Chinas Anteile an den Warenimporten der EU-Länder stiegen im Zeitraum 2000 bis 2019 sehr deutlich, mit einem Schwerpunkt auf der ersten Dekade. Deutschlands Anteile waren dagegen seit 2005 im Trend rückläufig.
Konkurrenzdruck durch China auf dem EU-Markt: Ein tiefer Blick in Außenhandelsstatistik und Industriebranchen
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Chinas Anteile an den Warenimporten der EU-Länder stiegen im Zeitraum 2000 bis 2019 sehr deutlich, mit einem Schwerpunkt auf der ersten Dekade. Deutschlands Anteile waren dagegen seit 2005 im Trend rückläufig.
Bei den in dieser Studie betrachteten anspruchsvollen industriellen Produktgruppen insgesamt ist dieser Gegensatz noch stärker ausgeprägt als bei allen Warenimporten. Zudem haben sich die chinesischen Exporte sehr deutlich in Richtung dieser anspruchsvollen Industriewaren verschoben. Deren Anteil an den EU-Importen aus China in allen Produktgruppen stieg von 50,7 Prozent (2000) auf 68,2 Prozent (2019). In fast allen einzelnen zweistelligen Produktgruppen, die grob den bekannten deutschen Industriebranchen zuzurechnen sind, baute China seine Anteile aus, auch hier mit einem Schwerpunkt auf den 2000er Jahren. Dagegen war der Anteil der EU-Importe aus Deutschland ganz überwiegend moderat rückläufig, ging aber meist erst in den 2010er Jahren zurück. Diese Entwicklung fand parallel zu einer Abwertung des Euro gegenüber dem chinesischen Yuan statt. Deutschland verlor also Marktanteile in Europa, obwohl sich seine wechselkursbedingte preisliche Wettbewerbsfähigkeit gegenüber China tendenziell verbesserte. Das macht den Anteilsrückgang noch relevanter. Chinas Exporterfolge lassen sich zudem nicht mehr mit dem früher gültigen Hinweis relativieren, dass sie überwiegend aus importierten Vorprodukten bestehen, die in China – sozusagen auf einer verlängerten Werkbank – nur zusammengebaut werden. Im Gegenteil, der Anteil heimischer Wertschöpfung in den Exporten Chinas stieg zwischen 2005 und 2016 stark an und liegt inzwischen in den meisten Branchen sogar höher als der deutsche Anteil.
Wären chinesische und deutsche Produkte komplementär zueinander, sollte ein steigender Anteil Chinas an den EU-Importen in den einzelnen Produktgruppen tendenziell nicht mit einem rückläufigen Anteil Deutschlands einhergehen, sondern zulasten der Anteile anderer Staaten mit weniger anspruchsvollen Produkten gehen. Auf der vierstelligen Produktebene zeigt sich jedoch eine – allerdings nur geringfügig – negative Korrelation von rund –0,2 zwischen den Anteilsveränderungen Chinas und Deutschland. Tendenziell, aber keinesfalls durchweg geht also ein steigender Importanteil Chinas mit einem sinkenden Anteil Deutschlands einher. Bei den Top-25-Importgütern aus deutscher Sicht liegt die negative Korrelation in der Größenordnung von –0,3 in den 2000er Jahren und –0,5 in den 2010er Jahren. Diese Ergebnisse sind aus verschiedenen Gründen mit Vorsicht zu interpretieren und als ein Indiz von mehreren Indizien für einen zunehmenden Konkurrenzdruck zu werten. In den 2010er Jahren gab es unter den Top-25-Produktgruppen deutlich mehr Gruppen, bei denen ein Anteilsanstieg Chinas mit einem Anteilsrückgang aus deutscher Sicht zusammenfiel. In zwölf von 25 Produktgruppen mit steigendem chinesischem Anteil sanken die deutschen Importanteile in den 2010er Jahren, während sie in den 2000er Jahren noch gestiegen waren. Der Wert der EU-Importe aus Deutschland in diesen zwölf Produktgruppen betrug 242 Milliarden Euro im Jahr 2019. Auch hierin liegt damit ein wichtiges Indiz dafür vor, dass die chinesische Konkurrenz in den Produktgruppen zuzunehmen scheint, die für Deutschland wichtig sind. Auch in den fünf aus deutscher Sicht wichtigsten Produktgruppen sind in den 2010er Jahren deutlich mehr negative Anteilsveränderungen zu erkennen als in den 2000er Jahren. Hierzu zählen die Produktgruppen Kraftwagen, Kraftwagenteile, pharmazeutische Spezialitäten, Kunststoffe in Primärformen sowie Luft- und Rahmfahrzeuge. In fünf der zehn wichtigsten Produktgruppen ist die approximierte Qualität der Importe aus China in jüngerer Zeit zumeist deutlich gestiegen.
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