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Jürgen Matthes IW-Kurzbericht Nr. 65 24. Juli 2025 Der China-Schock ist da: Problematische Entwicklung des Außenhandels mit China in 2025

In den ersten fünf Monaten 2025 entwickelt sich der Außenhandel mit China problematisch. Die deutschen Ausfuhren brachen massiv ein, die Einfuhren stiegen kräftig. Kaum noch etwas ist zu spüren von der vermeintlichen Win-win-Situation, die Peking immer wieder beschwört. Die EU-Handelspolitik ist gefordert.

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Problematische Entwicklung des Außenhandels mit China in 2025
Jürgen Matthes IW-Kurzbericht Nr. 65 24. Juli 2025

Der China-Schock ist da: Problematische Entwicklung des Außenhandels mit China in 2025

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

In den ersten fünf Monaten 2025 entwickelt sich der Außenhandel mit China problematisch. Die deutschen Ausfuhren brachen massiv ein, die Einfuhren stiegen kräftig. Kaum noch etwas ist zu spüren von der vermeintlichen Win-win-Situation, die Peking immer wieder beschwört. Die EU-Handelspolitik ist gefordert.

Vor dem EU-China-Gipfel zeigen sich immer mehr Probleme im Umgang mit China. China unterstützt weiterhin Russland gegen die Ukraine und will – nun offiziell bestätigt – unbedingt verhindern, dass Moskau den Krieg verliert. Chinas Exportkontrollen bei Seltenen Erden und nun auch bei Batterien zeigt, dass die chinesische Regierung nicht davor zurückschreckt, dem Westen massiv zu schaden. Dazu setzt sie die in diesen Produktbereichen von langer Hand aufgebaute weitgehende Monopolstellung als strategische Handelswaffe ein. Es war naives und sträfliches Wunschdenken, dass China dies nicht tun würde, weil es vertrauenswürdig sei und vermeintlich zu sehr vom Westen abhänge. Zudem macht China den Europäern immer mehr Konkurrenz und unterbietet heimische Unternehmen weltweit mit extremen Niedrigpreisen. Der chinesische Handelsbilanzüberschuss war noch nie so hoch wie im ersten Halbjahr 2025. Vor diesem Hintergrund zieht dieser Bericht eine erste Bilanz der Entwicklung des deutschen Außenhandels mit China in diesem Jahr. 

Außenhandel mit China divergiert

Der deutsche Außenhandel mit China entwickelt sich immer ungleichgewichtiger. 

  • Während die deutschen Ausfuhren insgesamt zwischen Januar und Mai gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum mit minus 0,2 Prozent stagniert haben, hat die deutsche Wirtschaft nach China wertmäßig 14,2 Prozent weniger Waren exportiert. Das ist ein enormer Einbruch. Schon zwischen 2022 und 2024 waren die China-Ausfuhren stark gesunken. Vergleicht man die ersten fünf Monate 2025 mit denen des Jahres 2022, so ergibt sich ein Rückgang von rund 23 Prozent.  
  • Dagegen sind die Einfuhren aus China überproportional gestiegen. Während die gesamten Warenimporte aus allen Ländern von Januar bis Mai 2025 um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zunahmen, ist bei China ein mehr als doppelt so starker Anstieg von 10 Prozent zu verzeichnen. Die mengenmäßigen Einfuhren (in Tonnen) legten sogar um knapp 16 Prozent zu. 
  • Das bedeutet, dass der durchschnittliche Preis der Importe aus China (Euro je Tonne) um rund 5 Prozent gefallen ist. China exportiert also seine Erzeugerpreisdeflation, die nicht zuletzt auf Überkapazitäten in einigen Sektoren dort zurückzuführen ist. 

Der starke Importanstieg dürfte bei einigen Produkten auch durch Handelsumlenkungseffekte zu erklären sein. Vermutlich haben chinesische Firmen einige ihrer Waren in die EU umgeleitet, die aufgrund der US-Strafzölle nicht mehr in die USA exportierbar sind. Allerdings ist das noch genauer zu prüfen. 

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Weil diese Entwicklung die deutsche Wirtschaft von mehreren Seiten gleichzeitig unter Druck setzt, lässt sich schlussfolgern: Der befürchtete China-Schock ist da. Denn mit dem geringeren Export nach China sinkt auch die darin enthaltene heimische Wertschöpfung und Beschäftigung. Jobkürzungen resultieren ebenso durch Exportverluste auf Drittmärkten, die China der deutschen Wirtschaft zunehmend streitig macht. Auch daheim nimmt die Importkonkurrenz aus China stark zu. Und das teils zu extremen Niedrigpreisen, die die Gewinnmargen deutscher Firmen einbrechen lassen – was ihre Mittel für Investitionen und Innovationen und damit ihre Anpassungsfähigkeit einschränkt. 

Branchenentwicklung

Diese Entwicklung trifft den Kern der deutschen Industrie und ist ein weiterer Belastungsfaktor für sie. In vielen wichtigen Industriebranchen sind die Einfuhren aus China in den ersten fünf Monaten 2025 gegenüber 2024 noch stärker gestiegen als die gesamten Einfuhren aus China (Abbildung). Besonders hoch war der Anstieg bei Metallerzeugnissen (rund 25 Prozent und bei Maschinen und Pharmaprodukten mit jeweils rund 19 Prozent). 

