1. Home
  2. Studien
  3. Europäische Förderinstrumente für Windenergie
Markus Demary IW-Kurzbericht Nr. 80 29. September 2022 Europäische Förderinstrumente für Windenergie

Der Ausbau der Windenergie gehört zu den Pfeilern der Energiewende und der klimaneutralen Transformation. Die Europäische Investitionsbank und nationale Förderbanken unterstützen Investitionen in Windparks. Europäische Förderkredite und Garantien werden aber unterschiedlich stark genutzt.

PDF herunterladen
Europäische Förderinstrumente für Windenergie
Markus Demary IW-Kurzbericht Nr. 80 29. September 2022

Europäische Förderinstrumente für Windenergie

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Der Ausbau der Windenergie gehört zu den Pfeilern der Energiewende und der klimaneutralen Transformation. Die Europäische Investitionsbank und nationale Förderbanken unterstützen Investitionen in Windparks. Europäische Förderkredite und Garantien werden aber unterschiedlich stark genutzt.

Für die Finanzierung von Zukunftstechnologien spielen Förderbanken eine herausragende Rolle. Denn große Infrastrukturprojekte und Investitionen in die Energiewende können häufig nur mit ihrer Hilfe realisiert werden. Die Europäische Union fördert die Transformation beispielsweise durch den Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) und seinen Nachfolger InvestEU. Die Gelder werden durch die Europäische Investitionsbank (EIB) vergeben. Sie dienen der Mobilisierung von privatem Kapital durch Investoren, nationale Förderbanken und Geschäftsbanken. In der Regel ist ein größeres Konsortium an der Finanzierung von Windparks beteiligt. Denn für die Finanzierung ist ausschlaggebend, welche Risiken auftreten können, wer diese zu welchen Kosten tragen wird und ob diese in einem adäquaten Verhältnis zu den erwarteten Renditen stehen (Balks/Breloh, 2014). Den Garantieinstrumenten von EFSI und InvestEU kommt daher eine wichtige Rolle zu, denn sie verändern die Risikoaufteilung zu Gunsten der privaten Geldgeber und machen die Finanzierung von Windparks für sie attraktiver, so dass auch risikoscheuere Geldgeber ihr Kapital für die Finanzierung zur Verfügung stellen.   

Finanzierung in Deutschland

Für die Finanzierung von sechs Windparks in Deutschland wurden Kredite der EIB in Höhe von fast 2,2 Milliarden Euro genutzt und durch weiteres privates und öffentliches Kapital ergänzt. So wurden für das Windprojekt Trianel Borkum West II in der deutschen Nordsee Kredite von der EIB und der NRW.Bank zur Verfügung gestellt, während die KfW Ipex Bank, eine Tochter der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), das Vorhaben als Versicherungs- und technische Bank sowie als Vorfinanzierer für die Mehrwertsteuer unterstützte. Die belgische Bank Dexia stellte Garantien zur Kreditabsicherung bereit (EIB, 2010). Für den Offshore Windpark Global Tech I waren neun Gesellschafter als Eigenkapitalgeber und neben der EIB und der KfW zusätzlich noch 16 Geschäftsbanken als Fremdkapitalgeber beteiligt (EIB, 2011). Eine Kooperation zwischen EIB und KfW zusammen mit der Bremer Landesbank findet sich auch bei der Finanzierung des Windparks Butendiek. Die KfW finanziert über das Sonderprogramm „Offshore-Windenergie“ die Errichtung von bis zu zehn Offshore-Windparks in der deutschen Nord- oder Ostsee mit Krediten zu Marktkonditionen (BMWK, 2022).  

Trotz der hohen Volumina werden in Deutschland für die Finanzierung von Windparks nur durchschnittlich hohe Volumina an europäischen Mitteln gemessen an der Wirtschaftsleistung Deutschlands abgerufen. Während die EIB in der EU Windparks mit einem Volumen in Höhe von 0,07 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der EU finanziert, belaufen sich ihre Finanzierungsbeiträge in Deutschland nur auf 0,06 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (Abbildung).      

Inhaltselement mit der ID 11304
Inhaltselement mit der ID 11305
Inhaltselement mit der ID 11307

Belgien, Zypern und Österreich nutzen EU-Förderung stärker

Spitzenreiter im europäischen Vergleich ist Belgien. Für Windparks wurden hier Mittel der EIB in Höhe von 0,3 Prozent des belgischen Bruttoinlandsprodukts abgerufen. Insgesamt belaufen sich die Fördersummen auf 1,5 Milliarden Euro. Für die beiden Windparks Mermaid und Seastar wurden Garantien des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) in Höhe von 250 Millionen Euro genutzt (EIB, 2018). Auch für Northwester II wurden Garantien des EFSI beantragt, um privates Kapital zu mobilisieren. Die hohen Ambitionen in Belgien für den Ausbau der Windkraft können auch auf den geplanten Atomausstieg zurückzuführen sein sowie das Ziel, bis 2050 vollständig auf fossile Energie zu verzichten.

