3 Prozent erhöht. Dies liegt unter anderem daran, dass die Männer einen höheren Anteil ihrer Lebenshaltungskosten für Elektronikgeräte ausgeben, die qualitätsbereinigt im Preis gefallen sind. Die Lebenshaltungskosten der Frauen sind in einem ähnlichen Ausmaß gestiegen wie die Lebenshaltungskosten der Alleinerziehenden, welche im Vergleich zu den Single-Männern ebenfalls weniger Geld für im Preis gefallene Güter ausgeben.

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