Derzeit ist für deutsche Unternehmen nur schwer absehbar, wie die zukünftigen Handelsbeziehungen mit dem UK aussehen werden. Dieser IW-Report gibt dazu erste Einschätzungen ab, um so die Planungsunsicherheit zu reduzieren.

Brexit: Was kommt auf die deutschen Unternehmen zu?
IW-Report
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Derzeit ist für deutsche Unternehmen nur schwer absehbar, wie die zukünftigen Handelsbeziehungen mit dem UK aussehen werden. Dieser IW-Report gibt dazu erste Einschätzungen ab, um so die Planungsunsicherheit zu reduzieren.
Zunächst wird der Blick auf die kurzfristigen Wirkungen des Brexits gelenkt. Aufgrund der gut 10-prozentigen Abwertung des britischen Pfunds gegenüber dem Euro nach dem Brexit-Referendum im Juni 2016 sind die deutschen Warenexporte in das UK vor allem im zweiten Halbjahr 2016 deutlich eingebrochen. Da sich die Ausfuhren seitdem weitgehend stabilisiert haben, scheint das Gros der negativen Wechselkurswirkungen bereits überwunden zu sein.
Eine Reihe von wichtigen Weichenstellungen bei der zukünftigen Wirtschaftspartnerschaft scheint aus heutiger Sicht wahrscheinlich realisiert werden zu können:
- Nach dem Austritt des UK Ende März 2019 wird es vermutlich eine Übergangsphase geben, die mindestens bis Ende 2020 dauern wird. Beide Seiten haben das gemeinsame Interesse, ihren Unternehmen nur eine einzige Änderung der Rahmenbedingungen zu-zumuten, die danach erfolgen soll. Da die EU strikte Anforderungen an die Übergangs-phase stellt, müssen die Brexit-Befürworter in der britischen Regierung freilich zu Kompromissen, vor allem bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit und Regulierungsübernahme, bereit sein.
- Das UK dürfte auf eine Zollunion mit der EU verzichten, um mit Drittstaaten liberale Freihandelsabkommen (FHA) auch über Zollpräferenzen verhandeln zu können. Damit kommt es für deutsche Firmen voraussichtlich zu kosten- und zeitaufwendigen Grenz-kontrollen.
- Da beide Seiten ein ambitioniertes FHA anstreben, wird es vermutlich nicht zu Zöllen im Warenhandel mit dem UK kommen. Sollten die Verhandlungen wider Erwarten scheitern, würden vor allem im Agrarwarenhandel hohe Zölle drohen, aber auch in einigen industriellen Produktgruppen wie PKW und LKW.
Wichtige Entscheidungen stehen aus Sicht deutscher Firmen vor allem in zwei Bereichen an:
- Durch den Austritt aus dem Binnenmarkt drohen mit dem Wegfall des freien Warenver-kehrs kostenträchtige nichttarifäre Handelshemmnisse. Hier stellt sich die Frage, ob und inwieweit das UK in wichtigen Bereichen Anreize hat, seine Regulierungen und Vorschriften auch in Zukunft an die der EU anzugleichen, und ob die EU sich trotz derzeit gegenteiliger Bekundungen auf Verfahren der gegenseitigen Anerkennung einlassen würde.
- Die EU wird vermutlich das grenzüberschreitende Angebot von UK-Finanzakteuren in Zukunft nicht im bisherigen Maß zulassen. Daher wird es wahrscheinlich für deutsche Firmen zu Einschränkungen beim Zugang zu möglicherweise wichtigen Finanzdienstleistungen kommen. Dies dürfte aber allenfalls bei stark spezialisierten Geschäften relevant werden, da Verlagerungen von UK-Anbietern in die EU und weitere Marktanpassungen zu erwarten sind.
Deutsche Firmen müssen sich auch auf weniger wahrscheinliche Ereignisse vorbereiten. So sind Notfallpläne für ein potenzielles No-Deal-Szenario unverzichtbar. Würde ein Austritt ohne ein Abkommen erfolgen, drohte zumindest vorübergehend ein regulatorisches Chaos.

Jürgen Matthes: Brexit – Was kommt auf die deutschen Unternehmen zu?
IW-Report
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

EU-Haushalt: Deutschland bleibt größter Nettozahler
Mehr als 237 Euro zahlte im Jahr 2022 jeder Deutscher netto an die EU, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) – kein anderes Land hat so tief in die Tasche gegriffen. Am meisten Geld geht an Deutschlands östlichen Nachbarn Polen.
IW
Wohin fließt das Geld aus dem EU-Haushalt?: Nettozahler und Nettoempfänger in der EU
Die deutsche Nettoposition ist im Jahr 2022 leicht gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, von 21,4 Milliarden Euro auf 19,7 Milliarden Euro. Sie liegt damit aber immer noch deutlich höher als in der Vor-Brexit-Zeit.
IW