Bei Kraftwagen und Kraftwagenteilen gab es dagegen keinen Anstieg, sondern hier stagnierte der Importwert gegenüber dem Vorjahr (-0,4 Prozent). Der Einfuhrwert von PKW mit rein elektrischem Antrieb ging mit 38 Prozent sogar sehr stark zurück, wobei die importierte Anzahl um 30 Prozent sank. Die seit Herbst 2024 erhobenen Ausgleichszölle der Europäischen Union auf subventionierte E-Autos aus China scheinen also zu wirken. 

Dagegen sind die Exporte von Kraftwagen und Kraftwagenteilen nach China von Januar bis Mai 2025 mit fast 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr massiv und weit überproportional eingebrochen. Über 60 Prozent des gesamten Exportrückgangs nach China ist allein auf diesen Sektor zurückzuführen. Der Auto-Exportmarkt China implodiert zusehends. 

Dabei waren Kraftwagen und -teile noch bis 2024 die wichtigsten deutschen Warengruppen beim China-Export. Das hat sich in den ersten fünf Monaten dieses Jahres geändert, jetzt haben Maschinen den Autos den Rang abgelaufen. Doch auch der Maschinenbau musste einen Exportrückgang von über 11 Prozent hinnehmen. Überproportional gingen die Ausfuhren auch bei Metallerzeugnissen und Elektrischen Ausrüstungen zurück. 

Wettbewerb mit unfairen Zügen

Chinesische Produkte werden oft zu extremen Niedrigpreisen angeboten. So zeigte eine IW-Umfrage im Jahr 2024 (Matthes/Schmitz, 2024): Rund die Hälfte der befragten Industrieunternehmen mit China-Konkurrenz in ihren Absatzmärkten gab an, dass die chinesischen Wettbewerber ihre Waren zu Preisen anbieten, die um mehr als 30 Prozent unter den eigenen liegen. Ein so großer Preisvorteil lässt sich allein mit möglichen Effizienz- und Innovationsfortschritten chinesischer Firmen kaum erklären. Tatsächlich zeigen zahlreiche Studien und auch die E-Auto-Untersuchung, dass China seine Unternehmen massiv subventioniert, vom Anfang bis zum Ende der Wertschöpfungskette (Matthes, 2020). 

Weitere enorme Preisvorteile Chinas ergeben sich aus einer erheblichen Unterbewertung des Yuan gegenüber dem Euro (Matthes, 2025). Eigentlich hätte die chinesische Währung gegenüber dem Euro deutlich aufwerten müssen. Denn das deutsche Handelsbilanzdefizit mit China schoss nach 2020 massiv nach oben, weil die Erzeugerpreise in Deutschland in diesem Zeitraum stark stiegen, während das in China kaum der Fall war. 

Chinas Niedrigpreise sind also teilweise auf unfaire Wettbewerbsverzerrungen zurückzuführen. 

Verstärkte De-Industrialisierung

Der teils unfaire chinesische Konkurrenzdruck verstärkt die De-Industrialisierungstendenzen hierzulande noch weiter. In der erwähnten IW-Umfrage gab ebenfalls die Hälfte der befragten Industrieunternehmen mit China-Konkurrenz an, als Folge davon Produktion und Beschäftigung abzubauen (Matthes/Schmitz, 2024). 

Besonders der deutsche Mittelstand mit seinen qualitativ hochwertigen Zulieferprodukten kommt immer mehr unter Druck. Denn zunehmend scheinen deutsche und europäische Unternehmen ihre Vorleistungen nicht mehr in Deutschland, sondern in China einzukaufen. Das gilt auch für die großen Autohersteller und deutsche Maschinenbauer, wie Firmenbeispiele zeigen. Hier droht ein schleichendes Hollowing out der deutschen industriellen Basis. 

Die Kombination aus hohem Kostendruck in Deutschland und teils unfairer China-Konkurrenz erweist sich als toxischer Mix. Hierzulande sind die Kosten für Unternehmen seit 2020 massiv gestiegen und das vor allem im Zuge der Lieferkettenengpässe während der Corona-Pandemie und der Energiekrise, also aufgrund unverschuldeter externer Schocks (Deutsche Bundesbank, 2025). Das zwingt viele Firmen zu massiven Kosteneinsparungen. Um ihre Vorleistungskosten zu senken, kommt China mit seinen extremen Niedrigpreisen aus ihrer Sicht wie gerufen. Wer nicht mitmacht, verliert Marktanteile an diejenigen Konkurrenten, die Chinas Preisvorteile voll für sich nutzen. Der Markt zwingt deutsche Unternehmen letztlich dazu, immer mehr auf chinesische Vorleistungen zu setzen – zulasten der heimischen Wertschöpfung und Beschäftigung. China profitiert daher von den teils unverschuldeten Problemen der deutschen Wirtschaft. Wie in einem löchrigen Fass bei höherem Druck mehr Wasser entweicht, so schreitet die De-Industrialisierung hierzulande noch schneller fort, weil der enorme Kostendruck immer mehr Wertschöpfung nach China abwandern lässt. 

In dieser Situation sind chinesische Wettbewerbsverzerrungen durch Subventionen und durch die Unterbewertung des Yuan gegenüber dem Euro nicht mehr zu tolerieren. Daher ist es höchste Zeit, dass sich die EU-Handelspolitik umfassender dagegen wehrt, um wieder ein Level-Playing-Field zu ermöglichen.  

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