1. Home
  2. Studien
  3. 67,5 Milliarden Euro für erkrankte Mitarbeiter
Jochen Pimpertz IW-Kurzbericht Nr. 128 23. Dezember 2020 67,5 Milliarden Euro für erkrankte Mitarbeiter

Für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall haben die Arbeitgeber im Jahr 2019 insgesamt 67,5 Milliarden Euro an Bruttogehältern und darauf fällige Sozialversicherungsbeiträge aufgewendet. Im Corona-Jahr wird die Summe voraussichtlich noch höher ausfallen.

PDF herunterladen
67,5 Milliarden Euro für erkrankte Mitarbeiter
Jochen Pimpertz IW-Kurzbericht Nr. 128 23. Dezember 2020

67,5 Milliarden Euro für erkrankte Mitarbeiter

IW-Kurzbericht

PDF herunterladen Zitieren

Kopieren Sie die Informationen:

Der Link wurde zu Ihrer Zwischenablage hinzugefügt!

Teilen Sie diesen Artikel:

oder kopieren Sie den folgenden Link:

Der Link wurde zu Ihrer Zwischenablage hinzugefügt!

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall haben die Arbeitgeber im Jahr 2019 insgesamt 67,5 Milliarden Euro an Bruttogehältern und darauf fällige Sozialversicherungsbeiträge aufgewendet. Im Corona-Jahr wird die Summe voraussichtlich noch höher ausfallen.

Nach den Daten des Dachverbands der Betriebskrankenkassen verharrte der Krankenstand im Jahr 2019 auf dem Niveau des Vorjahres. Damit konnte der langjährige Trend steigender Krankenstände zwar gestoppt werden, eine Trendumkehr zeichnet sich aber nicht ab (BKK-Dachverband, 2020a, 78).

Krankheitsbedingte Fehlzeiten sind nicht nur eine Herausforderung für die betrieblichen Abläufe – Produktions- und Lieferverpflichtun-gen müssen auch bei reduzierter Belegschaft eingehalten werden. Aufgrund der Lohnfortzahlungspflicht wirken sie sich auch unmittelbar auf die Arbeitskosten aus.

Denn fehlt ein Mitarbeiter krankheitsbedingt, zahlt der Arbeitgeber das volle Gehalt für bis zu sechs Wochen (§ 3 EFZG). Kürzere Fehl-zeiten, die auf dieselbe Erkrankung zurückzuführen sind, werden dabei innerhalb von 12 Monaten summiert. Bei anderen Diagnosen beginnt die sechswöchige Frist von neuem. Erst danach ersetzt das Krankengeld der gesetzlichen Kassen die Entgelt-fortzahlung. Das beträgt 70 Prozent des regelmäßigen Bruttoentgelts (§ 47 SGB V).

Die Aufwendungen für die Fortzahlung der Bruttoentgelte werden im Sozialbudget dokumentiert (BMAS, 2020). Sieht man von Zeiten des Mutterschutzes ab, zahlten die Arbeitgeber 2019 demnach 56,2 Milliarden Euro an ihre erkrankten Mitarbeiter. Die darauf anfallenden Arbeitgeberbeiträge zur gesetzlichen Sozialversicherung müssen dagegen geschätzt werden.

Inhaltselement mit der ID 8259
Inhaltselement mit der ID 8261
Inhaltselement mit der ID 8260

Beiträge werden – abgesehen von der gesetzlichen Unfallversicherung – nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze fällig. Eine einfache Hochrechnung mit dem anteiligen Beitragssatz droht deshalb die zusätzlichen Arbeitgeberaufwendungen zu überschätzen. Näherungsweise kann der beitragsfreie Gehaltsanteil mit Hilfe der Versichertenstatistik der Gesetzlichen Rentenversicherung bestimmt werden (Deutsche Rentenversicherung, 2018). Dabei wird unterstellt, dass Unternehmen auch für privat krankenversicherte Mitarbeiter einen Arbeitgeberzuschuss in der Höhe zahlen, der alternativ in der gesetzlichen Versicherung fällig wäre. Neben den Arbeitgeberbeiträgen zur Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung zahlen die Unternehmen auch den Beitrag zur gesetzlichen Unfallversicherung weiter, der für die Gewerbliche Wirtschaft als durch-schnittlicher Prozentsatz aus Beitragssoll und Entgeltsumme berechnet wird (DGUV, 2019).

Für die krankheitsbedingt ausfallenden Mitarbeiter sind so 2019 geschätzt 11,3 Milliarden Euro an Arbeitgeberbeiträgen hinzuzurechnen. In der Summe zahlten sie also 67,5 Milliarden Euro – rund 3,4 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Dazu trägt auch bei, dass der Zusatz­beitrag zur Gesetzlichen Krankenversicherung seit dem 1.1.2019 nicht länger allein von den Versicherten, sondern paritätisch finanziert wird.

Die Aufwendungen sind aber nicht nur aufgrund der langfristig zunehmenden Fehlzeiten gestiegen. Denn selbst bei einer konstanten Fehlzeitenquote hätten auch die günstige Beschäftigungsentwicklung zusammen mit den jährlichen Gehaltsanpassungen zu stetig steigenden nominalen Aufwendungen geführt.

PDF herunterladen
67,5 Milliarden Euro für erkrankte Mitarbeiter
Jochen Pimpertz IW-Kurzbericht Nr. 128 23. Dezember 2020

Jochen Pimpertz: 67,5 Milliarden Euro für erkrankte Mitarbeiter

IW-Kurzbericht

PDF herunterladen Zitieren

Kopieren Sie die Informationen:

Der Link wurde zu Ihrer Zwischenablage hinzugefügt!

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Teilen Sie diesen Artikel:

oder kopieren Sie den folgenden Link:

Der Link wurde zu Ihrer Zwischenablage hinzugefügt!

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Michael Hüther Externe Veröffentlichung 25. Mai 2023

Volkswirtschaftliche Einordnung der Pandemieschäden

Dieses Kapitel ordnet die volkswirtschaftlichen Schäden der Corona-Pandemie ein. Dabei werden zunächst die Wertschöpfungsverluste, die sich auf mehrere hunderte Milliarden Euro beziffern lassen, in der Systematik der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ...

IW

Artikel lesen
Christian Rusche / Samina Sultan in Wirtschaftsdienst Externe Veröffentlichung 21. März 2023

Analysen Coronahilfen: Beihilfen im Lichte der Coronapandemie

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie haben die Volkswirtschaften der EU schwer getroffen. Zur Unterstützung haben die Mitgliedstaaten erhebliche Finanzmittel in die Wirtschaft gelenkt und die EU hat die entsprechenden Beihilferegeln, die den ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880