Der Windpark auf dem Berg Orites bei Paphos auf Zypern ist eher klein im Vergleich zu anderen Windparks und auch die Fördersumme von 65 Millionen Euro durch die EIB ist eher gering. Doch gemessen an der Größe der Wirtschaft von Zypern ist diese Förderung mit einem Volumen von 0,28 Prozent des BIP Zyperns auf Platz zwei in der EU.

Auf Platz drei in der EU liegt Österreich mit genutzten Fördermitteln in Höhe von 0,2 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukts. Für den größten österreichischen Windpark wurden Garantien des EFSI genutzt. Neben der EIB finanziert die UniCredit Bank Austria. Auch für die Finanzierung der Windparks Prinzendorf III, Powi I, Bruckneudorf und Höflein West wurden Garantien des EFSI genutzt (EIB, 2020). Die starke Nachfrage nach den Mitteln des EFSI kann auch auf die ambitionierten Klimaziele Österreichs zurückzuführen sein.   

Unterdurchschnittliche Nutzung von Fördermitteln in Frankreich und Italien

Einige Länder nutzen die Kreditinstrumente der EIB für den Ausbau von Windenergie nur in unterdurchschnittlichen Volumina. Dazu gehört beispielsweise Frankreich mit genutzten Kreditvolumina in Höhe von 0,04 Prozent des französischen Bruttoinlandsprodukts. In Frankreich wurden drei schwimmende Windparks finanziert. Dies ermöglicht es, die Turbinen in tieferen Gewässern zu installieren, wo der Wind stärker und beständiger weht (EIB, 2022). Ein möglicher Grund für die unterdurchschnittliche Nutzung von europäischen Fördermitteln ist, dass der Schwerpunkt der Energiegewinnung in Frankreich eher auf dem Einsatz von Kernkraft liegt.

In Italien werden die Mittel für den Ausbau der Windkraft ebenfalls nur unterdurchschnittlich genutzt. Auch hier belaufen sich die genutzten Fördervolumina auf nur 0,04 Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts. Gefördert wurden zwei Projekte mit einem Volumen von insgesamt 750 Millionen Euro.

Komplexe Finanzierungen

Die Finanzierung von Projekten der Energiewende ist nicht nur aufgrund der benötigten Volumina komplex, sondern auch wegen des Ausfallrisikos. Da viele dieser Finanzierungen eine hohe Risikostruktur aufweisen, werden Garantiegeber benötigt, um private Geldmittel zu mobilisieren. Der EFSI und sein Nachfolger InvestEU stellen die notwendigen Garantieinstrumente zur Mobilisierung privaten Kapitals für die klimaneutrale Transformation zur Verfügung.

Dass die Mittel der EIB in den einzelnen europäischen Ländern unterschiedlich stark genutzt werden, hat allerdings nicht nur mit den unterschiedlichen Windverhältnissen der einzelnen Regionen zu tun, die für die Installation von Windkraftanlagen eine wichtige Bedingung darstellen. So ist natürlich in Ländern mit einem Zugang zum Meer mit mehr Investitionen in Windkraft zu rechnen als in Ländern ohne einen Meerzugang. Nicht zu vernachlässigen sind die unterschiedlichen politischen Bestrebungen hin zu einer Energiewende, die beispielsweise in Belgien und Österreich deutlich ambitionierter als in Frankreich sind, was sich auch an der unterschiedlichen Anzahl an Windkraftprojekten und damit der unterschiedlich hohen Beteiligung von Förderbanken widerspiegelt.

PDF herunterladen
Europäische Förderinstrumente für Windenergie
Markus Demary IW-Kurzbericht Nr. 80 29. September 2022

Europäische Förderinstrumente für Windenergie

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Zwischen Sicherheitspolitik, Green Deal und Wettbewerbsfähigkeit – eine europapolitische Bestandsaufnahme
Knut Bergmann Veranstaltung 24. April 2024

Berliner Gespräche Frühjahrstagung: Zwischen Sicherheitspolitik, Green Deal und Wettbewerbsfähigkeit – eine europapolitische Bestandsaufnahme

Das Institut der deutschen Wirtschaft möchte Sie erneut zu einer virtuellen Variante der „Berliner Gespräche” einladen.

IW

Artikel lesen
Michael Hüther im Handelsblatt-Podcast Audio 19. April 2024

Die Zukunft Europas: Welche Prioritäten sind für die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend?

Die Europäische Union hat ihre neue strategische Agenda für die Jahre 2024 bis 2029 veröffentlicht. IW-Direktor Michael Hüther und HRI-Präsident Bert Rürup analysieren im Handelsblatt-Podcast „Economic Challenges” die Bedeutung der Wettbewerbsfähigkeit für die ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880